Erleben von Behinderung durch die Betroffenen/Angehörigen/Umfeld
MyHandicap User
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in Recherche
Hallo,
mein Name ist Saskia, ich bin 21 Jahre alt und mache im Rahmen meiner Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin ein Referat zum Thema "Erleben von Behinderung durch die Betroffenen, Angehörigen und deren Umfeld". Jetzt bin ich auf der Suche nach ein paar Antworten auf meine reichlichen Fragen und bin auf euer Forum gestoßen. Hier ein kleiner Ausschnitt der Fragen die mich besonders beschäftigen:
Wie ging es euch bei der ersten Auseinandersetzung mit dem Handicap von euch/euren Kindern, Partnern, Eltern...etc. , wie war das Erleben davon? Wie reagierte euer Umfeld auf die Veränderung (sollte die Behinderung erst im Laufe eures Lebens entstanden sein) und kam es zu Brüchen mit bestimmten Personen? Gab es bestimmte Momente in denen ihr euch stark diskriminiert gefühlt, oder sehr eingeschränkt gefühlt habt? Welche Verrichtungen des alltäglichen Lebens stellen eine Hürde für euch/ eure Angehörigen oder Freunde da? Wie reagiert ihr auf befremdliche Blicke von Außenstehenden, oder auf übertriebene Hilfsbereitschaft/Mitleid?
Ich habe durchaus noch einige andere Fragen, glaube aber dass das an dieser Stelle erstmal ausreicht. Ich würde mich sehr über Antworten freuen, vielleicht kann man auch in einen geschlossenen Dialog treten. Alle Informationen für meine Ausarbeitungen werden selbstredend anonymisiert.
Vielen Dank schon einmal für das Lesen und für die, hoffentlich erfolgenden, Antworten
mein Name ist Saskia, ich bin 21 Jahre alt und mache im Rahmen meiner Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin ein Referat zum Thema "Erleben von Behinderung durch die Betroffenen, Angehörigen und deren Umfeld". Jetzt bin ich auf der Suche nach ein paar Antworten auf meine reichlichen Fragen und bin auf euer Forum gestoßen. Hier ein kleiner Ausschnitt der Fragen die mich besonders beschäftigen:
Wie ging es euch bei der ersten Auseinandersetzung mit dem Handicap von euch/euren Kindern, Partnern, Eltern...etc. , wie war das Erleben davon? Wie reagierte euer Umfeld auf die Veränderung (sollte die Behinderung erst im Laufe eures Lebens entstanden sein) und kam es zu Brüchen mit bestimmten Personen? Gab es bestimmte Momente in denen ihr euch stark diskriminiert gefühlt, oder sehr eingeschränkt gefühlt habt? Welche Verrichtungen des alltäglichen Lebens stellen eine Hürde für euch/ eure Angehörigen oder Freunde da? Wie reagiert ihr auf befremdliche Blicke von Außenstehenden, oder auf übertriebene Hilfsbereitschaft/Mitleid?
Ich habe durchaus noch einige andere Fragen, glaube aber dass das an dieser Stelle erstmal ausreicht. Ich würde mich sehr über Antworten freuen, vielleicht kann man auch in einen geschlossenen Dialog treten. Alle Informationen für meine Ausarbeitungen werden selbstredend anonymisiert.
Vielen Dank schon einmal für das Lesen und für die, hoffentlich erfolgenden, Antworten
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Guten Tag, Saskia,
ich glaube, dass eine Behinderung jeder Mensch für sich ganz persönlich und individuell erlebt. Es gibt Behinderungen, die man nicht sofort sieht, (z.B. wie bei mir an Taubheit grenzende Schwerhörigkeit) oder gleich wahrnimmt (Rollstuhl oder Armbinde). Plötzlich oder schleichend etwas, was bisher selbstverständlich war, nicht mehr zu können, muss ich und auch meine Umwelt, Familie erst einmal akzeptieren. Der eine wird damit ziemlich rasch fertig, der andere kann sich damit nicht abfinden und will es nicht wahrhaben. Für mich habe ich einen Satz, den ich mir immer wieder selbst sage, wenn mich meine Schwerhörigkeit nervt: "Schaue auf das, was Du (noch) kannst und nicht auf das, was Du nicht (mehr) kannst!" Kein Mensch ist vollkommen, der eine ist zu groß, zu dick, zu dünn, zu blass, zu haarig, lernbehindert psychisch eingeschränkt, jeder hat irgendwo einen oder seinen "Webfehler", keiner ist vollkommen, jeder hat auf irgendeine Weise seine Behinderung oder Einschränkung - auch wenn er es selbst nicht so wahrnimmt. Das macht aber auch jeden Menschen zu einem Original, individuell und unverwechselbar. Der eine kann gut Fußball spielen, der andere gut musizieren, ein anderer gut Bergsteigen oder Tauchen. Jeder hat seine Fähigkeiten und Talente oder hat sie eben in dem einen Bereich nicht.
Ich habe meiner Umgebung stets mitgeteilt, dass ich behindert und im Verstehen eingeschränkt bin (auch weil man es ja nicht auf Anhieb sehen kann), dass ich ab und zu auf Hilfe und Verständnis angewiesen bin. Hier sei dann auch mal eine Frage gestellt: bin ich behindert oder werde ich behindert? Ich spreche auch von mir nicht als "Behindertem" sondern ich bin ein Mensch mit einer Behinderung. Das ist eine ganz andere Betonung, da die Behinderung nur ein Teil meiner Person ausmacht, ich bin nicht nur behindert, sondern habe auch noch andere Eigenschaften. Meistens wird dann auch Rücksicht genommen und deutlicher und langsamer gesprochen, oder die Hintergrundgeräusche werden nach Möglichkeit reduziert. Es gibt aber auch Menschen, die sich darum überhaupt nicht kümmern und rücksichtslos "ihr Ding durchziehen." Da sage ich mir immer, dass ich mir das nicht zu Herzen nehmen darf, denn wenn ich mich ärgere büße ich für die Sünden eines anderen Menschen. Ich kann meine Behinderung nicht beseitigen, muss damit leben, sie ist ein Teil von mir geworden, genau so wie ich Falten bekommen habe oder graue Haare oder ich nicht mehr ganz so schnell und fit bin wie als junger Mensch. Durch das nicht mehr richtig hören können beobachte ich mehr und habe im optischen Wahrnehmen mehr Sensibilität entwickelt, achte mehr auf Gestik und Mimik anderer Menschen. Sicher ist es auch für mich schlimm, dass ich nicht mehr ins Kino oder Konzert gehen kann, aber ich kann es ja nicht ändern und habe es für mich akzeptiert. Ich bringe auch den Mut auf und sage deutlich, wenn mich etwas stört oder ich einen Verbesserungsvorschlag machen kann. Zum Beispiel bitte ich in Restaurants die Hintergrundmusik leider zu machen oder gar auszumachen. Manches Mal bekomme ich dann sogar dankbare Blicke von anderen Restaurantbesuchern. Oder auf dem Bahnhof spreche ich das Personal an und sage ihnen, ich könne die Lautsprechdurchsagen nicht verstehen, ob die Informationen nicht auch schriftlich auf einem Display angezeigt werden können. Das mache ich aber nicht als Vorwurf, sondern als Hinweis auf eine mir helfende Möglichkeit, die anderen gleichartig behinderten Menschen auch helfen könnte. So kam es auch im TFernsehen zu einer immer größeren Zahl von Sendungen mit Untertiteln oder für blinde mit eingesprochenen Hinweisen.
Das ist ein erster Versuch einer Antwort auf die offen formulierten Fragen von Dir, Saskia. Wenn ich nocht weitere Ausführungen machen soll, teile es mir mit und ich gehe dann gerne auch auf vertiefende Fragen ein.
Wichtig ist bei meiner Behinderung für mich, dass ich diese auch akzeptiere, da ich es ja nicht ändern kann, dass ich troztdem ein vollwertiger Mensch bin, kein Exot bin, nur in einigen Fällen brauche ich Hilfe oder Unterstürzung.
Ich hoffe, ich konnte mich verständlich machen.
Viel Glück beim Referat, gerne gebe ich noch weiteres "Fleisch an den Knochen"!
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Sassi0705 hat geschrieben:Wie ging es euch bei der ersten Auseinandersetzung mit dem Handicap von euch/euren Kindern, Partnern, Eltern...etc. , wie war das Erleben davon?
Durchwachsen bis negativ.Sassi0705 hat geschrieben:Wie reagierte euer Umfeld auf die Veränderung (sollte die Behinderung erst im Laufe eures Lebens entstanden sein) und kam es zu Brüchen mit bestimmten Personen?
Durchwachsen bis negativ/ Ja.Sassi0705 hat geschrieben:Gab es bestimmte Momente in denen ihr euch stark diskriminiert gefühlt, oder sehr eingeschränkt gefühlt habt?
Ja.Sassi0705 hat geschrieben:Welche Verrichtungen des alltäglichen Lebens stellen eine Hürde für euch/ eure Angehörigen oder Freunde da?
Dies und das, aber in unterschiedlichem Ausmass.Sassi0705 hat geschrieben:Wie reagiert ihr auf befremdliche Blicke von Außenstehenden, oder auf übertriebene Hilfsbereitschaft/Mitleid?
Unterschiedlich befremdlich, auch aggressiv oder gleichermassen/analog unhöflich.
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