Hallo an alle!
Ich habe mir nun einige Zeit genommen, mich ins Forum einzulesen und habe schon auf den einen oder anderen Beitrag geantwortet. Heute fühlt es sich schließlich richtig an, mal wirklich 'einzusteigen' und ein bisschen aus dem Nähkästchen zu plaudern, in der Hoffnung, dass sich die oder der eine oder andere angesprochen fühlt und sich ein wenig austauschen möchte, oder auch nur still mitlesen will und sich nichtmehr so alleine fühlt.
Vorab möchte ich eine Triggerwarnung aussprechen. Ich werde sehr offen sprechen, wenn auch nicht detailliert. Sexuelle Inhalte werden angesprochen.
Mein Name fängt, wie mein Nutzername, mit D an, und das reicht auch erstmal aus. Ich bin 34, komme aus Österreich und war bereits in meiner Kindheit ein bisschen anders. Das sagt sich so leicht, klingt so schwammig, ich weiß. Ich war ein stilles Kind, hatte niemals einen großen Freundeskreis, galt als sensibel und stark untergewichtig. Schon im Kindergarten wollte mich die 'Tante' zwingen zu essen, und als Reaktion darauf, hab ich ihr einfach den eingezwungenen Spinat auf die Schuhe gekotzt 😀
Meine Mama erzog mich die ersten Jahre alleine, da mein leiblicher Vater... naja. Sagen wir einfach, er war nicht eingebunden. Außer er hat uns mal wieder verfolgt, aber das ist ein ganz anderes Thema. Mein Leben hat also mit einiger Instabilität angefangen.
Ich habe sehr frühe Erinnerungen. Ich war maximal 3 Jahre alt und kann einiges erzählen, was damals so vorgefallen ist. Zwischen meinem 4. und 8. Lebensjahr kam dann emotionaler und körperlicher Missbrauch von einer 'Freundin', einer Gleichaltrigen, die ihr eigenes instabiles Elternhaus gerne an mir ausließ. Zur gleichen Zeit erfuhr ich erste Panikattacken, zb eine Schluckstörung beim Essen und exzessives Kratzen am Kopf. Nur wenig später fand meine Mama einen neuen Partner, und auf einmal hatte ich nichtnur den ersehnten Bruder, sondern auch die noch viel mehr ersehnten Großeltern. Ich hatte Hoffnung. Aber nicht sehr lange. Mein neuer älterer Stiefbruder missbrauchte mich sexuell, und meine neuen Großeltern gaben alles um mich spüren zu lassen, dass ich niemals Teil dieser Familie sein würde. Mein Stiefvater kann zwar bis heute keine Liebe zeigen, aber ich weiß dass er mich als sein eigenes Kind anerkannt hat und mich mindestens so sehr liebt wie seinen leiblichen Sohn.
Soviel zu meinem Start ins Leben. Er war nicht laut, nicht dramatisch, nicht plakativ. Nicht einfach zwar, aber auch nichts, was man nicht überleben könnte.
Weiter ging es eher mit körperlichen Problemen; zum Kopfkratzen kam noch ein aufkratzen der Arme und Beine, ständige Fieberschübe, Bauchkrämpfe, anhaltender Durchfall und eine starke Abgeschlagenheit. Dazu immer schlimmer werdende Probleme, mich zu konzentrieren. In der Schule konnte ich dem Unterricht nicht folgen, außer ich durfte nebenher zeichnen. Eine Sache auf einmal war mir nicht möglich, es mussten immer 2 oder 3 sein.
Als Teenager habe ich gemerkt, dass mich Geräusche, Menschenansammlungen und Stimmungen meiner Mitmenschen weitaus mehr verstören, als alle anderen. Hat jemand im Fernsehen Fußball geschaut und spontan gejubelt oder geschimpft, bin ich ins Badezimmer geflohen und habe mich da verkrochen. Bei längeren Gesprächen vergaß ich mitten im Gespräch, was das Thema war oder ich erlitt einen völligen Realitätsverlust. Ich war weiterhin schwer untergewichtig, und es würde noch viele Jahre dauern, bis ich wusste, woran es lag. Ich fühlte mich generell überfordert und irgendwie 'falsch'. Darum habe ich meine Mutter gebeten, mich mal für einen Termin bei einem/r Therapeutin/en anzumelden. Ihre Reaktion auf diese Bitte war heftig; Sie schrie mich an, meinte mit mir wäre alles in Ordnung, sie hätte nichts an mir falsch gemacht, und ich solle nur ja nie wieder um einen solchen Schwachsinn bitten.
Tja, das ist mal eine Ansage.
Die Krämpfe und Fieberschübe wurden übrigens damit abgetan, dass ich einfach nicht zur Schule gehen oder bestimmte Arbeiten nicht schreiben wollte. Ich musste betteln, um zum Arzt zu dürfen.
Ich schloss die Schule ab, mit nichts als 1ern und 5ern, dazwischen gab es nichts. Entweder ganz, oder garnicht. Allein mein Zeugnis hätte zu einer näheren Untersuchung führen müssen, aber ratet mal... die gab es natürlich nicht.
Ich fing mit 16 in der Firma meines Vaters an. Er wollte, dass ich irgendwann seinen Posten übernahm, aber ich wehrte diese Idee sofort ab. Die Branche war mir zu technisch, zu trocken, zu industriell.
Ich arbeitete vollzeit, und meistens ging das ganz gut. Ich war zwar anhaltend unterfordert, aber mir wurde von zu Hause sowieso eingetrichtert, dass ich zu faul, zu unzuverlässig und zu unselbstständig wäre, um 'richtig' zu arbeiten. Dass mich ein normaler Arbeitgeber niemals brauchen könnte, dass ich quasi arbeiten würde wie in einer geschützten Werkstätte.
Jahre vergingen, ich bewarb mich an der Kunstuni, wurde aber nicht genommen weil ich zu dem Zeitpunkt eben erst 16 war und nicht genau wusste, wohin ich im Leben wollte. Talent hatte ich immer, aber daheim wurde 'kreativ' nur im negativen Zusammenhang benutzt. So in etwa, wenn man nichts kann, ist man halt 'kreativ'. So wurde meine große Stärke zu einer Sache mehr, derer ich mich zu schämen hatte. ich unternahm keinen weiteren Versuch, mich an einer Uni zu bewerben.
Mein Vorgesetzter war ein - vergebt mir den Ausdruck - absolutes A*schloch. Er hielt mich klein, gab mir keine richtigen Aufgaben, und schließlich wurde mir im Unternehmen eine andere Position angeboten; Eine Kollegin vom Empfang ging in den Mutterschutz, und ich sollte sie ersetzen. Mir war's nur recht, kam ich dadurch zumindest räumlich von meinem Chef weg. Im Empfang war mehr zu tun als zu telefonieren, zB hatten wir Kaffee zu servieren, in alle Besprechungszimmer, und von denen gab es 3. Wir waren zu zweit. Eine von uns hing also unablässig am Telefon (Vermittlung) und die anderen empfing LKW-Fahrer, Besucher, servierte Kaffee, kümmerte sich um das Geschirr, die Eingangs- und Ausgangspost, die E-Mails, den Einkauf und die Verteilung des Büromaterials und noch Vieles mehr. Es war stressig, aber immerhin verging die Zeit schnell. Dann ging meine Kollegin in Pension, und ich wage zu behaupten, dass da die S*cheisse wirklich zu kochen begann; Ich machte alles vorhin genannte allein. Ich war beliebt bei Anrufern und Besuchern, weil ich sehr freundlich war und gerade die heikleren Zeitgenossen mit einem 'Schmäh' anpackte und außerdem gut Englisch sprach. Ich riss mich zusammen und schaukelte alles. Musste ich auf die Toilette, hatte ich mir für die 2 Minuten eine Vetretung zu suchen. Essen durfte ich weder im Empfang, noch in der Küche. Pause wurde mir abgezogen, aber ich durfte natürlich keine machen. Mir wurde immer wieder gesagt, es würde nach einer neuen Kollegin gesucht werden, aber es dauerte Monate, bis ich merkte, dass garkeine Stelle ausgeschrieben war. Darauf angesprochen sagte mein Chef nur mit einem abschätzigen Grinsen; Wieso? Das ist eine Arbeit die ein Affe machen könnte, und ich sehe ja dass du es alleine auch kannst.
Ich war dumm genug und wollte meinen Wert beweisen, also machte ich weiter.
- die Story geht natürlich noch weiter, aber ich will erstmal sehen, ob überhaupt Menschen dabei sind, die so viel lesen möchten 😅
alles Liebe euch!