Unterstützung durch IV trotz (leichtem) Cannabis-Konsum?

Mein Mann ist seit vielen Jahren psychisch krank (schwere Depression, ADHS, Angststörung). Seit einigen Jahren ist er nicht mehr arbeitsfähig. Erst nach längerer Zeit konnte er sich überwinden, sich bei der IV anzumelden. Derzeit läuft noch das Abklärungsverfahren, ein Gutachten wurde soeben erstellt. Dessen Inhalt ist uns nicht genau bekannt, jedoch steht darin, dass mein Mann Cannabis konsumiert. Die IV hat nun meinen Mann im Sinne der Pflicht zur Schadensbegrenzung aufgefordert, per sofort auf den Konsum zu verzichten. Das Problem ist nur: Mein Mann hat herausgefunden, dass ihm ein geringer Konsum hilft, seine schwere Depression zu ertragen. Würde er nicht kiffen, müsste er wohl jeden Tag schwere Benzons nehmen, was vor dem Hintergrund der Gefahr der Abhängigkeit ebenfalls nicht auf die leichte Schulter zu nehmen ist. Mein Mann ist nun hin- und hergerissen: Soll er das IV-Verfahren "abblasen" oder den Konsum beenden? Wichtig: Mein Mann konsumiert nicht zum Vergnügen, sondern das Cannabis hilft ihm, die Depression zu ertragen und dank dem hat er auch mit dem selbstverletzenden Verhalten aufgehört. Lohnt es sich, dies alles der IV zu erklären oder ist das aussichtslos? Falls mein Mann nun seinen IV-Antrag zurückzieht: Kann er allenfalls später nochmals ein Gesuch stellen?

Antworten

  • Hallo Tiamat,

    Klar seit Ihr in eine Zwickmühle.
    Ja..Cannabis hilft.Das ist medizinisch auch nicht bestritten.Aber...es gilt in Deutschland und vielen anderen Ländern als iligale Droge.Und somit wirst du aufgefordert den Konsum zu unterlassen und lieber auf schwere Antidepris.zu greifen.
    Es wird euch nicht anderes überbleiben es anzuerkennen und auf den Konsum zu verzichten damit euer Antrag durchgeht.
    An eurer Stelle würde ich aber mal das Gutachten anfordern.Es steht euch zu.Man kann euch den Zugriff nicht verweigern.
    Des weiteren sollte dein Mann sich ärztliche Unterlagen und Berichte besorgen die seinen Gesundheitszustand dokumentieren.
    Amtsärzte sind nicht gerade eine Zierde des Ärztestands.

    Gruß
    Ralf

    (Antwort ist keine Rechts oder Medizinische Beratung.Für die Richtigkeit der Antwort wird keine Haftung übernommen.Einige Antworten werden mithilfe einer KI geschrieben.(Artikel wird gekennzeichnet)

  • Noch zur Ergänzung: Mein Mann wurde ebenfalls aufgefordert, sich regelmässigen Drogenscreenings zu unterziehen.
  • Hallo Tiamat
    In der Tat eine verzwickte Sache. Habe in meiner Familie MS-Patienten, welchen mit Cannabis-Produkten sehr gut geholfen werden kann. Diese Familien mitglieder leben aber allesamt in den Niederlanden. In der Schweiz ist die Gesetzgebung diesbzgl. etwas weniger weit fortgeschritten.
    Aber: Ich habe im TA ein Bericht gelesen von einem Apotheker Manfred Fankhauser aus Langnau i.Emmental. Er geht einen überaus interessanten Weg und probiert das Cannabis mit seiner Tinktur zu ent-stigmatisieren.
    Ich denke dass dies ein interessanter Ansatz sein könnte für Euch. Natürlich unter Begleitung eines geeigneten Arztes und unter den Umständen, dass die IV da überhaupt mitspielt. Die Tinkturen vom Emmentaler Arzt beruhen nicht auf den Konsum durch Inhalation (Kiffen an sich), sondern auf eine Abgabe in flüssiger Form (Tinktur).
    Denn nur auf legalem Weg wird er die geforderten Drogenscreenings der IV auch bestehen.

    Hier geht's zum Artikel: http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Cannabis-wird-als-Heilmittel-langsam-ernst-genommen/story/27275222
    Und hier der Link zur besagten Apotheke im Emmental: www.panakeia.ch

    Viel Erfolg bei den Abklärungen!

    Beste Grüsse, Sjoerd van Rooijen
  • Hallo Sjoerd van Rooijen

    Danke für diesen Hinweis, das klingt interessant.
  • Hallo Tiamat,
    ich denke die extrahierten (herausgenommenen) Stoffe des Cannabis können sehr sinnvoll bei Schmerzen sein, aber die machen auch nicht abhängig. Natürlich tut Cannabis subjektiv gut, man ist entspannt und kommt "herunter" - weshalb es auch häufig von nicht medizierten ADHS-Betroffenen abends zum Einschlafen oder bei Anspannung verwendet wird. Die momentane Erleichterung bezahlt man auf die Dauer mit Symptomen, die der Lebensqualität ganz und gar nicht förderlich sind. ... aber es hat auch Nebenwirkungen und können meines Wissens nach genauso wie Alkohol und Schlafstörungen zu Depressionen führen oder schlimmstenfalls zu einem psychotischen Zustandsbild - unabhängig von der Dosierung. Ich habe schon einige jungen Leute in psychiatrischen Kliniken gesehen. Naja - es ist ein wenig so, dass wie jeder Raucher hofft keinen Lungenkrebs zu bekommen. Ein Patient meinte mal, wenn ich gekifft habe, stört mich die unbezahlte Rechnung nicht. Aber genug vom Cannabis.
    Meinen Erfahrungen nach trifft das, Ralf, was Du beschreibst nicht auf die IV in der Schweiz zu. Es fallen weit mehr durch das soziale Netz als in Deutschland und da hilft kein Gutachten etc. (Privatgutachten haben keinen hohen Stellenwert bei der IV, die haben ihre eigenen Gutachter). Ich weiss dies leider aus direktem Kontakt mit Pat. und IV und fühle mich oft sehr hilflos.
    So ist es sehr schwierig für Depressionen, ADHS und Angststörungen überhaupt IV-Rente zu bekommen. Die IV argumentiert, dass es für diese Erkrankungen gute Behandlungsmethoden gibt. Und die müssen vorher laufen - und , mit Cannabis, welches die Probleme eher zudeckt, man fühlt sich besser und wo bleibt dann die Therapiemotivation.
    Tiamat, Du schreibst nichts darüber wo Deine Mann in Behandlung ist - Benzos als Austausch für Cannabis machen keinen Sinn und sind auch nicht notwendig, da gibt es effektivere und nicht abhängig machende Medikamente - obwohl sich Benzos natürlich momentan angenehmer für den Pat. anfühlen. Als Krisenintervention für 1-2 Wochen können sie allerdings schon Sinn machen.
    Ich kenne einige Ablehnungen der IV, mit dem Hinweis, das noch nicht ausreichend behandelt worden sei.Da Dein Mann so massive Probleme hat, würde ich es für sehr wichtig halten, die ADHS medikamentös zu behandeln (es muss ja nicht für immer sein) - bei manchen Patienten reduziert sich dabei sowohl die Angststörung als auch die Depression. Antidepressiva sind sicherlich hilfreicher bei der Behandlung einer schweren Depression als Cannabis und Benzos. Ralf, ich kenne keine schweren Antidepressiva - nur welche die helfen und welche die nicht helfen. Leider muss man das immer etwas ausprobieren - weil ... wir Menschen sind halt unterschiedlich.
    Für Angststörungen gilt als Methode 1. Wahl die Verhaltenstherapie - verlangt dem Patienten allerdings schon einiges ab. Cannabis ist einfacher, aber ... nur für den Moment.
    Ich kenne natürlich die genauere Krankheitsumstände Deines Mannes nicht, Aber meiner Meinung nach bringt eine gute psychiatrisch-psychotherapeutische Behandlung Deinem Mann mehr, als Cannabiskonsum, dass alles letztlich nur zudeckt.und es im Moment des kiffens alles erträglicher macht.
    Jedenfalls wird für die IV Deine Argumentation warum Dein Mann Cannabis braucht, nicht relevant sein. Wenn Dein Mann allerdings bisher "leitliniengerecht" über längere Zeit psychiatrisch erfolglos behandelt wurde und der behandelnde Arzt dies im Bericht an die IV gut darstellt und natürlich anhand von negativen Drogenurin bescheinigen kann, wird vielleicht eine integrative Massnahme in Betracht gezogen. Bei jüngeren Leuten wird oft erst bei dessen Misslingen eine Rentenprüfung erfolgen.
    Irgendwie sorry - ist alles etwas durcheinander und mit den Kiffern habe ich es vermutlich verdorben. Ich weiss Tiamat, es hört sich für Dich vielleicht nicht gut an, aber ich fürchte es ist die Realität mit der IV. Ansonsten würde ich Deinem Mann einen superguten Behandler wünschen und er sich wieder besser fühlt.
    Liebe Grüsse Tündi
  • Hallo zusammen

    Ich merke, dass ich einige weitere wichtige Informationen vergessen habe.

    Mein Mann ist seit Langem in Therapie bei einem Psychiater. Dieser hat ihm ein Medikament zur Behandlung der ADHS verschrieben. Dieses wirkt auch etwas stimmungsaufhellend. Zudem hat mein Mann in der Vergangenheit (in ärztlicher Zusammenarbeit) sehr viele Antidepressiva durchprobiert, die allesamt keine befriedigende Wirkung zeigten. Lithium wurde ebenfalls ausprobiert. Eine pharmakologische Untersuchung, ob bei meinem Mann gewisse Medikamente nicht gut verstoffwechselt werden (Geno-, bzw. Phänotypisierung) brachte leider kein Ergebnis.

    Weil die Antidepressiva nicht wirken, ist mein Mann auf die "Lösung" Cannabis gekommen. Mittlerweile ist selbst der Arzt insgeheim der Ansicht, dass diese "Therapie" sinnvoll wäre...
  • Hallo Tiamat,
    wenn die Erkrankungen Deines Mannes therapieresistent sind und die bisherige Anzahl der Konsultationen und Behandlungen und als ausreichender Nachweis für eine Therapieresistenz akzeptiert werden, hat man eine gewisse Chance. Aber natürlich ohne Cannabis - für die IV zählt auch nicht, dass der Arzt dies als richtige Behandlung für Deinen Mann ansieht. Es ist als Behandlungsmethode nicht anerkannt. (Wobei ich nicht diesen Bestandteil aus dem Cannabis meine, der zur Schmerzbehandlung verwendet wird.)
    Ich habe heute mich noch mal mit unserem Sozialarbeiter ausgetauscht, zumindest hier im Aargau ist es so. Bei Therapieresistenz nach Ausschöpfen aller Möglichkeiten hat man auch bei diesen Diagnosen eine gewisse Chance bei der IV.
    Glaub mir, ich würde Dir viel lieber positives schreiben - aber ich weiss es eben aus meinem Alltag anders.
    Alles Gute wünscht Euch Tündi
  • Hallo zusammen

    Danke für eure bisherigen Antworten und euer Engagement.
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