Schizoaffektiv, muss reden ...

Hallo Community,

ich muss einfach mal reden und habe auch Fragen; viele sogar. Ich bin 32 Jahre alt und habe im Alter von 21 einen ersten schweren psychischen Schub gehabt. Diagnostiziert wurde da so einiges. Ich war zunächst auf Beschluss in der Psychiatrie und habe da viel erlebt. Geschlossene halt, diverse Stationen derart sogar. Nach ca. 4 Monaten dort habe ich mich andernorts behandeln lassen und versucht den Weg zurück in ein normales Leben zu finden. Dieser Weg dauerte insgesamt über 2 Jahre. Ich war 1,5 Jahre in stationärer Behandlung, dann Tagesklinik. Dreh- und Angelpunkt der ganzen Sache war und ist eine schizoaffektive Psychose. Mir wurde derzeit vor allem eines gesagt: Du kannst das oder das nicht schaffen, du wirst dieses oder jenes nie wieder können usw. Das wollte ich damals nicht akzeptieren und bin noch immer froh darüber, dass ich das auch nicht getan habe. Statt einem betreuten Wohnen, einer Reha o. ä. entschied ich mich mit festem Willen dazu mein Studium weiter zu führen. Mein Grundstudium war schon abgeschlossen und bestanden. Also ging ich ins Hauptstudium und hab das auch geschafft. Ich habe später mit der Note sehr gut ein geisteswissenschaftliches Studium als Magistra abgeschlossen. Zwischendurch kam noch ein Schub, der mich wieder 6 Monate aufhielt sozusagen. Dann hieß es erstmal ziemlich viel Haidol, Seroquel, Leponex usw. Das war kurz nachdem ich auch das Hauptstudium abgeschlossen hatte. Ich bin dann Tagesklinik, Pia, und habe eine 265 Seiten umfangreiche Magisterarbeit geschrieben. Das ging, das war Arbeit. Ich habe immer Medis genommen, bin 20:00 ins Bett, habe auch mich geachtet. Am Anfang 300 mg Leponex, immer weiter runter dosiert, heute frei davon. Inzwischen ist der Studienabschluss 4 Jahre her und ich habe seitdem 10 Monate als Wiss. Mitarbeiter gearbeitet, dann hatte ich einen anderen Job im Fach in einer anderen Stadt. Den allerdings musste ich kündigen, ich hatte nur noch Angst, fühlte mich überlastet. Sozial-Stress-mäßig war es ziemlich die Hölle. Ich war kurz krank geschrieben. Bin zum Arbeitsamt, wurde in einen Reha-Antrag gedrängt, sollte Steuerfachangestellte werden. Saß bei einem Gutachter der einen Satz mit und viele über mich sprach. Ich wollte da raus und habe mir einen Job mit weniger Anspruch gesucht. Dort bin ich jetzt seit 3 Monaten, aber es holt mich wieder ein. Ich weiß nicht wie es weiter geht und ich weiß nicht, welche Rechte ich habe. Keine Ahnung an wen ich mich wenden kann. Ich weiß auch nicht, was ich will oder was eigentlich geht, wenn das nicht funktioniert und ich Frühwarnsymptome habe. Sicher, ich habe einen Psychiater, aber ich Angst mich selbst aufzugeben. Ich will und kann nicht mehr Medikamente nehmen. Ich habe jetzt schon keine Menstruation, Bluthochdruck, Übergewicht. Jetzt die Fragen: Wo findet eine Reha für psychisch erkrankte Menschen statt? Muss ich dann in eine WfbM? Kann man mich dazu zwingen? Was passiert, wenn ich das ablehne? Wovon kann ich meinen Lebensunterhalt bestreiten? Ist eine Berentung eigentlich möglich? Es wird nie besser werfen, sodass ich immer Medikamente nehmen muss. Keine Ahnung, jetzt hoffentlich ihr. Und vielen dank schonmal.

Antworten

  • Hallo Ich irgendwie
    Es ist schwer einen Rat zugeben . Von den genannten Medikamenten kenne ich nur Haidol wobei das bei uns unter Haldol bekannt ist . Wenn ich dich richtig verstehe gibt es Sachen die du noch steuern kannst und Ereignisse denen Du ausgeliefert bist . Wenn ich meiner Tochter erklären muss was eine psychische Störung ist sage ich das im Hirn die elektronischen Kontakte zwischen den violetten und den orangen Zellen nicht mehr zuverlässig funktionieren .
    Vermutlich wird das auch schwer den entsprechenden Ämtern oder Arbeitgebern klar zu machen .
    Die fortschrittlichste Gemeinschaft die ich kenne ist in der französisch sprechenden Schweiz und heisst Don Camillo . Unsere Userin Blitz kann Dir mehr dazu sagen .
  • Hi!

    colores hat geschrieben:
    Wenn ich dich richtig verstehe gibt es Sachen die du noch steuern kannst und Ereignisse denen Du ausgeliefert bist .


    Ich bin nicht akut krank, ich schaffe meinen Job nicht mit der Grunderkrankung, darum geht es. Ich schaffe keine Vollzeitstelle mit einem Anfahrtsweg von über einer Stunde.

    colores hat geschrieben:
    Die fortschrittlichste Gemeinschaft die ich kenne ist in der französisch sprechenden Schweiz und heisst Don Camillo . Unsere Userin Blitz kann Dir mehr dazu sagen .


    Was meinst du damit?

    Viele Grüße
  • Lieber Ich irgendwie
    Unsere Userin Blitz kennt die Gemeinschaft Don Camillo . Das ist eine Gruppe von Christen die sich früher mit suchtgefährdeten Menschen beschäftigte und heute ein Therapiezentrum betreibt Ich denke hier könntest Du als Therapeut arbeiten und wenn Du selbst zu schwach bist hast Du Leute um dich die das verstehen .
  • Hi Colores,

    ich habe es gegoogelt. Kleines Problem, ich bin kein Christ, werde auch keiner mehr und der Vorschlag wäre für mich aus jeder Perspektive eher denkbar merkwürdig, als eine Hilfestellung.
  • Bleibt mir nichts anderes übrig als Deine Entscheidung zu akzeptieren.
    Ich dachte das diese Gruppe gut sein könnte weil sie nicht Sekten mässig ist .
  • Hallo irgendwie,
    erst mal Hut ab vor deinem Erfolg. Unter schwierigen Bedingungen beruflich so viel zu erreichen muss dir auch erst mal einer nachmachen...!
    Sicher gibt es bei der langen Geschichte viele Dinge zu beachten und es ist schwierig, nach deiner Schilderung etwas hilfreiches zu sagen. Offensichtlich hast du hohe Kompetenz im Umgang mit deiner Erkrankung, kennst Frühwarnzeichen und hast sicher auch schon einen "Notfallkoffer". Meine Erfahrung ist, dass man in schwierigen Situationen Bewältigungsmöglichkeiten finden kann, die aber eigentlich in der Regel nur eine Zeit lang gut funktionieren. Dann muss man irgendwie immer wieder neu überlegen und die Strategien anpassen. Und wenn beruflich so wichtige Entscheidungen zu treffen sind ist das wirklich nicht so leicht. Ich baue dabei immer auf kompetenten und vertrauenswürdigen Rat von Freunden, Bekannten oder Fachleuten, die mir empfohlen wurden. Wenn viel auf einmal zu überdenken ist würde ich selbst immer wieder Psychotherapie und/oder Coaching in Erwägung ziehen. (hattest du auch schon ambulante Unterstützung?) Das könnte auch im Hinblick auf die Frage der beruflichen Orientierung/Reha/Berentung nicht schädlich sein. Ein psychologischer Psychotherapeut für Erwachsene sollte bei diesen Fragen unterstützend helfen können- oder wenigstens sagen können, wo man weiteres erfragen kann. Ansonsten würde ich -nach eigener turbulenter Erfahrung - bei allem versuchen "einen Gang runter zu schalten". Das wichtigste ist doch eigentlich, dass du findest, was du eigentlich leisten kannst und möchtest. wenn das klarer ist, findest du sicher auch einen Platz an dem das geht!
    Auf jeden Fall wünsche ich viel Erfolg und würde mich freuen, weiter zu lesen
    Liebe Grüße und viel Erfolg
    wünscht das Meerschneckchen
  • Hallo Meerschneckchen,

    vielen lieben Dank zunächst für deine wärmenden Worte. Ja, du hast so ziemlich genau Recht. Ich habe meinen "Notfallkoffer", der aber gerade etwas zu versagen scheint. Das liegt daran, dass er lange in einer anderen Stadt super funktioniert hat. Aber nicht überall das selbe Netz sofort wieder da ist. Ich lebe inzwischen woanders und bin in einer Pia (Psychiatrische Institutsambulanz) und das war ich auch schon vorher lange. Also insgesamt seit 7 Jahren. Aber der Arzt ist neu, die Pia nicht die Beste, z. B. kein Soz.-Arbeiter greifbar o. ä. Man lernt sich auch erst kennen und einschätzen. Und ja, ich brauche auch etwas mehr Support, denke ich. Den Weg zu Psychotherapie habe ich aber immer gescheut. Mein langjähriger Arzt hatte die Angewohnheit das auszugleichen und mit mir gezielt Stresssituationen zu besprechen, weil er schon wusste; der kannte mich halt schon. Ich war zwischendurch einmal bei einem Anfangsgespräch bei einer Therapeutin. Und dann erzähle ich, was mich an der Geschichte stört, wie die Erfahrungen damit seit nunmehr über 10 Jahren sind, was mir alles im geschlossenen Bereich passiert ist und wie ich dort vor wie gesagt 10 Jahren "behandelt" wurde und sie rollt mit den Augen und ich sehe es. Dann bin ich da halt nie wieder hingegangen. Kurze Zusammenfassung: mehrfache Fixierung, mehrfache Sedierung, keine Arztgespräche, zudrücken bis nichts mehr geht und man Parkinson hat, wegen dem ganzen hochdosierten Haidol ohne Aceneton. Und nicht wissen, was man hat.
    Naja, ich werd den Schritt gehen, jetzt 10 Jahre danach und Therapie machen, wenn es erstmal aktuell besser ist. Aber leicht wird das nicht. Wie sollen Ärzte auch wegbügeln, was Ärzte traumatechnisch verbockt haben. Die ganzen Erfahrungen und Entwürdigungen. Ich Kämpfe tatsächlich, wenn es um die Schizoaffektive geht um meine Würde. Das ist das Fatale. Ich hoffe aber es wird werden und ich schalte erstmal runter. Den Mut verlier ich dabei nicht, da passt mein Mann schon auf 😉
Diese Diskussion wurde geschlossen.