Habe ich etwas falsch gemacht und kann angefochten werden? (Einstellung, Krankheit, Lüge)

Liebes My-Handicap-Team,
ich leide seit 12 Jahren unter einer psychischen Erkrankung, bin aber inzwischen gut eingestellt und komme zurecht. Außer noch mäßigen Konzentrationsschwierigkeiten und geringer zeitweiser psychisch bedingter Armschwäche habe ich keine Probleme mehr. Im Vorstellungsgespräch zur MFA in einer Neurologisch-Psychiatrischen Praxis wurde ich sehr gezielt nach Erkrankung (auch wegen meiner Lebenslauf "Lücken" und langen Teilzeit-Tätigkeit) gefragt, auch psychischer Natur.
Da ich das Gefühl hatte, dass sie mich ablehnen würden, würde ich mit dieser "herausrücken", habe ich nur mit halb offenen Karten gespielt und meine Erkrankung etwas "verdreht". Ich sagte, ich habe eine Darmerkrankung, die mich psychisch auch mitgenommen hat, sei aber nun gut eingestellt, nur noch Konzentrationsschwächen.
Eigentlich ist es aber eben anders herum: Psychische Erkrankung, u.a. Folge ist ein Reizdarmsyndrom.
Also ein bisschen verschwiegen und verdreht...
Weil ich einfach auch wollte, dass sie mir zumindest die Chance auf ein Probearbeiten geben und mich nicht gleich durch einen "psychischen Knacks" sehen.
Ich finde es auch nicht richtig, pauschal zu sagen, man sei nicht fähig, mit Konflikten umzugehen, das klappt nämlich gerade durch die Therapien inzwischen sehr gut und wenn man wo Übung findet, in diesem Bereich, dann dort!
Das wird gerne pauschalisiert, ich gehöre aber nicht zu denjenigen, die bei der kleinsten Kleinigkeit kollabieren.
Unter dieser Voreingenommenheit wollte ich eben nicht stehen und habe es deshalb verdreht.
Lange Rede, kurzer Sinn, ich wurde genommen und bin jetzt in einem Vertrag.
Jetzt merke ich jedoch, dass mich die 4 Tage die Woche sechs Stunden vom Belastungspensum noch überfordern.
Dabei sind sie ja schon auf die gesundheitlichen Einschränkungen eingegangen und ich will ungern um eine weitere Kürzung bitten. Außerdem habe ich aufgrund momentaner emotionaler und geistiger Überlastung wieder eine stressbedingte Muskelschwäche, die ich ja schlecht verbergen kann...habe jetzt zwei Tage wegen vermeintlicher "Erkältung" krankgemacht.
Ich weiß jetzt gar nicht, was ich tun soll...ich mag das Team super gerne und fühle mich wohl dort und in kleinen Schritten kann das auch mit der Ausbildung dort klappen, allerdings weiß ich jetzt nicht - habe ich was falsch gemacht, dass ich nicht die komplette Wahrheit gesagt habe? Sollte ich "beichten" und sagen was die ganze wahre Sache ist, die Karten auf den Tisch legen? Kann ich dann gekündigt werden?
Ich will nicht schon wieder abgelehnt werden, wegen meiner Erkrankung...Auch wenn's nie offiziell gemacht wird, sondern hinter vorgehaltener Hand. Aber egal wie, ob ganz verschweigen, offene Karten, oder halb offen, nichts scheint richtig und immer schießt man sich ein Eigentor, obwohl man doch gerne WILL und Lust hat. Was soll ich jetzt am besten tun? :( Um Rat bin ich sehr dankbar. LG Isy (25)

Antworten

  • Hallo Isy,

    wenn du keine Probezeit hast sondern einen ersten Vertrag, wo ist dein Problem?

    Ob das nun klug war, kann dir niemand sagen, immerhin hast du es in einen Vertrag geschafft.

    Hast du denn auf Basis einer anerkannten Schwerbehinderung Angaben gemacht oder einfach auf Fragen geantwortet? Ist ja schon unüblich, dass man solche Auskünfte weitergibt. Also du hast nur im Bezug auf die Lücken im Lebenslauf geantwortet.
    Ich finde, das man ich dennoch angestellt hat, zeugt doch von gutem Willen. Und da es sich um eine Fachpraxis handelt, meinst du wirklich du konntest und könntest da was verbergen?

    Was du allerdings nun beschreibst, zeigt dir doch ganz klare Grenzen auf. Wie willst du denn ab Sommer ? eine Vollzeitausbildung unter "normalen" Bedingungen durchstehn,wenn dir 4 Tage 6 h schon zuviel sind und deinen Zustand in so kurzer zeit derart verschlechtern und das obwohl du dich subjektiv dort wohl fühlst???

    Isy, hast du denn eine Stelle die dich berät in Arbeitsangelegenheiten, das kann das Arbeitsamt oder dein Rentenversicherter sein? Es gibt Möglichkeiten dich langsam einzugliedern isn Arbeitsleben, manche Ausbildungen können sogar in teilweit gemacht werden...... du hast auch recht auf diese Unterstützung und kannst Sie nutzen, du bist noch so jung.

    Was ich eher schwierig finde, ist das du die Realität "verdrehst", das wir dir langfristig gesehen nichts nutzen.

    Entscheiden musst du, ich würde zuerst einen Beratungstermin bei Leistungsträgern machen, mit dem Wissen kannst du deinen Chef ansprechen und hoffen (ich denke realistisch hoffen), dass er den Weg weiter mit dir geht. Er hat dadurch auch Vorteile, es kann ein das das Jobcenter deinen Lohn bezahlt und andere Vergünstigungen. So könntest du finanziell abgesichert, Schritt für Schritt in deinem Tempo deinen Weg weitergehen.
    Was sagt denn dien behandelnder Neurologe zu dem Ganzen? Er kennt dich und kann dir vielleicht am besten raten.
    Wünsche dir viel Erfolg!
  • Hallo Isy.
    Da steckst du wirklich in einer blöden Situation. Also erst einmal für künftige Gespräche: Kein Lügen, kein Verdrehen. Natürlich musst du nicht komplett mit offenen Karten spielen, aber alles, was dich in deiner Arbeit einschränken wird, musst du erwähnen. Ansonsten kann der Arbeitgeber dir da ganz schnell später einen Strick draus drehen, denn dann hat er dich ja unter falschen Annahmen eingestellt.
    Wie Renichur gesagt hat: Es gibt Stellen die dich beraten. Vom Arbeitsamt bekommst du z.B. auf Nachfrage Flyer mit Informationen für den Arbeitgeber.

    Darüber sprechen solltest du mit dem Arbeitgeber auf jeden Fall. Es macht keinen guten Eindruck, wenn er es selbst heraus findet, dann hätte er in der Tat einen Grund, dich schnellstmöglich rauszuwerfen, sobald der Vertrag es zulässt.
    Sofern ich das richtig verstanden habe, wurdest du im Team gut aufgenommen, oder? Ist das auch bei deinem Chef so? In dem Fall könntest du auf Sympathie und Verständnis bauen. Dein Chef ist immerhin auch nur ein Mensch, vielleicht versteht er deine Beweggründe ja.

    Was deine Belastbarkeit angeht muss ich Renichur abermals zustimmen. Wenn du jetzt schon merkst, dass dir 24 Stunden die Woche zu viel sind, solltest du wirklich überlegen, ob du dir den Job auf Dauer zutrauen kannst. Ich will dich wirklich nicht entmutigen, aber selbst in der Schule sind 30 Stunden pro Woche ab spätestens der 5. Klasse total normal und ein Job ist nochmal ein ganzes Stück anspruchsvoller. Über solche Dinge kannst du zum Beispiel mit der Behindertenbeauftragten sprechen, hol dir da auf jeden Fall Rat, am besten auch bei deinem Arzt.

    Viel Glück
    Mary
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