Kreative Lösungen gesucht...

Hallo!

Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, wie das hier alles so funktioniert. Ich schreib einfach mal auf gut Glück und hoffe, dass ihr vielleicht ein paar kreative Lösungen zu bieten habt.

In knapp einem Monat werde ich 20 und möchte in diesem Wintersemester anfangen, zu studieren. Daher stoße ich jetzt auf ganz neue Herausforderungen, nämlich dem Umzug ins Studentenwohnheim nach Berlin, 2,5 h entfernt von meinem Elternhaus. Keine Frage, ich will dort hin ziehen und freue mich tierisch darauf! Nur ist das mit der Selbstständigkeit so eine Sache...

Die Ärzte haben nie konkret herausfinden können, was genau für eine Erkrankung hinter meinem Krankheitsbild steckt. Fakt ist, dass ich eine gleichbleibende Muskelschwäche habe, die zu sämtlichen anatomischen Verformungen und körperlichen Einschränkungen über die Jahre geführt hat. Z.B. Skoliose, Hüftdysplasie, Beinverkürzung, Einschränkung der Armbewegungen,... Ich gehe davon aus, dass jetzt nichts bzw. nichts Großes in dem Sinne noch dazu kommen wird. Dazu kommt, dass ich durch die Muskelschwäche sehr schnell erschöpft bin, was das Laufen und längere Stehen oder Aktivsein betrifft, wodurch ich mit meinen Kräften extrem haushalten muss.

Ich habe Pflegestufe 2 bzw. 3, jetzt nach der neuen Einordnung. Ja, ich brauche Hilfe, beim Anziehen, Haare machen, Duschen, Haushaltstätigkeiten,... Auch wenn diese Pflege berechtigt ist und ich sie brauche, möchte ich doch so viel wie möglich selbstständig machen, einfach um unabhängiger von anderen zu sein, der ein oder andere versteht das sicher. Gerade wenn ich umgezogen bin, muss ich mein Leben ganz neu ordnen und will nicht immer vom Pflegepersonal abhängig sein. Ich will mich nicht auf meinen Einschränkungen ausruhen und sagen 'Macht mal, ich kann das nicht, weil...', sondern immer noch mehr rausholen, egal, wie viel Aufwand oder Zeit es kostet. Ich bin auch nicht der Mensch dafür, der sofort aufgibt oder seine Behinderung vorschiebt, um Dinge nicht machen zu müssen.

Beispielsweise fahre ich Auto und kann den E-Rollstuhl mit einem Lift hinten einladen, das ist eine mega Freiheit, die ich seit ca. einem Jahr genießen darf. Jedoch brauche ich immer Hilfe beim Anziehen meiner Schuhe oder des Korsetts... Hat jemand vielleicht eine Idee, wie das Schuhproblem zu lösen sein könnte? Ich kann keine Schuhe tragen, die nicht fest oder hoch genug sind. Ich muss quasi einfach nur reinschlüpfen können, jedoch auch festen Halt haben.

Ein anderer Punkt ist das Haare zusammen binden. Ich bekomme meine Arme nicht hoch bzw. weit genug nach hinten, um die Haare zusammen zu machen geschweige denn einen Gummi drum zu bekommen... Ich habe für meine Verhältnisse schon recht lange Haare. Offen mag ich sie fast gar nicht mehr tragen, aber eine Kurzhaarfisur sieht auch sch***e aus. Habt ihr vielleicht eine Idee oder Hilfsmittel, die ihr mir empfehlen könntet?

Das müsste es von meiner Seite aus auch erstmal sein. Ich freue mich über jede Nachricht und Beantwortung meiner Fragen. Gerne lese ich auch eure Erfahrungen, wie es euch nach einem Umzug ging.

Liebe Grüße!
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Antworten

  • Ehrlich gesagt wirkt es auf mich als wärst du einwenig zögerlich oder sagen wir leicht ängstlich, was das umziehen angeht.

    Ich bin mal so naiv und glaube das wenn du ne Pflegestufe hast werden die dich kaum wohin schicken wo die Pflege nicht gewährleistet ist.

    Bei meinem Unfall war ich 17 und ich musste auch kurz danach mal meine geliebte Heimat für 3 Jahre verlasse wegen der Umschulung, zwar habe ich keine Pflegestufe aber ich stellte mir ähnlich fragen.

    Ja du bist auf einmal weit weg von deinem Elternhaus aber im Studentenwohnheim wirst du viele menschen kennen lernen, mit ähnlichen Hintergründen und Interessenten. Dein leben wird sich ändern das ist unvermeidlich aber es muss nicht zum schlechteren sein. Viele deiner sorgen sind unbegründet und lösen sich schnell auf.

    Mein Tip für dich ist einfach:
    Mach dir nicht soviele sorgen und lass es drauf ankommen.
  • Hallöchen.
    Also ich stimme meiner Vorgängerin größtenteils zu: In einem Wohnheim gibt es immer Leute, die einem helfen können und wollen, nicht zuletzt, weil sie selbst das Gefühl mögen, etwas Gutes getan zu haben (wer mag das nicht? 😉 ). Trotzdem verstehe ich, dass du nicht dauernd andere um Hilfe bitten möchtest, kenne das Gefühl und manchmal ist es einem entweder unangenehm oder man ist selbst genervt davon, das hat dann nicht unbedingt was mit Angst zu tun. Ich hab teilweise ähnliche Einschränkungen wie du -auch, wenn ich im Gegensatz zu dir gar nicht laufen kann. Was ich dir raten kann: Such alternative Wege. Ich kann dir sagen, wie ich besagte Probleme löse:
    Beim Schuhe anziehen binde ich meine Turnschuhe schon vorher zu, aber immer ein bisschen lockerer. Dann stelle ich den Fuß auf eine erhöhte Fläche (Bett, Stuhl, ect.), nehme einen längeren Schuhanzieher und schlüpfe rein. Wenn man das ein paar mal gemacht hat, klappt das gut. Ich habe auch ziemlich lange Haare (fast bis zur Hüfte) und kriege meine Arme nur schlecht nach hinten. Wenn ich mir selbst einen Zopf machen will, dann mache ich mir einen, den ich mir über die Schulter lege, sieht auch ziemlich nett aus 😀 ansonsten kann man meist sogar schon einen Friseur fragen, welche Wege und Frisuren die vielleicht noch kennen. Oder hast du auch schon Probleme beim Haare kämmen? Kannst du denn deine Arme überhaupt nicht nach hinten bewegen, oder geht es rein theoretisch und du hast einfach nur zu wenig Kraft?
    Was das Korsett angeht, weiß ich natürlich nicht, was für eins du hast...
  • Vielen Dank für die Tipps! Ich werde es mal so ausprobieren!

    Genau das ist mein Punkt mit der Selbstständigkeit. Ich habe fast gar keine Bedenken, dass ich im Studium und Wohnheim auf hilfsbereite Leute treffen werde, dafür habe ich in meiner Schulzeit und auch sonst schon sehr gute Erfahrungen gemacht. Es geht mir genau um den Punkt, dass es echt teilweise nervig ist, bei den kleinsten Kleinigkeiten um Hilfe zu bitten, wenn es doch vielleicht einen Weg gäbe, es auch selbst zu erledigen. Es geht mir um meine eigene Flexibilität und die habe ich nicht unbedingt (ich werde mal etwas kleinlich, aber zum Verständnis), wenn ich zum Schuheanziehen einen Mitbewohner frage, der erst in 5 min kommen kann. Wenn ich es selbst könnte, bin ich auf diese 5 min warten nicht angewiesen. Und darauf kommt es mir eben an, dass ich mein Spektrum an Unabhängigkeit so hoch halten will wie es geht.

    Zum Haarebinden: Ich bekomme meine Arme max. 90 Grad von der Schulterbewegung her nach oben und zurück in diesem Winkel so gut wie gar nicht. Kämmen bekomme ich hin, aber auch nur, weil ich dann den Kopf in jeweilige Richtung drehe, um besser hinter an zu kommen.




  • Hallo,

    meine Schuhe binde ich auch auf dem Schoß vor und nutze dann einen langen Schuhanzieher. Damit das aber auch gut klappt, lasse ich die obere Öse aus und stopfe da keine Schnürsenkel durch. Dann hat man immer noch festen Halt im Schuh, kommt aber bedeutend einfacher rein.

    Ich hab eine handtuchtaugliche Kurzhaarfrisur... bei der Zopf-Binde-Frage hab ich keinen blassen Schimmer.

    Vielleicht kannst du ja eine FB - Gruppe oder sowas vorab ins Leben rufen.. nach dem Motto... "Umzug nach Berlin, wer wohnt schon da" oder so .. So könntest im Vorfeld vielleicht schon ein kleines soziales Netzwerk dir aufbauen. Gerade das Internet bietet da - unter Beachtung der Vorsichtsmaßnahmen - unendlich viele Möglichkeiten.

    Jumanji
  • Was Hilfe angeht kann ich nur von dem sprechen was ich bei anderen gesehen habe. Dinge du du zuhause nicht konntest und sowieso hilft gebraucht hast, das wird sich wohl kaum ändern aber ich denke eher das du freier wirst. Mit dem Umzug kannst du ja von einem moment zum anderen deine arme weniger bewegen.

    Leute wurden eher freier weil das ganze Gebäude, alles drum rum, viele kleine dinge auf die ich im leben nicht gekommen wäre, für Selbstständigkeit sorgen. Von den was ich mit bekommen habe, wirst du eher selbstständiger, wenn es dir echt darum geht.

    Der uralte spruch "Not macht erfinderisch" trifft hier genau zu, punkte wo du zuhause vielleicht schnell von anderen gemacht bekommst und dir daher kaum auffallen wirst du wohl selbst versuchen zu bewältigen weil du doch den drang hast das es gehen muss.

    Hilfsmittel gibt es da auch, eher noch bessere, vielleicht musst dich kurz umgewöhnen aber auch das holt dich aus dem starren Muster raus in dem du dich befindest. Wenn du nicht willst das die deine Wäsche waschen dann kauf dir noch einwenig und mach als Wäsche Säcke die du zuhause wascht.

    Ich will dich nicht angreifen oder sonst was aber ich glaube du bist nicht ganz ehrlich zu dir. Die ganzen Probleme die du ansprichst da sehe ich nicht viel dran, kleine Detail Sachen wie Schuhe anziehen oder Haare. Nun wag ich mal einen Schuss ins Blaue, vielleicht irre ich mich total.

    Es wirkt auf mich als hättest du einwenig sorge beim Hotel Mama auszuziehen, mit 20 wird es für dich auch was neues sein. Diese Angst haben fast alle Leute, auch vollkommen gesunde menschen sind da zögerlich, du bist zudem auf Hilfe angewiesen, das ist noch eine zusätzliche Belastung und macht es daher kaum leichter.

    Verzeihung falls ich dir unrecht tue aber ich bleibe bei meiner Einschätzung, genau so wie ich dabei bleibe das sich deine ängste schnell als unbegründet raus stellen wenn du erst da bist.
  • @Narun:

    Vielen Dank für deine Meinung und dass du deinen Standpunkt so deutlich vertrittst, aber ich muss leider widersprechen.

    Wir kenne uns nicht, daher kann ich dir dein Verständnis meiner Nachrichten nicht vorwerfen, aber wie ich schon versucht habe zu erklären, geht es mir nicht um Angst vor der Pflege oder anderen Menschen, zumal ich schon enge Bezugspersonen in Berlin kenne, sondern einfach und allein um die Tatsache, dass sich für mich eine ganz neue 'Welt' eröffnet, in der ich zwangsläufig selbstständiger werde. Doch diesen Abschnitt nehme ich nicht ängstlich hin, sondern versuche eben so viel Eigenprofit daraus zu schlagen, wie es nur geht.

    Vielleicht sind Schuhe anziehen oder Sonstiges für dich Kleinigkeiten, die zur Selbstverständlichkeit geworden sind. Aber für mich und ich hoffe, dass ich da für viele sprechen kann, ist es das eben nicht. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich einen Weg gefunden habe, Dinge zu tun, die ich vorher noch nicht konnte. Das war bei dir anfangs nicht anders vermute ich, oder? Daher hoffe ich, dass du jetzt meinen Standpunkt etwas besser nachvollziehen kannst.

  • Es wird eine Umstellung, das habe ich auch von Anfang an gesagt aber du hältst dich zuviel daran fest. Die Umstellungen hatte ich auch wie sie jeder hat. Es sind Kleinigkeiten wie das Klo etwas höher oder tiefer wie auch das Bett oder sonst was. Du wirst dich einwenig umstellen müssen das muss aber jeder.

    Als ich zur Umschulung bin war mein Unfall noch nicht so lange her und ich konnte wesentlich weniger als ich es heute kann. Für mich war die Umstellung auch massiv, wenn man eben nicht die volle körperfunktion hat kann man durch ein nur 2cm höhen verändertes Bett ganz schön Probleme bekommen.

    Das Wort "Angst" steht für mich nicht gleich für schwäche, es ist nichts unmenschliches Angst zu haben, im Gegenteil, die furcht vor was ungewissem ist Menschlich. Auch sonst will ich dich nicht herab setzen, andere haben das vor dir schon erlebt und werden nach dir auch noch da durch müssen.

    Du schreibst viel von Selbstständigkeit die du nicht verlieren willst und Unabhängigkeit die du dir bewahren willst. Hier glaube ich reden wir aneinander vorbei. Mein Verständnis von Selbstständigkeit und Unabhängigkeit ist den ganz normalen Alltag weitgehend ohne Hilfe zu bewältigen.

    Wenn ich deine Beiträge aber in ruhe nochmal lese wirkt es auf mich als stellst du dir das so vor, das dir eben morgens fix einer bei allem hilft und du abgesehen von den Alltag's dingen weitgehend selbstständig durch den tag zu kommen versuchst.

    Das sind Alltagsbelastungen, die hat jeder. Was du nicht kannst wird ja von der pflege aufgefangen, vielleicht nicht eins zu eins wie du es zuhause hattest aber das ist eben so. In deinem ersten Beitrag schreibst du über das Auto, den E-Rollstuhl und das du das als Mega Freiheit siehst (deine Worte). Das wird dir aber nicht genommen nur wirst du anfangs ein paar mehr alltagsprobleme bekommen aber das bewältigen dieser Probleme wird dich Selbstständiger und somit auch Freier machen.

    Anfangs gehört vielleicht einwenig Mut dazu aber das geht ausnahmslos jedem so. Selbst der vollkommen gesunde junge Lehrling wo zuhause auszieht fragt sich wie er seine Wäsche waschen soll, ob er das mit dem Kochen und Haushalt auf die reine bekommt. Auch wenn deine sorgen ungleich härter wirken, die art der sorgen ist die selbe.

    Du hast recht, wir kennen uns nicht, ich schreib nicht über das wie du bist sondern über das was ich anhand deine Handvoll Beiträge glaube. Vermutlich passt dir auch meine Meinung garnicht, das muss sie auch nicht aber denk mal in einem ruhigen moment über meine Zeilen nach. Ich habe keinen Grund dir was böses zu wollen und vielleicht ist ja was an meiner Einschätzung...

    Denk bitte einfach mal darüber nach, ich lass dich nun in ruhe, mehr kann ich nicht schreiben.
  • Hallo...

    hmm.... ich finde es jetzt schon etwas anmaßend, wenn man aus Mutmaßungen und drei bis fünf Beiträgen sich ein solch hartes Urteil erlaubt und jemanden in eine Schublade steckt. Man kann sich - gerade auch bei geschriebenen Worten - auch mal gewaltig irren.

    Warum willst du nicht einfach glauben, was geschrieben steht. Sicher kann auch ein hartes Verurteilen mal sehr hilfreich sein und Denkanstöße geben. ABER ich finde es anmaßend.

    Ich bin von daheim ausgezogen, als ich noch gesund war. Von Behinderung keine Spur. Ich fühlte mich wie ein Weltmeister und stellte fest, ups.. ich bin nur ein Waldmeister Es gab auch da einige Dinge, die mich schnell überforderten, weil auf einmal nicht mehr die Familie sofort und unmittelbar greifbar ist.

    Seinen Alltag ohne fremde Hilfe bewältigen... Das ist schon und Hut ab, wer das seiner Behinderung(en) zum Trotz schafft. ABER gerade wenn man sich Hilfe genau da sucht, wo man sie braucht, dann kann das extrem befreiend sein und einem sehr viel Lebensqualität zurück geben.

    Jetzt kommt ein neuer Abschnitt... Hilfe in Berlin, suchen, finden und sich im neuen Alltag zurecht finden. Du schaffst das...

    Jumanji
  • Immer wieder ist von Selbstständigkeit und sorge ob sie in dem mass erhalten werden kann die rede gewesen, darauf habe ich reagiert. Mehrfach habe ich betont das ich niemand verletzten will aber ich habe meine Sätze auch nicht in Zucker gepackt.

    Selbstständigkeit bezieht sich hauptsächlich auf den normalen Tagesablauf mit den ganz normalen Hinternissen die bei jemand mit einer Behinderung entsteht. So habe ich es zumindest gelernt und so kann man es auch nachlesen in Beschreibung.

    Ich bin original c5-c6 das heisst keine Fingerfunktion und nichtmal volle Arm Funktion. Wenn ich nicht einen Schutzengel gehabt hätte der dafür gesorgt hat das ich inkomplett bin und mir die Möglichkeit gegeben wurde mit viel Training meine Oberkörper Funktion zurück zu bekommen wäre ich auch auf Hilfe angewiesen, wie ich es anfangs auch war.
    Daher weiss ich sehr wohl was es heisst von Pflege abhängig zu sein und ich habe genau so gelernt das man Selbstständigkeit nur erreichen kann wenn man eben mal die Zähne zusammen beisst und sich einwenig antreibt, auch wenn es keinen spaß macht.

    Was ich geschrieben habe halte ich durchgeht für richtig, wenn ich verlauf des Dialogs immer deutlicher wird das es wohl nicht um das "Selbstständig" geht was in dem Sinn wo ich mir vorstelle sondern eher um "Bequemlichkeit". Naja dann dreht es sich in meinen Augen auch eher darum sein schönes leben nicht gegen eine ungewisse Zukunft einzutauschen wo man eben nicht immer gleich weiss wie welches Problem gelöst wird.

    Um "Selbstständiger" und "Freier" zu werden muss man nunmal was tun...

    Nichts was es sich zu haben lohnt gibt es umsonst
  • Okay, eigentlich wollte ich das so stehen lassen, weil ich nicht scharf auf eine 'Auseinandersetzung' bin. Aber da meine eigentliche Intention bei dir Narun offensichtlich immer noch nicht angekommen ist, möchte ich dazu nochmal was sagen, für alle, die das später vielleicht noch lesen werden, damit es endlich klar oder klarer wird.

    Ich habe in meiner ersten Nachricht nie das Wort 'Angst' oder sonstiges geschrieben. Bedenken sind doch normal! Deswegen habe ich das geschrieben, einfach, um Erfahrungen von anderen, vielleicht Tipps und irgendwie auch Verständnis zu bekommen.

    'Selbstständigkeit' als 'Bequemlichkeit'? Da sehe ich einen ganz klaren Widerspruch! Schon klar, du glaubst ich habe mich hier zu Hause bei meinem Eltern eingeigelt, bitte um etwas, bekomme es, ohne auch nur einen Finger krumm zu machen und glaubst, dass DAS für mich Freiheit oder 'Selbstständigkeit' heißt?! Tut mir leid, aber da bist du auf dem Holzweg und ich hätte ehrlich gesagt von einem, der einen ähnlichen Weg in die Selbstständigkeit schon hinter sich hat, etwas mehr Verständnis erwartet...

    Alles, was du geschrieben hast, stimmt! Ich werde definitiv freier, durch die Möglichkeiten, durch die Umgebung,... Und das ist es, was mir auch bewusst ist und auf das ich mich mega freue! Und genau das hast du ja ausführlich beschrieben, aber mein Punkt ist schlicht und einfach der, dass ich so viel wie möglich eigenständig schaffen möchte! Das hat nichts, aber auch gar nichts mit Bequemlichkeit, Angst, von zu Hause auszuziehen oder seine jetzige 'Freiheit' zu verlieren, zu tun. Ich weiß, dass mein Leben für mich persönlich komfortabler wird, wenn ich die Sicherheit habe, dass ich Dinge auch allein kann.

    Es ist mir egal, ob du deine falschen Schlüsse weiterhin daraus ziehst oder vielleicht auch mal an deine Zeit damals zurück denkst, was Fortschritte für dich bedeutet haben, denn ich denke, das Gefühl, nicht mehr auf jemanden angewiesen zu sein (übertragbar auf alles), ist bei jedem das gleiche oder ähnlich! Und nichts anderes ist es bei mir!

    Ich bedanke mich bei allen anderen, die mir Tipps gegeben haben, wie ich meinen Hilfebedarf vielleicht noch weiter einschränken kann und mir somit eine für mich unabhängigere Basis schaffen kann für später! Danke!


  • Ich würde noch ganz gerne folgendes ergänzen wollen:

    Auch, wenn wir anderer Meinung sind und unser Verständnis von Selbstständigkeit vielleicht auseinander geht, Narun, möchte ich dir trotzdem meinen vollsten Respekt aussprechen! Wenn man sich so unglaublich wieder zurück in ein selbstständiges Leben geboxt hat.

    Doch gerade weil wir uns nicht kennen, sollten wir doch versuchen, das was der andere schreibt so aufzunehmen, wie er es schreibt. Missverständnisse sind gerade online nicht zu vermeiden, aber nach mehrmaligen Erklärungsversuchen sollte man vielleicht einfach akzeptieren, was der andere schreibt und nicht auf seinem eigenen Urteil beharren, zumal dir viele meiner Hintergründe gar nicht bekannt sind.

    Jeder Mensch, jede Behinderung ist individuell, der eine schafft sein Leben mit reinem Willen und Ehrgeiz zu meistern, dem anderen gelingt es vielleicht durch seine sozialen Kontakte wieder neuen Mut zu fassen. Aber alles läuft auf eins hinaus: Ein wertvollen, glückliches und lebenswertes Leben. Doch die Wege dahin sind unterschiedlicher und individueller, dass man darauf einfach keine festgeschriebene Lebensform finden kann! Das muss halt jeder für sich selbst ausmachen.

    Wenn Selbständigkeit für dich bedeutet, dein gesamtes Leben unabhängig zu leben, dann ist das so. Für mich sind es die Kleinigkeiten, die mein Leben vollkommener machen würden. Und dafür sitze ich nicht irgendwo rum, sondern nehme das in Angriff, vielleicht anders als du, aber genau das bedeutet doch Individualität..
  • Hallo Narun,

    eigentlich hatte ich auch nicht mehr vor deine "unumstößliche" und in Stein gemeißelte Auffassung weiter zu kommentieren... das hat die Threaderstellerin auch zur Genüge getan....

    Trotzdem hab ich noch ein Anliegen...

    Du schreibst: "Um "Selbstständiger" und "Freier" zu werden muss man nunmal was tun..."

    Vom Grundsätzlichen her gebe ich dir da vollkommen recht. Man muss etwas tun, wenn einem der körperliche Verfall durch Krankheit und Behinderung drohen. Vielfach kann man auch was tun, um es zu lindern, aufzuhalten oder sogar wieder einen besseren Zustand zu erreichen und ich ziehe auch den Hut vor deinem Erfolg.

    ABER: Es gibt viele Erkrankungen, Behinderungen, wo man sich noch so sehr abmühen kann. Der körperliche Verfall ist einfach schneller als der Biss und das Durchhaltevermögen in Sachen Training als sein Besitzer. Wenn du diesen Satz einem Menschen mit ALS oder anderen fiesen neurologischen Erkrankungen an den Kopf knallst, die allenfalls ein paar wenige Jahre, Monate oder gar nur Tage mit einer gangbaren Lebensperspektive vor sich haben, dann werden die sich bei dir bedanken und dich bestenfalls dafür verfluchen.

    Jumanji
  • Jumanji, es gefällt mir wie du Sachlich bleiben willst und ich versuche mal darauf einzugehen.

    Meine Meinung ist hier sehr gefestigt, ich bin mir nicht sicher ob ich "unumstößlich" sagen würde aber lassen wir das mal so stehen. Ich habe alle Beiträge mehrfach gelesen weil es sehr interessant auf mich gewirkt hat und es geregnet hat weshalb ich viel zeit hatte. Was ist den meine Meinung, ich denke sie hat einwenig Angst ihr jetziges Umfeld hinter sich zu lassen und was ungewisses zu beginnen. Bisher habe ich nicht viel lesen können was mich da vom Gegenteil überzeugt hat.

    Das ich mein Erfahrungen mit Pflege angesprochen habe war nicht zum angeben oder jemand sagen das es mit Anstrengung immer Möglichkeiten gibt. Ich hatte einen Schutzengel, das habe ich auch gleich dazu geschrieben, leider ist nicht jedem eine zweite chance vergönnt. Doch kenne ich die Abhängigkeit wie auch die damit verbundenen sorgen das was man als Lebensqualität sieht nicht zu verlieren. Die Angst zu versagen kenn ich auch, ich weiss wie entmutigend es ist zu versagen wenn man es erreichen will. Wenn man kaum mehr als eine chance von 25% hat wird es erst garnicht versucht um nicht versagen zu müssen aber dabei vergisst was, wenn man es nicht versucht hat mein keine 25% chance sondern 0%. Daher habe ich angeschrieben das sie aus ihren "festen mustern" raus muss.

    Es wird sich an Spitzfindigkeiten etwas zuviel hoch gespielt, das Wort "Angst" drückt für mich sorge, ein negatives Gefühl vor was ungewissem aus. Genau das sehe ich hier, genau das wird hier auch beschrieben mit den fragen wie das mit den Schuhen oder Haaren wohl geregelt werden soll, eine Ungewissheit. Diese Angst meine ich und nicht mehr, das ist für mich auch nicht abwertend sondern die Umschreibung eines Gefühls.

    "Hotel Mama" der begriff steht nicht im Zusammenhang mit Behinderungen. Obwohl das einwenig Negativ behaftet ist, steht es doch für die Annehmlichkeiten die man eben meistens erfährt wenn man noch zuhause wohnt. Diese fall sehe ich hier einwenig, das geht los mit der sorge das man soweit weg ist vom Elternhaus. In der Familie wird man oft zu sehr behütet und verhätschelt, das ging mir so und das führe ich mit meinen Neffen fort wenn ich auf die kleinen aufpasse.

    Es wird nach Möglichkeiten gesucht weiter die Haare so zu tragen wie man es toll findet, wie auch die Schuhe anzuziehen, das jetzt eine Möglichkeit gesucht wird legt nahe das es bisher noch keine gibt und somit von anderen gemacht wird, das ist auch nicht schlimm, dafür gibt es auch Pflege die unterstütz wenn es notwendig ist. Hier wird bemängelt das man nicht immer 5 Minuten warten will. Nach meinem Verständnis von Selbstständigkeit trifft es hier nicht zu es ist für mich eher Bequemlichkeit nicht warten zu müssen.

    In mehreren meiner Beiträge habe ich hervorgehoben das ich niemand verletzten, angreifen oder unrecht tun will. Meine Worte habe ich so gewählt wie sie mir am verständlichsten erschienen sind. Dabei habe ich großteils darauf verzichtet den Holzhammer zu verzuckern, wie man so schön sagt, weil ich glaube zu einer Lösung kommt man am besten wenn offen gesprochen wird und nicht drum rum geredet wird.

    Von dem Zeitpunkt wo ich den ersten Beitrag gelesen habe bis jetzt auch, wünsche ich thesi viel erfolg und bleibe auch dabei das sie sich nicht soviel sorgen machen soll und es auf sich zu kommen lassen muss. Ich bedauere das ich so feindselig wahrgenommen werde weil ich niemand verletzten wollte.
  • Hallo zusammen und vor allem: Hallo thesi 😀

    Ich würde gern von der Grundsatzdiskussion über Freiheiten, Engagement und Selbstständigkeit wieder zum konkreten Anliegen zurück kommen, wenn das in Ordnung ist.

    Die genauen Umstände kenne ich natürlich nicht, aber so wie ich das verstehe, wirst Du grundsätzlich Pflegekräfte haben. Allerdings nicht rund um die Uhr und Du möchtest bei Kleinigkeiten unabhängig sein.

    Für die Schuhe hast Du ja schon ein paar Hinweise erhalten. Sind diese für Dich umsetzbar?
    Ansonsten würden mir noch Schuhe mit Klettverschlüssen einfallen oder diese geringelten Schnürsenkel, die sich selbst zu ziehen.

    Bei langen Haaren bin ich überfragt. Da habe ich persönlich keine Erfahrungen. Ich könnte mir aber eine Konstruktion mit Kämmen und Haargummis vorstellen. Oder eben etwas Kreativität bei der Frisurengestaltung. Und nein, damit meine ich keine Kurzhaarfrisur 😉 Ich dachte da eher an Haarreifen und Spangen etc.

    Vielleicht können da UserInnen mit langen Haaren noch etwas beitragen?
  • Hallo Justin,

    vielen Dank für deine Nachricht! Ja, genau das ist mein Punkt mit Selbstständigkeit, wie ich sie meine. 😃

    Ich brauche vermutlich noch ' geeignetere Schuhe', um das mal in Ruhe auszuprobieren, aber grundsätzlich kann ich mir diese Vorgehensweisen in Kombination mit anderen Hilfsmitteln gut vorstellen! Ich habe gestern auch schon einige Sachen dafür bestellt. Von sich selbst zu ziehenden Schnürsenkeln hab ich noch nie was gehört! Ist ja mal interessant! Ich stelle sofort Forschungen im Netz an!

    Was meine Haare an geht werde ich auf jeden Fall die Idee mit dem Seitenzopf umsetzen. Für alles andere würde ich mich über weitere Erfahrung auch freuen!

  • Hallo thesi,

    es freut mich, wenn ich helfen konnte. Habe übrigens auf die Schnelle diese geringelten Schnürsenkel nicht mehr gefunden. Aber dabei habe ich entdeckt, dass es schleifenlose Schnellschnürsysteme für Sportschuhe gibt. Vielleicht ist das auch eine praktikable Lösung für Dich 😉

    Noch kurz nachgefragt:
    thesi hat geschrieben:
    (...)
    Was meine Haare an geht werde ich auf jeden Fall die Idee mit dem Seitenzopf umsetzen. Für alles andere würde ich mich über weitere Erfahrung auch freuen!


    Meinst Du noch andere Frisuren oder habe ich noch ein Anliegen übersehen?
  • Ja, diese Schnürsenkel für Sportschuhe habe ich auch gefunden! 😃

    Nein, nein alles gut! Ich meinte weitere Ideen für meine Haare. 😉
  • Ah, ok 😀

    Da bin ich mit meinem Kurzhaarschnitt leider raus und kann keine Tipps geben 😆

    Aber ich bin ja zum Glück nicht der Einzige hier 😉
  • Hallo thesi,
    das mit den Haaren kenne ich. Ich brauche ja den Zopf, damit mir die Riemen der Atemmaske nicht rutschen. Ich kann auch keine von beiden Händen hoch heben, aber ich beuge z.B den rechten Arm und mit der linken Hand helfe ich den rechten Ellbogen hoch zu schieben und drehe den Hals zur Seite. Reichts gerade für den Zopf, Haarewaschen geht so leider nicht.
    Versuch‘s mal.
    Tuen dir dann nicht die Arme schmerzen, wenn du Auto fährst?
    Von den Schuhen kann ich in Sommer nur Flip Flops (Zehentrenner) und im Winter Crocs (clocs) tragen. Das wird wohl nichts für dich sein, wenn du Verformungen hast und ein stabiles Schuhwerk brauchst. Aber wenn Du eh‘ im Rollstuhl bist, dann muss doch kein festes Schuhwerk sein, oder?
    Vielleicht lässt sich das aber so lösen, dass du ins Treppenhaus gehst, und versuchst den Schuh anzuziehen, wenn du den Bein etwas höher hast.
    lg

  • Hey yvonne2,

    vielen Dank für deine Tipps!
    Aber wie genau schaffst du es dann einen Zopf zu machen?
    Ungefähr so mache ich es auch manchmal, also den Arm mit dem anderen nachschieben, wenn ich zB alle Haare auf eine Seite legen möchte. Aber wie bekommst du sie zusammen?

    Für die Schuhe habe ich endlich eine Lösung gefunden! Da kann ich sogar meine aktuellen Schuhe weiter tragen, ohne dass ich neue kaufen muss.

    Ja, anfangs taten mir meine Arme vom Autofahren schon etwas weh, weil die Muskeln halt nicht dran gewöhnt waren. Das gleiche mit dem Fuß. Aber ich sehr oft und daher merke ich es jetzt gar nicht mehr so. Auf längeren Fahrwegen verspannt mein Nacken häufiger, aber ich habe auch eine Lenkgradverstärkung eingebaut, wodurch ich nicht so viel Kraft aufwenden muss.



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