Problem mit Urlaubsanspruch

Hallo Zusammen,
hätte gern gewusst, wie ich zu meinem mir zustehenden Urlaubsanspruch kommen kann. Dieser wird von meinem Chef fast ignoriert.

Hier die Situation:
Ich bin 58 Jahre, alleinstehend und in ungekündigter Stellung bei einem Zeitarbeitsunternehmen beschäftigt.
Dort bin ich als Bürogehilfe in Vollzeit (40 Std./ Woche) seit 2006 mit 24 Tagen Grundurlaub angestellt. Auf Grund meiner Behinderung von 80 % stehen mir noch 5 Tage gesetzlich verankerter Zusatzurlaub zu, insgesamt sind es demnach 29 Tage.

Seit Jahren erhalte ich Erholungsurlaub (Resturlaub lt. Lohnnachweis 69 Tage!!) immer nur zögerlich, nach langem Hin und Her (als Bettelei und dann als "Gnadenakt") mit meinem Chef. Meist wird mir die Entscheidung erst wenige Tage vor dem beantragten Urlaubszeitraum mitgeteilt. In keinem Jahr erhalte ich alle eigentlich mir zustehenden Tage mit den hauptsächlichen Begründungen:

- die Inanspruchnahme von Urlaubstagen liegt im Ermessen des Arbeitgebers oder
- ich werde gebraucht oder
- infolge geringer Anzahl von Mitarbeitern muss Mindestanzahl eingehalten werden oder
- Chef sagt: "Wozu brauchen Sie Urlaub, Sie sind doch nicht ausgelastet" oder
- Chef sagt: "Ich kann selbst (als Arbeitgeber) keinen Urlaub nehmen" oder
- Chef sagt: "Wir sind doch nicht im Sozialismus".

Und auf meine Frage, wann ich Urlaub mir nun nehmen kann erhalte ich keine Antwort und weist mir die Tür.
Konfrontiere ich damit die Buchhaltungskraft, so zückt diese nur mit den Schultern.
Habe selten zwei Wochen an einem Stück erhalten.

Ein Beispiel für voriges Jahr:
Habe einen Urlaubsantrag Mitte April für 2 Wochen für Ende Juni eingereicht, weil ich einmal eine
Urlaubsreise buchen wollte. Über den Antrag hat mein Chef bis Anfang Juli nicht entschieden, obwohl ich ihn mehrfach darauf angesprochen hatte. Mitte Juli gewährte er mir eine Woche am Stück. Habe dann im September für Oktober eine Woche beantragt.
Wurde abgelehnt wegen personeller Unterbesetzung. Wenn ich ihn trotzdem nehme, brauche ich nicht wiederzukommen. Dann sei ich entlassen (Kommentar vom Chef: "Sie müssen sich einen Weltkonzern suchen, der Sie einstellt").

Zu meiner Rechtfertigung muss ich einräumen, dass ich zu wenig selbstbewusst und zu unbeholfen bin, um mich
in derartigen Situationen behaupten und Konfrontationen aushalten zu können. Den Job verlieren möchte ich als Schwerbehinderter auch auf keinen Fall. Rechtlich bin ich weitgehend unbedarft. Einen Betriebsrat gibt es in der kleinen Firma auch nicht. Bin zwar Mitglied im VdK, aber sie sind für arbeitsrechtliche Belange nicht zuständig.

Wer könnte mir einen Tipp geben, wie ich vorgehen bzw. an wen ich mich gezielt wenden kann. um zu meinem Recht zu kommen. Auch leide ich psychisch unter der Willkür meines Chefs.

Hector

Antworten

  • Hallo Hector,

    na, da hast Du ja wirklich "Glück" mit Deinem Chef.

    Grundsätzlich hat Du natürlich einen vertraglichen Anspruch auf Urlaub. Dabei ist es grundsätzlich so, dass der Chef Deinem Antrag enssprechen muss, es sein denn es stehen "dringende betriebliche Belange oder Urlaubswünsche anderer Arbeitnehmer, die unter sozialen Gesichtspunkten den Vorrang verdienen" entgegen.
    http://www.gesetze-im-internet.de/burlg/__7.html.

    Dass das nun über Jahre hinweg der Fall sein soll, kann ich mir kaum vorstellen. Eine Ablehnung Deines Urlaubsantrags muss der Chef begründen. Mehr dazu auch hier: http://www.zeit.de/karriere/beruf/2012-04/faq-arbeitsrecht-urlaub

    Von den "Argumenten" Deines Chefs, die Du genannt hast, sind also die meisten als Begründung völliger Unsinn. Allensfalls "Du wirst gebraucht", kann ein Argument sein, aber dass dann eben auch nicht immer und nicht ohne spezifische Begründung.

    Wie Du nun gegenüber Deinem Chef zu Deinem Recht kommst, ist allerdings eine andere Frage. Ich fürchte, um energisches Auftreten und etwas riskieren wirst Du da wahrscheinlich nicht rumkommen. Auch kündigen kann ja ein Chef, vor allem wenn Du auf Grund Deine Behinderung zusätzlich besonderen Kündigungsschutz genießt, nicht einfach so. Vielelicht hilft es, ihm einfach mal ruhig die Rechtslage zu erklären, ggf. unter Verweis auf Gesetze oder einschlägige Texte?

    Ansonsten würde ich zu einer Gewerkschaftsmitgliedschaft raten und Dich dann dort ausführlicher beraten lassen. Du kannst dort ggf. auch rechtliche Vertretung bekommen (meist nach einer gewissen Wartezeit).

    Herzlichen Gruß, ananim

  • Hallo hector,

    Du hast aus der Community schon einige gute Hinweise erhalten (vielen Dank dafür, anamin 😀 ).

    Urlaub steht einem jeden Arbeitgeber ob mit oder ohne Behinderung zu.

    Wenn Du dich im persönlichen Gespräch eher unterlegen fühlst, kannst Du dein Anliegen vielleicht auch schriftlich (per Email) vorbringen.

    Wenn wir Dich noch in irgendeiner Weise unterstützen können, kontaktiere uns jederzeit gern. Wir alle hier freuen uns, wenn wir helfen dürfen 😀
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