Unterstützungsmöglichkeiten für meinen Bruder (25)

Hallo,

ich habe eine Frage, die meine Familie derzeit sehr stark belastet und hoffe, dass ihr mir vielleicht ein paar Tipps geben könnt. Mein Bruder ist seit seiner Geburt schwerstbehindert (Pflegegrad 5) und wohnt bei meiner Mutter. Unsere Eltern sind geschieden und beide berufstätig (Schichtarbeit). Bisher war mein Vater selbstständig und konnte meinen Bruder in der Zeit betreuen, in der meine Mutter arbeitete. Leider ist sein Laden letztes Jahr insolvent gegangen und er musste sich nun einen neuen Job suchen, in welchem er nicht mehr flexibel ist. Mein Bruder wird morgens um 7 Uhr von einem Fahrdienst abgeholt und nachmittags um 16.30 Uhr wieder aus der Werkstatt zurück gebracht. Meine Eltern arbeiten nun beide Schichtarbeit Frühschicht 04:00 Uhr bis 13:00 Uhr und Spätschicht 13:00 Uhr bis 19:00 Uhr. Weiterhin arbeiten beide samstags (Mein Bruder wird samstags nicht betreut). Es wird nicht möglich sein, dass meine Eltern ihre Schichten immer so abstimmen können, dass einer jeweils immer zu Hause ist, um für meinen Bruder da zu sein. Leider wohne ich 150 km von zu Hause entfernt, da ich in der Nähe keinen Job gefunden habe. Ich versuche am Wochenende immer nach Hause zu fahren, um die Samstags-Problematik zu lösen. Aber auch das wird mir nicht immer möglich sein. Meine Eltern verdienen beide nur so gut, dass sie gerade so über die Runden kommen und können daher nicht weniger arbeiten. Meinen Bruder in eine Pflegeeinrichtung (Vollzeit) zu geben, ist noch keine Option. Wir wollen ihn so lange wie möglich zu Hause haben. Mama und ich sind gerade auf der Suche nach einem neuen Job für sie, in dem sie flexibler arbeiten kann.

Habt ihr vielleicht Ideen oder Lösungsvorschläge? Was für Möglichkeiten und Ansprüche auf Unterstützung haben wir?
Meine Mutter sagte, es gibt die Möglichkeit 2 Jahre eine "Auszeit" von ihrem Job zu nehmen. Ist das richtig? Problem ist, dass wir noch ein Haus abbezahlen müssen, dass wir vor 15 Jahren behindertengerecht gebaut haben und es nur ungern verkaufen wollen, da mein Bruder hier aufgewachsen ist und es seine gewohnte Umgebung ist.
Habt ihr noch andere Ideen, wo man vllt Unterstützung bekommt, die z.B. zwei mal die Woche meinen Bruder für die Werkstatt vorbereitet oder ihn abends ins Bett bringt?

Leider bin ich in der Thematik nicht so gut informiert, da die Situation sich jetzt sehr schlagartig geändert hat. Ich wäre Euch für Eure Hilfe sehr dankbar, denn ich bin zur Zeit ein wenig verzweifelt.

Viele Grüße,

Tinchen

Antworten

  • Hallo Tinchen,
    die Pflegekasse bietet die Möglichkeit von Kombinationsleistungen.
    Das bedeutet deine Eltern teilen sich die Pflege mit einem mobilen Pflegedienst.
    Der Pflegedienst übernimmt wenn die Eltern nicht können, alles andere bleibt in eurer Hand.
    https://www.pflege-durch-angehoerige.de/2014/07/04/was-ist-eine-kombileistung/
    Gruß Hugo
  • Hallo,

    eine Möglichkeit bietet mit Sicherheit die Option der Kurzzeitpflege, wo man deinen Bruder kurzfristig betreut untergebracht bekommt.

    Soweit ich weiß kann man den jährlichen Anspruch der Kurzzeitpflege auch splitten und auch an andere Pflegende weitergeben, die dann vom Pflegegeld bezahlt werden. Vielleicht sprecht ihr mal mit einer Sozialarbeiterin von Caritas oder Diakonie oder Kurzzeitpflegeheimen in der Nähe. So könnte man vielleicht absprechen, dass dein Bruder "nur" Samstags ins Pflegeheim geht und dort betreut ist, wenn die Eltern beide arbeiten müssen oder die haben noch andere kreative Ideen, wie man ihn betreuen kann. Pflegedienste, die 24-Stunden-Pflege anbieten, Pflegekräfte aus Osteuropa, die über einen serösen Anbieter vermittelt werden und die Pflege übernehmen können, wenn deine Eltern ausfallen.

    Lösungen fallen mir spontan recht viele ein, ihr müsst nur wissen, was wie wo von der Pflegekasse getragen wird. Ich finde jetzt auch nicht spontan, wie diese Zusatzleistungen für Kurzzeitpflege genannt werden.. vielleicht kann ein nachfoldender Ratgeber dieses mit "rechtlichem Leben" füllen.

    Jumanji
  • Hallo Tinchen 1689,schön das ihr deinen Bruder zu Hause behalten wollt. Es gibt die Möglichkeit eines Pflegegespraechs bei der für deinen Bruder zuständigen Krankenkasse. Seit diesem Jahr ab einem bestimmten Pflegegrad werden Angehörige beraten. Dort werden auch die unterschiedlichen Zahlungen erklärt. Und was noch gut ist, die Pflegeberater haben Zugriff auf die Unterlagen des Pflegedienstes und der medizinischen Versorgung deines Bruders. Wenn ihr wollt könnt ihr bei der zuständigen Krankenkasse anrufen oder hin gehen und ein Pflegeberatungsgespräch in Anspruch nehmen. Das war erst mal alles zum Thema. Gutes gelingen dir und deiner Familie.
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