Liebe Community,
erstmals vielen Dank für diese Plattform, die es Betroffenen ermöglicht, sich über schwierige Themen auszutauschen! Ich habe hier schon viele mitfühlende Kommentare gelesen.
Meine Frage betrifft den Umgang mit meinem depressiven (Ex-)Partner. Wir haben uns vor 2 Jahren kennengelernt und er musste mir bald "beichten", dass bei ihm vor 5 Jahren Depressionen diagnostiziert wurden. Er sagt er konnte die Enttäuschungen von Trennungen nicht verkraften und kann auch generell schlecht mit negativen Gefühlen umgehen.
Wir hatten eine sehr innige Beziehung, in der er sich mir geöffnet und von riesigen Scham- & Schuldgefühlen, Minderwertigkeitskomplexen, Zukunftsängsten und Hoffnungslosigkeit erzählt hat. Auch in seinen guten Phasen meinte er, er sei zu schlecht für mich und ich hätte einen Besseren verdient. Er kommt aus einer sehr leistungsorientierten Familie und fühlt sich als Schande, weil er "schwach" und nicht so belastbar ist. Es ist ihm sehr wichtig den Schein zu wahren und immer zu "funktionieren".
In unserer Partnerschaft hatte er ca. jedes halbe Jahr eine depressive Phase. Er ist dann sehr sensibel auf Kritik und reagiert mit vollkommener Sprachlosigkeit und Gefühlsverdrängung. Auch wenn ich versucht habe zu beschwichtigen, ging es ab diesem Moment nur weiter bergab und er wollte nur noch aufgeben, weil er beziehungsunfähig sei und es keinen Sinn habe. Wenn man ihn zu sehr bedrängt, wird er auch wütend und reagiert sehr impulsiv.
Einmal hat er deshalb bereits Schluss gemacht und es eine Woche später wieder bereut. Zwei weitere Male wollte er aufgeben und hat an unserer Beziehung bzw. unseren Zukunftsplänen (Kind & Hausbau) gezweifelt. Im Nachhinein immer das große Bereuen und Schuldgefühle, was ich mit ihm so alles mitmache.
In letzter Zeit lief es besser denn je. Ich habe aber Anfang Oktober gemerkt, dass die Anzeichen wiederkommen. Mir ging es gerade selbst psychisch nicht gut und ich war sehr enttäuscht, dass er nicht für mich da sein konnte. Es begann ein wochenlanger Teufelskreis aus Vorwürfen, Schuldgefühlen und tagelanger Sprachlosigkeit und Gefühlsverdrängung. Plötzlich sagte er mir er wolle nicht mehr und es gäbe auch nichts mehr zu reden.
Nach dreieinhalb Wochen Funkstille habe ich ihn gebeten mit mir zu reden. Er meinte nur "was soll das noch bringen" und dass er jetzt schlafen will. Ich weiß, dass er nur arbeiten geht, nichts unternimmt und mit niemandem darüber spricht. Seine Familie meint sie wollen sich nicht einmischen und er wird schon sagen, wenn er was braucht. Für sie, und auch für ihn, ist Depression nur wenn man am Boden liegt und heult. Solange man funktioniert ist alles in Ordnung.
Ich habe ihm noch geschrieben, dass er mir sehr wichtig ist und ich für ihn da bin. Keine Reaktion. Er will offensichtlich nur seine Ruhe und ist gefühlsleer und hoffnungslos. Er weiß, dass sich was ändern muss, aber ist überzeugt, dass er das nicht schafft.
Was soll ich jetzt tun? Vergehen diese Gefühlsleere und die Hoffnungslosigkeit wieder? Ich habe Angst, dass das für immer so bleibt. Wenn ihr solche Situationen kennt, wäre ich sehr dankbar um eure Erfahrungen und Ratschläge!
Danke euch vielmals,
DasLebenistschön