Bin ich krank...?

Hallo liebe Community

Ich bin 43 und seit rd. 4 Jahren mit meiner depressiven Frau verheiratet. Wir haben einen 13-jährigen Sohn aus erster Ehe von meiner Frau und eine gemeiname, 2.5-jährige Tochter.

Meine Frau hat seit der Geburt unserer Tochter bereits die 4. schwere depressive Episode, obwohl sie seit Jahren in therapeutischer Behandlung ist und wir umfassend unterstützt werden (Familienbegleitung, Haushaltshilfe, Kita, Eltern etc.).

Die Sitaution ist für mich sehr belastend. Wir haben sehr viele Konflikte zu Erziehungsthemen (Patchwork und Kleinkind). Meine Frau hat Schwierigkeiten, die Kinder zu führen und vernünftige Entscheide zu treffen. Unangenehmen Situationen weicht sie ständig aus und von mir erwartet sie jederzeitige Präsenz und Kompensation ihrer Unzulänglichkeiten. Wenn ich mal ein Erziehungsthema anspreche, wird es ihr schnell zu viel und reagiert gereizt. Organisatorisches und Erziehungstechnisches getraue ich mich kaum anzusprechen, da ich befürchten muss, dass sie das noch mehr unter Druck setzt. Die Stimmung ist meist sehr gedämpft und angespannt, da unberechenbar. Mal hat sie ihre Krise und ab und zu lupft es mir auch mal den Deckel.

Leider kann ich seit einiger Zeit auch keine Freude mehr zu Hause und zunehmend auch bei der Arbeit verspüren. Nach den Wochenenden mit der Familie fühle ich mich stets erschöpft und vieles fühlt sich so mühsam und belastend an. Soziale Kontakte versuche ich möglichst zu vermeiden und mit jemandem darüber reden habe ich keinen Bock, da ich mich oft nicht verstanden fühle und ich auf gut gemeinte, aber nicht hilfreiche Tipps gerne verzichten möchte. Nun frage ich mich, ist das ganz normal in einer solchen Situation oder bin ich auf bestem Weg, ebenfalls krank zu werden?

Grüsse

Cosi

Beste Antwort

  • Vidonia
    Vidonia ✭✭
    Antwort ✓

    Lieber @Cosi

    Erstens möchte ich dir sagen, dass es echt super ist das du dich hier meldest/Hilfe suchst.

    Nun, selbst bin schon viele Jahre betroffen von mehreren Psychischen Erkrankungen-unter anderem chronischer Depression. Und meine Mutter war Ebenfalls schwer depressiv. Ich kenne daher beide Perspektiven.

    Ich kann dich absolut verstehen! Sowas ist super anstrengend! Leider werden Angehörige oft etwas vernachlässigt… Ob du selbst krank bist kann und will ich nicht beurteilen. Aber es klingt sehr danach, dass dir langsam die Luft ausgeht. Die ganze Dynamik ist sehr belastend. Und für die Kinder leider auch nicht gerade super.

    Was mir so spontan einfällt: Hast du eine feste "Me time" eingeplant? Also dass du mit deiner Frau fix abmachst, dass du zb. 3mal in der Woche um eine feste Zeit, jeweils zb. 3 Stunden nur für dich hast. Diese Zeit darfst du für dich nutzen.(die Zeiten sind jetzt nur ein Beispiel). Ich denke es ist wichtig, dass du auch Zeit für dich haben darfst.
    Und diese kurze Zeit kann deine Frau bestimmt auf die Kinder schauen. Oder sonst Grosserltern etc…Hauptsache du kriegst auch deine Zeit für dich.

    Der andere Punkt den ich noch wichtig finde ist, dass ihr besser miteinander kommunizieren könnt. Das wäre sicherlich in ner Paartherapie gut machbar. Denn so wie es klingt gibts einige Unklarheiten. Und es kanns nicht sein, dass du alles "ausbaden" musst. Ja, deine Frau ist krank-aber es sollte nun nicht soweit kommen, dass du davon ne Co-Depression erhältst. Das wäre das letzte was ihr gebrauchen könntet.

    Tipps zum Umgang mit deiner Frau lass ich jetzt mal sein.😉

    Du darfst mir sonst gerne schreiben-auch falls du einfach ein offenes Ohr brauchst.
    Aber bitte achte auf dich! Es ist keine einfache Situation-aber ihr könnt das meistern!💪🏽✌️

    Liebe Grüsse

Antworten

  • Als Mann:

    Möchte ich auch…..

    Einfach ein wenig ausspannen.

    Im Familienalltag.

    Hallo Cosi

    Du fühlst Dich vielleicht alleine. Doch bist Du nicht einzig und allein in solchen Situationen. Es gibt viele ähnliche "Schicksale"...

    Neben meinem eigenen Mitempfinden, weiss ich mindestens noch von zwei Typen, welche mit so einem Beziehungsgebilde zu tun haben.

    H. hatte mit der ersten verstorbenen Frau drei Kinder. Die sind ihm sozusagen geblieben. Er heiratete wieder und bekam mit der neuen Frau noch ein Kind. Was denkst Du, wie diese Familie funktioniert?! Auch bei einigermaßen guten Umständen gar nicht so einfach. H. bekommt noch die Diagnose Asperger und das ist ein gefundenes Fressen für seine Frau, denn nun kann sie ganz einfach von sich und ihrer eigenen unverarbeiteten Geschichte ablenken, in dem sie ständig auf ihm herum hackt, auch in Gegenwart der Kinder. Sie sieht sich als die Gesunde und erlaubt sich ihre Gefühlsausbrüche mit dem Hinweis, dass er der Abnormale ist, der dafür verantwortlich ist, dass diese Ehe nicht gut läuft….. er hat sich entschieden, dieses Leben auszuhalten, da sie nicht bereit ist, systemisches Coaching anzunehmen.

    S. hat erwachsene Kinder und muss vorsichtig sein, was er in seiner Beziehung anspricht, da sie schlimme Kindheit hatte. Der Austausch mit ihm zeigt mir, sei dankbar für die gute Zeit in Deiner Beziehung und akzeptiere die Schwierigkeiten mit der Frau, da sie nicht in der Lage ist, sich therapeutisch mit sich selbst auseinander zu setzen. Natürlich braucht Mann in so einem Leben ziemlich Kraft und Geduld. Doch könnte es männlich sein, sich aus der Beziehung zu befreien?! Ich denke, eher nicht. Und es ist klar, dass man selbst müde und vielleicht ausgelaugt ist. Immer öfter!? Da ist jeder Mann gefordert, womöglich zu reflektieren. Wie tanke ich auf, was gibt mir Unterstützung?

  • domino
    domino ✭✭✭✭

    Hallo @Cosi,

    zuerst einmal herzlich willkommen in unserer Community! Sieh es vor allem auch als einen ersten Schritt, wieder auf Menschen zuzugehen, dich mitzuteilen und Unterstützung zu erfahren. Hier bist du nicht allein – viele von uns kennen ähnliche Herausforderungen und wissen, wie schwer es sein kann, mit einer belastenden familiären Situation umzugehen.

    Dass du nach den Wochenenden erschöpft bist, dich zunehmend zurückziehst und kaum noch Freude empfindest, sind ernstzunehmende Warnsignale. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass du bereits krank bist, aber es zeigt, dass deine Belastungsgrenze erreicht oder überschritten sein könnte.

    Im Hinblick auf deine momentane Situation kann man verstehen, dass du keine Lust auf gut gemeinte, aber wenig hilfreiche Ratschläge hast. Vielleicht könnte es dennoch hilfreich sein, mit jemandem zu sprechen, der deine Situation neutral betrachtet – sei es ein Therapeut, eine Beratungsstelle oder eine Selbsthilfegruppe für Angehörige von Menschen mit Depressionen. Nicht, um dir zusätzliche Aufgaben aufzutragen, sondern um dir einen Raum zu geben, in dem es einmal nur um dich geht.
    Hast du aktuell Möglichkeiten, dir zumindest kleine Auszeiten zu nehmen? Es ist keine Schwäche, sondern eine Notwendigkeit, auch auf sich selbst zu achten – gerade, wenn man langfristig für andere da sein möchte.

    Ich wünsche dir viel Kraft und hoffe, dass du hier im Forum einen Ort findest, an dem du dich verstanden fühlst. Wenn du magst, kannst du dich jederzeit weiter austauschen – wir hören dir gerne zu.

    Alles Gute und nochmals herzlich willkommen!

    Bleibt schön gesund...

    Viele Grüße aus dem wunderschönen Harz

    vom Frank alias domino! 😎

  • Hallo @Cosi,

    danke für dene Offenheit. Einige Kommentare hast du schon erhalten.

    Ich kann sehr gut verstehen, dass man auf gut gemeinte Ratschläge verzichten kann.

    Vielleicht ist dies aber noch etwas anderes von Erfahrungen von anderen Menschen zu profitieren. Es gibt nämlich auch Selbsthilfegruppen für Angehörige von Menschen mit einer psychischen Erkrankung. Viele Menschen nutzen solche Gruppen, um einen Ort haben um mit jemanden über die Situation sprechen zu können und gleichzeitig verstanden zu werden.

    Viele Grüße