Moderator mit Down Syndrom

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Hallo liebe Forenuser*innen,

ich habe kürzlich in den Medien einen spannenden und erfreulichen Artikel entdeckt, der – jippi- auch noch zum Thema „Arbeit&Inklusion“ gehört. Der muss geteilt werden.

https://kobinet-nachrichten.org/2021/10/05/bbc-engagiert-moderator-mit-down-syndrom/

Der britische Fernsehsender BBC engagiert für sein Kinderprogramm einen Moderator und Schauspieler mit Down Syndrom-George Webster. In dem Artikel wird berichtet, wie sehr er sich über die Stelle freut. Und natürlich freuen sich alle am Thema interessierten mit. 

Nun würde mich interessieren, was denn euer „Traumberuf“ ist und wie ihr ihn gefunden habt.

 

Viele Grüße

Annemarie

Prian0815

ich habe über eine Berusfindungs-Maßnahme einen sehr interessanten Beruf(Datenverarbeitungskaufmann) gefunden nachdem ich durch eine Gehirnblutung meinen Traumberuf(Baumpfleger) nicht mehr ausüben konnte. Leider musste ich dann die Erfahrung machen, dass nicht überall soziales drinsteckt wo 'Sozial' draufsteht. Ich landete in einer Stiftung die ihre behinderten Mitarbeiter an andere Firmen ausleiht ähnlich einer Zeitarbeitsfirma. Mir wurde dann aber als die Wirtschaftskrise auch in unserem Bereich ihre Tribut forderte, schnell klar dass auch hier die Jobsicherheit und die Einkommensverhältnisse der leitenden Mitarbeiter wichtiger sind als die der Mitarbeiter welche durch ihre tägliche Arbeit die Kohle erst ranschaffen. Die Erfahrungen welche ich in dieser Zeit sammelte gehören mit zu den schlimmsten die ich in 28 Jahren meiner Behindertenlaufbahn gemacht habe. Der Kapitalismus macht eben auch vor Behinderten nicht halt. Inzwischen bin ich schon fast froh, dass ich als Erwerbsunfähig gelte und dieses unwürdige Spiel nicht mehr mitspielen muss.

OK

Ich musste gerade aktuell die Erfahrung machen, dass nicht überall soziales drinsteckt, wo soziales draufsteht. Ich habe versucht, eine Ausbildung zur Kauffrau Dienstleistung und Administration in einer Institution zu machen, die entsprechende geschützte Ausbildungsplätze anbietet. Am Anfang ging es gut, aber nicht lange.

Kurz nachdem ich angefangen habe, hat die Geschäftsführung gewechselt. Von da an wurde es immer schlimmer. Meine direkte Vorgesetzte wurde 5 mal in 2 Jahren gewechselt. Die Institution wurde zu Beginn meiner Ausbildung klar darauf hingewiesen, dass ich eine Autismus-Spektrums-Störung habe und Veränderungen für mich einen grossen Stress bedeuten. Dies wurde auch schriftlich festgehalten.

Meine letzte direkte Vorgesetzte hatte folgendes Problem vor sich: Die Geschäftsleitung wollte die Produktivität erhöhen und teilte meiner Arbeitsgruppe immer mehr Arbeit zu. In meiner Arbeitsgruppe waren viele Menschen mit Teilleistungsschwächen und/oder Lernbeeinträchtigungen. Von der fachlichen Leistung her war ich die beste in der Gruppe. Das Fachliche ist bei mir auch kein Problem, mein Problem liegt im sozialen und kommunikativen Bereich.

Anstatt der Geschäftsleitung zurückzumelden, dass unsere Gruppe zu viel Arbeit hat, teilte die Vorgesetzte die Arbeit, die zu viel war, mir zu. Das ist insofern logisch als dass ich die grösste Chance hatte, eine Arbeit unter immensem Zeitdruck noch rechtzeitig fertigzustellen. Der ständige Zeitdruck führte jedoch bei mir zu einem Nervenzusammenbruch. Dass ich unter dem Zeitdruck leide, habe ich bei jedem wöchentlichen Mitarbeitergespräch mitgeteilt. Das Problem war, ich habe die Arbeit nicht einfach aus Protest liegen gelassen, sondern ich habe mich abgemüht und in den meisten Fällen die Arbeit auch zu Ende gebracht. Es könnte also so ausgesehen haben, als ob ich es ja doch kann.

Nun muss ich mich nach dem Nervenzusammenbruch wieder zurück ins Arbeitsleben kämpfen (wo ich noch nie wirklich angekommen bin). Die Ausbildung musste ich erstmal abbrechen. Vielleicht kann ich die Ausbildung an einem anderen Ort weitermachen, aber ich muss einen Teil nachholen, und das in der selben Zeit, in der die Ausbildung regulär weitergeht, es sei denn, ich würde ein Jahr wiederholen. Auf ein Jahr wiederholen habe ich jedoch keine Lust, lieber gebe ich ganz auf.

Prian0815

es tut wirklich Weh zu sehen wie in einem Land wie Deutschland mit hochmotivierten Menschen umgesprungen wird bis von deren Motivation nur noch Verzweiflung und Resignation übrig ist. Und gleichzeitig jammern wegen Fachkräftemangel. Manchmal drängt sich mir der Gedanke auf dass sie es nicht besser verdient haben.

IlonkaLütjen

Zum Thema: „Manchmal drängt sich mir der Gedanke auf dass sie es nicht besser verdient haben“.

Wenn du mit -sie- Unternehmen meinst, dann gebe ich dir recht. Die Betroffenen allerdings haben dieses asoziale Verhalten meistens nicht verdient.

Prian0815

@IlonkaLütjen natürlich meine ich diese Unternehmen und nicht die Betroffenen zu denen ich ja selbst gehöre. Mir ist auch durchaus bewusst dass dies eine harte Meinung ist, aber nach all dem was mir in den 12 Jahren widerfahren ist in denen ich in so einem Unternehmen beschäftigt war und dessen Grundidee ich phantastisch und genial finde kann ich zu keiner anderen Einstellung mehr gelangen.

[Gelöschter Benutzer]

Was soll denn sonst gemeint gewesen sein? 🙃

Gruß

Prian0815

zum Thema Traumberuf möchte ich dann hier noch eine Lanze für die vielen WfB-Mitarbeiter brechen welche in diesem Forum mutmaßlich nicht so stark vertreten sind. Die können von einem Traumberuf nun wirklich nur träumen genauso wie von einem Mindestlohn der ihnen nicht zugebilligt wird. Da ist der behinderte Mitarbeiter dann doch Mensch zweiter Klasse.

für mich ein nicht hinnehmbarer Zustand der längst abgeschaft gehört.

[Gelöschter Benutzer]

@Prian0815 es ist ein wichtiges Anliegen, das du ansprichst!

Es ist ein Skandal, daß die WFB-Mitarbeiter_innen noch nicht einmal den Mindeslohn erhalten.