- Nachdem ich mit diesem Thema Diskussionen auf einem fremden Post ausgelöst hatte, hielt ich es für angemessen hier lieber einen eigenen Post aufzumachen, und nicht weiter fremde Threads zuzumüllen.
- Die hier vertretenen Meinungen repräsentieren meine Sicht der Dinge und müssen nicht grundsätzlich richtig sein. Belehrt mich eines Besseren, wenn ihr Dinge anders seht.
Jeder kennt das Problem, Verordnungen werden von der gesetzlichen Krankenkasse abgelehnt. Nun glauben Viele, daß dies einzig der Willkürlickeit des Sachbearbeiters zuzuschreiben ist. Ich sehe das anders. Der Sachbearbeiter bei Krankenkasse, Rentenversicherung und Pflegeversicherung ist lediglich das letzte und kleinste Rädchen im Getriebe; der Footsoldier. Dieser hat im Endeffekt kein Interesse daran, deinen Antrag abzulehnen. Im Gegenteil für Ihn wäre es einfacher und weniger Arbeitsintensiv ein Häkchen darunter zu setzen und grünes Licht zu geben. Darum bin ich auch weiterhin der Meinung daß man diese Leute durch Freundlichkeit, Höflichkeit und Sachlichkeit, zu den eigenen Gunsten beeinflussen kann.
Der eigentlich schuldige an dem Problem ist der Staat und seine Handlanger, sprich Politiker und Beamte. Stellt euch einfach die Frage, was will die Politik von ihren Bürgern. Ganz einfach: Sie will euch möglichst schnell durchs Bildungssystem schleusen und euch dann Arbeitsprozess zuführen. Hier sollt ihr möglichst lange eueren eigenen Lebensunterhalt erwirtschaften und brav Steuer und Abgaben zahlen. Und wenn ihr aufgrund eines Defekts (Krankheit, Behinderung) ausfallt, sollt ihr möglichst schnell wieder instandgesetzt und dem Arbeitsprozess zugeführt werden. Euer Wohlbefinden ist dabei irrelevant, was zählt sind Kosten und Steuereinnahmen. Da der Staat aber die Kosten für die Arbeiterreparatur nicht tragen will, erfand man die gesetzliche Krankenversicherung. Die Kosten dafür wurden dem Arbeiter aufgebürdet und Eintreibung der Beiträge übernahm der Staat. Die Kassen bekamen die Auflage wirtscaftlich zu haushalten und Kosten zu deckeln. Die Aufgabe der Krankenkassen wurden klar definiert. Die Arbeitskraft des Versicherten zu erhalten und bei Bedarf wieder herzustellen. Das hat kostengünstig zu erfolgen. Es ist nicht Sinn der Krankenkasse den Patienten mit bestmöglichen, kosmetisch gut aussehenden Hilfsmitteln zu versorgen, sondern lediglich zur Wiedererlangung der Arbeitskraft nötige Ersatzteile zur Verfügung zu stellen. Auch bei Behandlungen und Therapien geht es ja schon lange nicht mehr darum, dem Patienten ein schmerzfreies, komfortables Leben zu ermöglichen. So werden beispielsweise Wirbelsäulen OPs seit geraumer Zeit nur noch bei neurologischen Ausfällen genehmigt, Schmerzen hingegen werden stattdessen mit Schmerzmitteln behandelt. Das diese oft weitere Probleme verursachen interresiert dabei niemanden, da ja der Patient zunächst einmal dem Arbeitsmarkt weitere Jahre zur Verfügung steht. Ein Büroangestellter kann auch vom Handbetriebenem Rollstuhl aus seinem Job nachkommen und benötigt nicht unbedingt einen E-Rolli. Und warum sollte ein Amputierter eine kosmetisch verkleidete Prothese erhalten, wenn es lange Hosen / Röcke und Sweater gibt? Die Kassen sind gesetzlich verpflichtet so zu handeln wie sie es tun. Der kleine Sachbearbeiter mit Kundenkontakt hat in aller Regel kein Interesse daran dem Versicherten bestimmte Leistungen zu verweigern. Auf Grund der bürokratischen Hackordnung und der politischen Vorgaben ist er dazu gezwungen. Er hat einen kleinen Entscheidungsfreiraum, den man als Versicherter durch Sachlichkeit und Höflichkeit zu seinen Gunsten beeinflussen kann.
Und dann gibts ja da auch noch die Ärzte. Hm, auch deren Einkommen wurde durch Pauschalen und Budgets gedeckelt. Viele dieser Halbgötter behandeln daher lieber Privatpatienten und Kassenpatient die bereit sind für IGL Leistungen extra zu zahlen. Nicht schön, aber teilweise verständlich. Auch auf diese Beteiligten des Gesundheitssystems übt die Politik massiven Druck aus. Bugetierungen, Bürokratie, Fallpauschalen, finanzielle Rückzahlungen nach Bugettüberschreitungen, sind nur einige unter vielen Druckmitteln. Das führt dazu daß sich viele Ärzte nicht mehr für ihre Patienten einsetzen. Sie versprechen ihren Patienten das Blaue vom Himmel herunter, stellen Verordnungen aus, und wenn die Rückfragen von der Sozialversicherung kommt, beantworten sie diese nicht, oder passen sich deren Meinung an. Nicht jeder Ablehnungsbescheid beruht auf einer Entscheidung der Versicherung, oft liegt es auch einfach daran daß euer Arzt euch zu viel versprochen hat, nicht hinter euch steht, oder euch angelogen hat. Doktor s Lieblingspatient ist der, der einmal im Quartal mit einem Wehwehchen kommt, damit er seine Pauschale abrechnen kann, sich mit einem grünen Rezept zufrieden gibt oder 10 IGL Anwendungen kauft und dann im nächsten Quartal wiederkommt. Ich persönlich halte das deutsche Gesundheitssystem für total marode, korrupt und staatlich kontrolliert. Ich halte die Frontdeskmitarbeier der Sozialversicherungen für den einzigen Ansprechpartner in diesem System, den man als Patient durch eigenes Auftreten zu seinen Gunsten beeinflussen kann. Als letzte Möglichkeit zur Durchsetzung der eigenen Interessen sehe ich nur noch die Sozialgerichte. Ich selbst konnte dort 2 von 2 Anliegen erfolgreich durchsetzen.
....und jetzt, wer stimmt mir zu oder überzeugt mich vom Gegenteil