Schwerbehindert und jetzt noch ALG 1, aber wie geht das weiter?

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Hallo,

meine Vorgeschichte:

Seit 2009 bin ich chronisch krank und war (außer einem kurzen Gastspiel 2012 bei einer Zeitarbeitsfirma) bis 2017 arbeitslos. Dann habe ich einen 1 € Job begonnen und mittendrin wurde dann auch meine Schwerbehinderung offiziell. Deswegen durfte ich dann anschließend noch 2 Jahre in einem sozialen Betrieb für Mindestlohn arbeiten. Weil der Job aber befristet war, bin ich seit Ende 2020 arbeitslos mit ALG 1.

Jetzt stehe ich vor dem Problem, dass es die Arbeit, die ich in dem sozialen Betrieb gemacht habe, in der freien Wirtschaft nicht gibt und ich jetzt nicht weis, was ich eigentlich noch arbeiten kann.

Von der Arbeitsagentur wurde ein Gutachten erstellt, wonach ich abwechselnd im Stehen, Gehen und Sitzen arbeiten soll. Vollschichtig möglich. Nur ist das halt so, dass da nicht mal die Hälfte davon richtig ausführlich beschrieben ist.

Ich habe z.B. Arthrose in der LWS und HWS. Das heisst für mich, dass ich nicht länger wie 2 Stunden im Sitzen arbeiten kann. Weiterhin habe ich eine chronische Krankheit, wegen der ich nicht im Stehen arbeiten soll, was so überhaupt nicht im Gutachten steht. Weiterhin ist Arbeit im Gehen schmerzhaft. Ich darf laut Gutachten nicht auf Leitern arbeiten und Treppensteigen soll ich auch nicht.

Haben die im Gutachten die Hälfte weggelassen, weil da sonst stehen müsste, dass ich vollschichtig gar nichts arbeiten kann? Das Gutachten ist aber nicht mein Problem, sondern dass ich keinen Plan habe, was ich mir für einen Job suchen soll.

Ist da die Arbeitsagentur zuständig mir das zu sagen oder was für Rechte habe ich eigentlich um diese Frage klären zu können?

Es nutzt ja nix, mir zu sagen dass ich mich um Arbeit selbst kümmern müsse, wenn ich überhaupt keine Ahnung habe, was ich den noch arbeiten kann.

Von der Arbeitsagentur kommt da nichts und ich habe das Gefühl, die warten einfach nur ab, um mich in ein paar Monaten in Hartz4 abschieben zu können.

Wie geht das jetzt weiter?

Gruß Hodde

Antworten

  • Hallo Hodde,

    wie wäre es, wenn du dich erst mal ganz unverbindlich zu deinen Möglichkeiten und Alternativen beraten lässt?

    https://www.deutsche-rentenversicherung.de/DRV/DE/Reha/Traeger/Bund/reha_berater.html

     

    https://www.caritas.de/hilfeundberatung/hilfeundberatung

    Ich hoffe, das hilft dir weiter.

    Viele Grüße

    Annemarie

    A collective EnableMe profile for former moderators' posts

    Ein kollektives EnableMe-Profil für die Beiträge ehemaliger Moderatoren

    Un profil collectif EnableMe pour les messages des anciens modérateurs

    Колективний профіль EnableMe для дописів колишніх модераторів

  • Hallo,

    eine wichtige Frage ist, wie siehst du dich selbst. Hälst du dich selbst überhaupt für erwerbsfähig? Wenn ja, teilweise oder vollschichtig? Es klingt so, als würdest du dich selbst bestenfalls für Teilzeitarbeit sehen.

    Dann ist die nächste Frage, was für Fähigekeiten hast du, was kannst du und nicht zuletzte, wie alt bist du.

    Ein Mensch, 55 Jahre, nur teilweise erwerbsfähig hat auf dem Arbeitsmarkt faktisch keine Chance mehr. Selbst 10 Jahre jünger, mit 45 wird es schon eng. Dann müsstest du einen Arbeitgeber finden, der viel Verständnis hat.

    Eine Möglichkeit wäre eine Umschulung, dafür bekommt der Arbeitgeber einen Zuschuss, dann ist man quasi eine "billige Arbeitskraft". Dann wäre die Frage natürlich, was passiert nach der Umschulung, wenn die Förderung wegfällt.....

    Ich kenne deine Situation nur zu gut aus eigener Erfahrung. Du sitzt zwischen allen Stühlen und weißt nicht, wie weiter.

    Wie gesagt, wie schätzt du dich selbst ein, hast du die Kraft und die Nerven nochmal Vollgas zu geben?

    Die Unterstützung vom Arbeitsamt und Jobcenter ist sehr mau, man muss meistens selbst was suchen.

    Bei einer Umschulung ist es manchmal anders, da greifen die einem unter die Arme und Arbeitgeber werden mit einer Förderung gelockt.

    Der andere Weg wäre, reiche bei der Rentenversicherung einen Antrag auf eine Rente bei Erwerbsminderung ein, so heißt das.

    Die Rentenversicherung würde dann nach einem Gutachten entscheiden, ob du ganz oder teilweise erwerbsgemindert bist. Bei einer teilweisen Erwerbsminderung würdest du schon eine (kleine) Rente bekommen, musst dann aber mit einem Job (oder dann eben Hartz4) aufstocken. Du wärst dann aber schon mal mit einem Bein im Rentensystem drin, das kann eine gewisse Sicherheit sein.

    Wenn die Rentenversicherung dich aber für vollständig erwerbsunfähig erachtet, würdest du eine volle Erwerbsminderungsrente bekommen, du wärst dann deine Sorgen los, hast natürlich dann Abstriche bei der Rente. Die Erwerbsminderungsrente ist immer kleiner als die Altersrente.


    Geh einfach mal in dich und frage dich ehrlich selbst, wieviel geht überhaupt noch. Geht nochmal Vollgas geben oder bist du das alles schon total leid und satt. Dann entsprechend handeln. Z.B. Fragen wegen Umschulung oder Rentenantrag stellen.

    Sollte die Rentenversicherung dich nur teilweise erwerbsgemindert sehen, dann kannst du immer noch einen kleinen Job suchen. Und wenn es als Helfer in einem kleinen Imbiss oder Kiosk ist. Hättest aber eine teilweise Erwerbsminderungsrente, wärst mit einem Fuß sozusagen in der Tür. Kann auch eine Sicherheit sein.

  • Hodde
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    Sorry, dass ich mich jetzt erst wieder melde, aber ich hatte die Sorte Rückenprobleme, bei denen das Sitzen nicht gut ist.

    Zwischenzeitlich hat sich ergeben, dass ich über die Arbeitsagentur eine Integrationsmaßnahme speziell für Schwerbehinderte bekommen kann. Da bin ich etwas zwiespältig, weil so etwas ähnliches bereits vor 6 Jahren hatte und das war damals der totale Flopp. Man hat sich mit einer Vermittlungsquote von 60% gerühmt, aber als ich dort war, war die tatsächliche Quote exakt Null. 6 Monate Vollzeit Schulung inkl. 3 Monate kostenlose Probearbeit für nix. Ich was stinksauer damals und habe aktuell kein Bedürfnis auf die gleiche Erfahrung nochmal.

    Eine Umschulung bekomme ich nicht. Vor ca. 10 Jahren habe ich eine Teilhabe bei der DRV beantragt, weil ich eine Umschulung wollte. Die wurde aber mit der Begründung abgelehnt, dass mein erlernter Beruf zu meinen Einschränkungen passt. Dass ich nie auf diesem Beruf gearbeitet habe und deshalb damit keine Chance auf dem Arbeitsmarkt habe, hat die DRV nicht interessiert.

    Ich will ja arbeiten, ich will noch was in mein Rentenkonto einzahlen, solange ich noch arbeiten kann. Aber der Arbeitsmarkt macht da nicht mit und ich glaube nicht, dass ich eine EU-Rente bekommen würde.