Krückenlaufen nach Beinamputation

Hallo,
mein Vater hat mit 78 Jahren jetzt eine Beinamputation hinter sich. Nun üben wir täglich zweimal das laufen mit Krücken (Unterarmgehstützen).
So richtig geht es aber nicht vorwärts. Natürlich liegt es sicher auch am Alter, der psychischen Verfassung (er läßt sich schon etwas hängen) usw. Vor allem sehe ich das Problem an der mangelnden Technik. Er benutzt die Gehhilfen mehr als Stütze und hüpft dann auf einem Bein. Mehr oder weniger natürlich. Ich habs selber mal so ein bisschen probiert und wenn man richtig auf den Krücken läuft ist es wesentlich einfacher.
Ich sage es auch immer wieder beim Üben, so wirklich Fortschritte machen wir aber nicht.
Gibt es da irgendwelche Übungen oder Zwischenziele die man einbauen könnte?
Irgendwelche anderen Tipps?
Ich wäre um jeden Ratschlag dankbar.
MfG
josch

Antworten

  • Hm, für mich war das nicht die Kunst. Aber ich bin auch einigermaßen sportlich und viel jünger...
    Ich würde mit Stabilitätsübungen beginnen: Stehen auf einem Bein, auf die Krücken stützen und den Körper anheben und in der Schwebe halten für eine Sekunde. Wenn er das 10 x hintereinander packt, ne kleine Pause und noch mal 10 x, wieder Pause und nochmal 10 x. Beim nächsten Mal dann jeweils 12 x.
    Eventuel im Sitzen beginnen auf einem Stuhl mit Armlehnen und aus dem Sitz hochdrücken und im Schwebesitz halten für 1-2 Sekunden. Das Körpergewicht spielt natürlch auch eine Rolle und die Körperliche Verfassung.
    Die Frage ist halt generell, ob er sinnvoll mit Krücken mobilisiert werden kann. Wünschenswert wäre es, weil es Unabhängighkeit bedeutet. Man muss aber auch bedenken, dass bei einem 78-jährigen nicht so viel an Muskelaufbau wie bei einem 25-jährigen zu erwarten ist.
  • Hallo Josch
    Einbein hat dir schon gute Tipps gegeben . Es gibt im Sport eine Regel die etwas brutal tönen mag :was du dir vorstellen kannst kannst du auch ausführen . Stell dir vor du müsstest beim Skilanglauf die Skate-Technik lernen .Oder anders formuliert : die Hälfte passiert im Kopf . Wenn es euch gelingt diesen Knoten zu lösen seid ihr auf dem richtigen Weg .
  • Hallo Josh,

    macht ihr die Gehübungen in EIGENREGIE oder hat er Physiotherapeutische Behandlung?

    Physios können das oftmals sehr schnell antrainieren!

    LG Thomas
  • Hallo Josch!

    Ich erzähle dir mal, wie's bei mir war. Ich war natürlich sehr viel jünger (16), aber jemand hat schon gesagt, dass viel im Kopf passiert.

    Nach der Amputation (US, links) war ich 2 Monate im Kreiskrankenhaus. Nachdem ich wieder etwas Gleichgewichtssinn hatte, ist ein Zivi öfters mit mir (und Krücken) etwas rumgelaufen, auch grössere Strecken -- aber ich hatte so Angst, dass er mich immer halten musste.

    Dann wurde ich verlegt in eine Unfallklinik (und nochmal operiert).
    Nach der Operation bekam ich "Heimaturlaub" über ein Wochenende. Da habe ich mich mit ein paar Kumpeln getraoffen -- hatte die Krücken natürlich dabei, konnte aber nicht alleine mit diesen laufen. (Angst auf den Stumpf zu fallen)

    Die Kumpel versuchten sich natürlich auch an den Krücken, und sind damit im Garten "rumgesprungen". Da ist bei mir ein Knoten aufgegangen.

    Seitdem habe ich kein Problerm mehr, mit den Unterarmstützen zu laufen, auch wenn ich sie jetzt vielleicht nur noch alle 2 Jahre brauche (Fahrradfahren verlernt man auch nicht).

    Vielleicht ist das ein Anreiz oder besser irgendein Reiz muß kommen.

    Gruß, Josef

  • Oh, gleich so schnell so viele Antworten. 😕 Danke schon mal.

    Gleichgewichtsübungen machen wir auch schon. Ich stelle ihm zwei Stühle neben den Rollstuhl damit er sich auf den Lehnen abstützen kann und dann soll er die Arme hochnehmen. Auch da gibts nur wenig Fortschritte. Er traut sich einfach nicht, obwohl er imo locker die Arme richtig hochnehmen könnte und im Falle des Gleichgewichtsverlustes noch an die Armlehnen kommen könnte. Aber er nimmt die Hände immer nur wenige Zentimeter weg von der Lehne.
    Wie hier schon geschrieben wurde, ist das denke ich auch sehr viel Kopfsache, auch mit dem Laufen.
    Das von den Krücken abstützen und kurz in der Luft halten haben wir auch schon versucht, sogar mit meinem Schwager zusammen, der ihn auf der meinen Vater auf der anderen Seite gestützt hat, so dass wirklich nichts passieren konnte. Das kriegt er einfach nicht hin. Auch m.M.n. eher wegen der Psyche und nicht wegen der Physis.Vielleicht sollten wirs aber noch mal versuchen.

    Physiotherapie kriegt er auch, die hat uns auch beauftragt täglich mit ihm zu üben. Die selbst machen das aber nicht mit ihm. Die machen nur Lymphtdrainagen und sowas.
    Einmal war ich vor Ort als die Therapeutin da war und ich hab sie auch gefragt, wie man das verbessern könnte. So richtig weiterhelfen konnte sie mir da aber auch nicht. Sie war auch recht zufrieden mit den Fortschritten, das ist aber auch schon wieder 4-6 Wochen her. Mal schauen ob ich sie mir noch mal schnappen kann.
    Jetzt ist er neulich natürlich auch mal umgefallen (nicht bei den Übungen), das dient der ganzen Sache natürlich auch nicht.
    @tschoo: Ich habs ihm auch schon vorgemacht, er versteht auch was ich meine, aber umsetzen klappt halt noch nicht.
    @colores: Ja, Knoten lösen ist wohl das Stichwort. Hast du vielleicht auch nen Tipp dazu?
  • Hallo Josch,

    auch ich mußte nach meinem Hüftersatz mit 43 Jahren neu laufen lernen.

    Vorher konnte ich sehr schlecht laufen und nach der OP war es viel Übung normal laufen zu können. Eine Reha und viel KG aber auch Gleichgewichts übungen habe ich gebraucht um auf meinen linken Bein stehen zu können.

    Natürlich muß der Kopf auch mitmachen und mit dem Bein zusammen arbeiten.
    Er muß an sich glauben und sich so annehmen wie er ist.

    Gruß

    Gastone
  • josch2001 hat geschrieben:
    Hallo,
    mein Vater hat mit 78 Jahren jetzt eine Beinamputation hinter sich. Nun üben wir täglich zweimal das laufen mit Krücken (Unterarmgehstützen).
    So richtig geht es aber nicht vorwärts. Natürlich liegt es sicher auch am Alter, der psychischen Verfassung (er läßt sich schon etwas hängen) usw. Vor allem sehe ich das Problem an der mangelnden Technik. Er benutzt die Gehhilfen mehr als Stütze und hüpft dann auf einem Bein. Mehr oder weniger natürlich. Ich habs selber mal so ein bisschen probiert und wenn man richtig auf den Krücken läuft ist es wesentlich einfacher.
    Ich sage es auch immer wieder beim Üben, so wirklich Fortschritte machen wir aber nicht.
    Gibt es da irgendwelche Übungen oder Zwischenziele die man einbauen könnte?
    Irgendwelche anderen Tipps?
    Ich wäre um jeden Ratschlag dankbar.
    MfG
    josch


    Ich denke, dass es mit fortschreitendem Alter immer schwieriger wird, mit Krücken laufen zu lernen. Aber wenn dein Vater das Ziel hat, mit Krücken wieder mobil zu werden, dann müsste es gut möglich sein, falls sein Allgemeinzustand einigermaßen gut ist.
    Die Mobilisierung nach einer Amputation geschieht normalerweise in einer Reha-Klinik - wie auch in meinem Fall - Ich war immerhin auch schon über 40, als ich amputiert wurde. Es ist schon sehr hilfreich, wenn man mit Unterarmstützen gehen kann; ich kann nicht immer Prothese tragen, vor allem nicht im Sommer.
    Die Krücken müssen richtig eingestellt und dürfen keinesfalls zu lang sein, so dass man sich richtig drauf stützen kann. Mit etwas Übung müsste es schon klappen.
    Gruß
    Valentina 😃
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