Hallo! Ich bin die Mutter eines 16jährigen Asperger-Autisten. Seit einiger Zeit ist mein Sohn sehr verzweifelt. Er wollte - verständlicherweise - erst nicht mit mir über den Grund sprechen, dann war seine Verzweiflung so groß, dass er sich mir doch anvertraut hat. Er erzählte mir, dass er mehrmals täglich masturbiere, ihm dies aber nicht reiche, sondern er sich quasi unter Druck fühle, „endlich“ zum ersten Mal mit einem Mädchen zu schlafen. Ich habe lange mit ihm gesprochen, dass dieses Gefühl normal sei, dass es ja den meisten Menschen in der Pubertät so gehe, dass es ja gut sei, dass er sich selbst befriedigen könne und dass irgendwann der Tag komme, an dem er seinen ersten Sex mit einer Partnerin haben wird. Ich habe ihm vorgeschlagen, dass ihm vielleicht helfen könnte, wenn er Sport mache oder sich andere Beschäftigungen suche außer seinen Computerspielen… Alles Erklären, dass er hier nicht allein sei, dass auch Erwachsene nicht immer einen Partner haben und dementsprechend auch keinen Sex, nützt nichts und ich muss gestehen, ich weiß nicht mehr, was ich ihm noch sagen soll. Er macht leider keine Therapie mehr, sonst hätte ich hier eventuell mal nachgehakt, er will auch nicht mit Fachleuten über sein Problem sprechen, weil ihm dies zu peinlich ist und er fremden Menschen so etwas nicht erzählen mag. Seit zwei Tagen versuche ich nun, gar nicht mehr groß auf das Thema einzugehen, wenn er damit anfängt, sage ihm nur noch, dass ich ihm leider nicht weiterhelfen kann, dass er aber sicher Hilfe bei Fachleuten bekommen könne, er solle doch nochmal darüber nachdenken. Ich hoffe, dass ich hier über das Expertenteam einen Rat bekommen kann. Mir ist klar, dass mein Sohn aufgrund seines Asperger-Syndroms die ganze Situation deutlich intensiver empfindet, aktuell leidet auch die Schule darunter, da er sich kaum noch auf irgendetwas konzentrieren kann. Für einen Rat - auch wie ich mich am besten verhalten soll - wäre ich sehr dankbar!
Hallo,
ich finde es toll dass du da so offen mit ihm sprechen kannst. Ich würde jetzt wirklich das Thema Geschlechtsverkehr und Verhütung angehen. Das musst du nicht mal selber machen, vielleicht gibt es ja einen Vater oder einen Bekannten von dir, der mal so ein Männergespräch führen kann? Tatsächlich hat er vielleicht auch technische Fragen… das macht man einfach nicht gern mit der Mama.
Wie andere Kinder in dem Alter auch, muss er sich jetzt vielleicht um eine Freundin kümmern. Dabei könntest du ihn unterstützen. Beratschlage dich mit ihm, online suchen, tindern, was bei den Kids eben so angesagt ist.
https://www.refinery29.com/2017/01/138213/glimmer-app-online-dating-disabilities
Und
http://de.psy.co/sex-asperger-und-autismus.html
Liebe enola
Ich möchte dich/euch nicht schockieren . Ich sehe deinen Sohn als teilbehindert nun ist es in der Gesellschaft leider noch oft so das dies ein Makel ist. Nichtbehinderte benehmen sich überheblich gegenüber behinderten (obwohl sich das innert Sekunden ändern kann) Warum soll der Sohn den bei den „Normalen“ Kontakt suchen wäre er bei den Behinderten nicht viel besser aufgehoben . In der Schweiz gibt es Freizeitclubs zb Insieme das gibt es in Deutschland sicher auch
Hallo Enola,
seit wann gibt es in der Schule keinen Sexualkundeunterricht mehr? Wir hatten den ab der 5. Klasse, da war ich mit 16 Jahren schon lang, lang abgeklärt!
Ich kenne 2 Frauen, beide weit über die 30 hinaus, die noch nie Sex hatten und die haben keine geistige Behinderung, Spastik, oder was man einem so an sieht/irgendwann merkt. Andererseits gibt es auch Menschen mit Down-Syndrom die sich finden, wo einige denken, die können das nicht… Ich will dir wirklich nicht zu Nahe treten, aber oft liegt es auch am häusslichen Umfeld/Erziehung, Wurde ihm zum Beispiel beigebracht, sich für seinen Körper zu schämen? (ist heute ja leider auch normal geworden) wenn es bei den Eltern nicht so lief, dann übernehmen die Kinder die Muster… Und dann noch sein Asperger… Dass muss alles nix heissen, ich kenne eure Situation nicht und es muss nichts zutreffen, aber ich weiß von vielen anderen, dass es so abgelaufen ist. Dass er schüchtern ist, macht es nicht besser. Hier stellen sich wieder Fragen wie warum? Wer hat ihn so fertig gemacht, dass er sich nix traut etc. Mit 16 ist er ja nun noch nicht ganz so alt, dann kommt er halt später zum Zuge so what?
Wenn er ausserhalb mit niemanden reden will, lässt sich da leider nicht so viel machen. Gib ihm einfach Zeit, versuche sein Selbstvertrauen aufzubauen.
lg Joy
Hallo Colores, hallo Joy,
danke für eure Beiträge. Ein wenig verwundern mich die Antworten. Ich habe nirgendwo erwähnt, dass mein Sohn unbedingt mit einem nicht behinderten Menschen in Kontakt treten soll, habe auch nicht geschrieben, dass er nicht aufgeklärt ist oder es keinen Sexualkundeunterricht gab … hm?? Mein Sohn ist aufgeklärt, seitdem er 7 Jahre alt ist. Da haben wir ihn, da es ihn so sehr interessiert hat altersentsprechend aufgeklärt. Später kamen weitere Fragen hinzu, auch hierüber haben wir ganz offen geredet. Es geht bei meiner Frage doch um etwas ganz anderes: mein Sohn setzt sich selbst extrem unter Druck und ich hatte gehofft, hier - vor allem auch von Experten - Hilfe zu bekommen, wie ich mich hier am besten verhalte, um ihm zu helfen. Warum sollte ich ihm keine Zeit lassen? Natürlich sage ich ihm, dass sich das irgendwann findet, dass er nicht der einzige ist, der in diesem Alter noch keine Freundin hat. Warum er schüchtern ist? Wer ihn fertig gemacht hat? Diese Fragen verstehe ich tatsächlich nicht. Ich bin in einer Großfamilie aufgewachsen mit toughen Eltern und wir Geschwister sind total unterschiedlich, von extrem schüchtern bis sehr tough, ohne dass hier einer von jemandem fertig gemacht wurde…
Ich bin auch Asperger Autist und hatte mein erstes Mal mit 24! Ich war also ein Spätzünder. Und das war meine erste Freundin. Deshalb finde ich es überhaupt nicht schlimm, dass er mit 16 noch nie mit einer Frau geschlafen hat. Sowas kann man nicht erzwingen, das muss sich ergeben. Ich hab noch nie in meinem Leben nach einer Frau gesucht, wenn es sein sollte, dann liefen sie mir über den Weg. Den ersten Schritt musste ich tun, was sehr schwer war, meine erste große Liebe hab ich mit Hilfe von einer Bekannten angesprochen (alleine hätt ich mich wohl nicht getraut) und mich später vorsichtig angenähert. Zum Glück war es eine selbstbewusste Frau, die dann alle weiteren Schritte (inkl. Initiative zum GV) übernahm. Mich wundert es nur, dass dein Sohn so offen mit dir gerade über dieses intime Thema redet. Das ist eigentlich untypisch für Autisten. Mir wäre nicht im Traum eingefallen, meinen Eltern zu erzählen, dass ich mich selbst befriedige. Da hätte ich mich zu sehr geschämt, auch wenn es ganz normal ist. Auch Thema Partnerschaft hab ich nie mit meinen Eltern thematisiert. Ich durfte und wollte vor Ihnen keine Schwäche zeigen - auch heute nicht - das war meine Devise. Wobei ich eine schwierige Kindheit hatte, vielleicht lag es auch daran. Das Verhältnis zu meinen Eltern war früher alles andere als gut.
Also außer Datingplattformen würde mir jetzt auch nix viel einfallen für deinen Sohn, denn gerade das wäre für Autisten die beste Variante (gibt ja auch die Seite Handycap-Love (Partnerbörse für Menschen mit Behinderung) oder wie die heißt. Ich hab allerdings nie auf Datingplattformen gesucht. Ansonsten unter Leute gehen. Es gibt auch selbstbewusste junge Frauen, die Männer ansprechen oder zumindest mal die weiteren Schritte übernehmen so wie bei mir. Viel Erfolg für deinen Sohn!
Hi,
also Asperger Syndrom hin oder her. Das sind ganz normale Probleme eines Jugendlichen. Die Dinge müssen auch etwas Zeit in Anspruch nehmen. „Normale“ Jugendliche fühlen die Situation nicht wirklich anders…
Hallo Enola,
mit Sexualkundeunttericht meinte ich eigentlich, dass er da seine Fragen loswerden kann (Auch wenn es ihm evtl. peinlich ist). Zu meiner Zeit, haben die Jungs den Lehrer Löcher in den Bauch gefragt und viel Spaß gehabt. Die Schüchternheit kann ja von überall her kommen bzw. was/wer ihn fertig macht. Sind es die Mitschüler, Nachbarn, irgendwas, was er irgendwo aufgeschnappt hat, Erlebnisse, von denen ihr nichts wisst… Vielleicht ist das auch ein typischer Aspergerwesenszug, keine Ahnung.
LG Joy
Hallo Enola,
mir scheint, da gibt es ein Mißverständnis im Bezug auf die „FachexpertInnen“: Ich gehe davon aus, wenn Du jemand persönlich anschreibst, z.B. Winfried Mall, wirst Du sicher eine Antwort bekommen. Wobei das Thema vielschichtig ist: Wie schaut’s aus mit Pornokonsum? Was ist mit der Weigerung, mögliche Hilfen in Anspruch zu nehmen? Welche Ängste hast Du als Mutter? …?
Alles Gute und liebe Grüße von Rita
Vielleicht hilft dieser Artikel weiter?!
http://ninadevries.com/sexualssistenz-und-autismus.html