Hat jemand Erfahrung mit Unterstützungsmöglichkeiten trotz unklarer Diagnose?
Hallo Zusammen,
Hat jemand von euch Erfahrung, was Unterstützungsmöglichkeiten (z. B. Ergotherapie, Nachteilsausgleich usw.) bei psychischen Erkrankungen, ohne klare Diagnose angeht?
Ich habe ca. 8 Jahre Psychotherapie mit einmaligem Klinikaufenthalt hinter mir, in welchem Depressive Phasen und die Art, wie ich aufgewachsen bin im Fokus der Behandlung standen. Irgendwann wurde mir auch ein Medikament gegen Generalisierte Angststörung verschrieben, ohne jedoch eine entsprechende diagnostische Abklärung zu machen. Im letzten Sommer habe ich in der Therapie nochmals ein Depressionsscreening gemacht, weil die Symptome, die ich seit Jahren auch unter "depressionsbedingt" (Konzentrationsstörungen, Unruhe, Schlafstörungen usw.) verbucht hatte, gerade wieder stärker zu Tage traten. Dass Screening viel negativ aus - keine klinisch relevanten depressiven Symptome. Seither hinterfrage ich alles.
Durch die allgemeine mediale Aufmerksamkeit zum Thema ADHS bin ich auf die Thematik aufmerksam geworden. Nach langem hin-und her mit meiner Therapeutin (sie steht gar nicht auf Diagnosen) konnte ich mich doch zu einem externen ADHS-Abklärung anmelden. Diese haben wir letzten Monat beendet, mit dem Ergebnis: Verdachtsdiagnose ADHS. Weil zu viele andere mögliche und ungeklärte Diagnosen im Raum stehen kann die Symptomatik, die jedoch voll Erfüllt ist, nicht einzig auf ADHS zurückgeführt werden. So weit so gut und verständlich.
Zurück bei meiner Therapeutin kämpfe ich jetzt seit einem Monat um weitere Klärung der Thematik. Die Abklärungsstelle hat mich für die weitere Diagnostik an meine Therapeutin verwiesen, da sie einzig ADHS abklären. Meine Psychologin hat mich an meine Psychiaterin verwiesen, welche mich wieder an meine Psychologin zurückverwiesen hat, da sie die Fallführung habe. Zurück bei meiner Psychologin muss ich mich wieder rechtfertigen, weshalb das denn so wichtig für mich sei? Sie ist auch enttäuscht von der Abklärungsstelle, da diese Abklärung ja noch mehr Fragen aufgeworfen habe, als sie geklärt habe.
Wenn ich meine Herausforderungen im Alltag und auf Arbeit/im Studium beschreibe, weist sie mich jeweils auf meine Ressourcen hin und was ich doch schon alles geschaft habe und dass ich weniger streng mit mir selbst sein soll/ die negativen Denkmuster angehen soll. Ressourcenorientierung in ehren - ist in vielen Zusammenhängen sehr berechtigt und wichtig (Stichwort Depression) - aber ich habe jedes mal wieder das Gefühl nicht gesehen und gehört zu werden bei Dingen die für mich sehr real und allgegenwärtig sind und nicht bloss meiner perspertivischen Wahrnehmung der Situationen entspringen.
In der letzten Sitzung hat sie das erste mal ausgedeutscht, dass sie selbst keine Diagnostik macht. Im gleichen Atemzug bietet sie mir an Vorabscreenings mit mir zu machen und dass diese mir ja vielleicht schon helfen. Die Fragebogen, die sie mir gegeben hat sind allerdings einzig Selbsteinschätzungsfragebogen zu verschiedenen Diagnosen, die jeweil eine Empfehlung abgeben, ob die Thematik mit einer Fachperson genauer abgeklärt werden sollte. Zudem habe ich diese natürlich selbst schon online gefunden, da frei zugänglich, und dabei ist eben herausgekommen, dass ich die Thematik mit einer Fachperson genauer anzuschauen sollte.
Ist es so unverständlich, dass ich Klarheit über meine Diagnose(n) und dadurch auch mehr Klarheit über mich haben möchte? Schliesslich bin ja auch ich 24/7 mit mir selbst unterwegs und nicht sie. In der letzten Sitzung hat sie auch geäussert, dass sie eher denkt, dass die Thematik mich so beschäftigt, da ich die Diagnose damals in meine Identitätsblidung mitaufgenommen habe und dass sie sich nicht wirklich vorstellen könne, dass sie die Symptomatik einer anderen Diagnose die ganze Zeit übersehen hätte. Dies könnte ja aber sehr simpel via Diagnostik überprüft werden, oder übersehe ich dabei etwas?
Ich habe nun von der Option Ergotherapie erfahren und bin aktuell auf der Suche nach einem Platz. Meine Psychiaterin wird eine Verordnung schreiben. Aber Sowohl für Ergotherapie, wie auch für allfällige Nachteilsausgleiche im Studium, die vielleicht Entlastung bieten würden, benötigt es ja bekanntlich Diagnosen.
Hat jemand Erfahrung wie Hochschulen und Ergo & Versicherung/Krankenkasse mit dieser Thematik umgehen?
Besten Dank für jegliche Art von Rückmeldung!
Antworten
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Hallo @Mental_Health_Warrior
Herzlich willkommen bei EnableMe und danke, dass du deine bisherigen Erfahrungen und Erlebnisse im Zusammenhang mit unter anderem einer möglichen ADHS und/oder Depression schilderst. Ich hoffe, du bekommst bald hilfreiche Reaktionen aus der Community und jemand kann dir erklären, wie das mit den Unterstützungsmöglichkeiten bei unklarer Diagnose aussieht. Wir werden auch versuchen, eine Fachperson zu finden, die sich mit dem Thema Nachteilsausgleich/Ergotherapie auskennt – bitte habe ein wenig Geduld 😀
In letzter Zeit taucht das Thema ADHS auch in unserem EnableMe Forum immer häufiger auf. Hier findest du eine aktuelle Diskussion zum Thema ADHS und PBTS sowie eine Diskussion zur Diagnose von ADHS im Erwachsenenalter.
Zudem haben wir einige Blog-Artikel online, die dir vielleicht weiterhelfen könnten, zum Beispiel diese:
ADHS: Depression und Begleiterkrankungen
Liebe Grüsse
Florence von EnableMe
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Liebe Florence,
Herzlichen Dank für deine Nachricht. Die Artikel zu ADHS waren sehr hilfreich😊
Ich konnte in der Zwischenzeit dank einer Verschreibung meiner Psychiaterin einen Ersttermin für eine Ergotherapie vereinbaren.
Die Therapie bei meiner Psychologin habe ich aufgrund von gegenseitigem Unverständnis beendet. Dafür kann ich mmit meiber Psychiaterin weitere diagnostische Abklärungen machen, die hoffentlich mehr Klarheit bringen.
Bezüglich einer weiterführenden Therapie habe ich mich entschlossen erst mal die Diagnostik abzuwarten und die Ergotherapie zu machen. Im Anschluss suche ich mir eine neue, passende Therapeutin.
Vielen Dank an dich und das ganze enableme-Teamfür eure wertvolle Arbeit!
Herzliche Grüsse
Noëmie
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