Barrierefreie Ferienhäuser - worauf müssen wir als Vermittler achten?

Mein Mann und ich betreiben eine kleine Ferienhaus-Vermittlungsagentur in Dänemark, unsere Kunden sind jedoch zum grossen Teil Deutsche.

Hin und wieder bekommen wir auch Anfragen von Menschen im Rollstuhl. Wir bitten dann die Betroffenen immer, uns ihre Bedürfnisse möglichst genau zu schildern, sodass wir sie beraten können und im Zweifelsfall auch bei den Hauseigentümern nachfragen, ob ihre Häuser die genannten Bedingungen erfüllen.

Wir werben auch für viele "unserer" Häuser bei grösseren Urlaubs-Foren im Internet.
Nun meine Frage: Fast alle diese Foren haben die Kategorie "behindertengerecht" oder "rollstuhlgerecht" zur Auswahl, die man ankreuzen kann, wenn man eine Ferienuntrekunft dort anmeldet, aber nirgends finde ich eine genaue Beschreibung der Bedingungen, die ein Haus erfüllen muss, um in die Kategorie aufgenommen zu werden. Ich bekomme höchstens Hinweise wie "Geben Sie an, ob sich Ihre Unterkunft für Gäste mit körperlicher Einschränkung eignet. Informieren Sie sich gegebenenfalls vorher zum Thema Barrierefreiheit."
Genau dies möchte ich hiermit tun: Gibt es eine "Norm", bzw. eindeutige Regeln dafür, was "behindertengerecht" oder "rollstuhlgerecht" beinhaltet, und wer diese Prädikate vergeben darf?

Antworten

  • Hallo Tjorven
    Google.de findet einfach alles, z. B.:

    http://www.ams-reha.de/_files/Planungsunterlagen/08_ams_kat_din.pdf
    Schönen Tag
  • Danke, das ist ja wirklich eine sehr ausführliche Definition - nach der aber leider keins unserer Ferienhäuser tatsächlich als "barrierefrei" eingestuft werden kann.
    🙁

    Aber selbst bei den "grossen" Ferienhaus-Anbietern sieht es ähnlich aus, ich habe mal nachgeforscht: von mehreren tausend zur Auswahl stehenden Häusern werden bei einem der bekanntesten Anbieter z.B. nur 10-20 für Rollstuhlfahrer empfohlen (davon alle in der gehobenen Preisklasse), und selbst diese erfüllen längst nicht alle in der DIN-Norm angegebenen Kriterien. 🙁

    Habe hier in DK noch keine entsprechende Baunorm gefunden und bin mir auch nicht sicher, ob es sie gibt. Da muss ich dann bei hiesigen Behindertenverband nachforschen.

    Leider habe ich bisher den Eindruck, dass der Begriff "behindertenfreundlich" oft oberflächlich und ohne wirkliches Fachwissen angewendet wird.
    Das hilfreichste, was ich bisher gefunden habe, war folgende Liste zur genaueren Beschreibung der Verhältnisse in den einzelnen Ferienhäusern:

    Fester Fussbodenbelag: Ja /Nein
    Flacher Anfahrtsweg: Ja /Nein
    (Wenn Nein, Niveauunterschied in cm)
    Manövrierfläche am Eingang (Durchmesser in cm):
    Mindest-Flurbreite (cm):
    Lichte Höhe unterm Waschbecken (cm):
    Lichte Höhe unter den Kochplatten (cm):
    Mindesthöhe WC (cm):
    Armstütze beim WC: Ja /Nein
    Lichte Breite links vom WC (cm):
    Lichte Höhe vor dem WC (cm):
    Fließendes Wasser im Sitzabstand vom WC: Ja /nein
    Lichte Höhe unter der Spüle (cm):
    Höhe von Boden bis Spiegel:
    Offene Duschfläche: ja/Nein
    (wenn nein, Breite der Duschecke in cm):
    Manövrierfläche im Badezimmer (Durchmesser in cm):
    Türenbreite im Schlafraum (cm):
    Manövrierfläche in Schlafräumen (Durchmesser in cm):
    Innen-Türbreite Badezimmer (cm):
    Betthöhe (cm):

    Fallen euch noch weitere Kriterien ein, die ich in die Liste aufnehmen sollte, damit sie im Vorfeld geklärt werden können (z.B. Beschreibung der Heizungsanlage, zugänglichkeit der Heizkörperventile) oder andere wichtige Dinge?

  • Hallo Tjorven
    in der Tat, wobei manche Angaben wie z.b. Rollstuhlgeeignet oder Rollstuhlgerecht sehr unterschiedlich zu werten sind. Für Rollstuhlgerecht bestehen sehr viel höhere Anforderungen als für -geeignet. Derer Begriffe gibt es mehrere, oft sind sie irreführend bzw täuschen vor.
    http://www.wohnmesse.de/magazin/barrierefrei-wohnen/barrierefrei-rollstuhlgerecht.html
    Schönen Abend
  • Hallo Tjorven,

    zunächst einmal herzlich willkommen in der Community! Schön, dass Du MyHandicap gefunden hast 😀
    Eine Übersicht, wie das bei uns funktioniert, bietet dieses kurze Video (selbstverständlich auch mit Untertiteln): http://www.myhandicap.de/guided-tour.html

    Du hast aus der Community schon einige gute Hinweise erhalten (vielen Dank dafür, Holger 😀 ).

    Sicherlich kann man sich an der Norm orientieren. Und je mehr Details man beachtet und auch von den einzelnen Häusern kennt, umso besser kann man sicher auch einschätzen, ob ein Haus für den Anfragenden geeignet ist.

    Dass Ihr die Bedürfnisse der Anfragenden abfragt ist eine sehr überlegte Vorgehensweise. Jeder hat auch ein wenig andere Bedürfnisse.

    Grundsätzlich hilfreiche Informationen sind sicherlich…
    - Türbreiten
    - Platz neben den Betten
    - Badezimmereinrichtung
    - Schwellen oder Stufen im oder um das Haus
    - Bodenbeläge im Haus
    - Bodenbeschaffenheit um das Haus herum

    Näheres zu diesem Thema findest Du auch in unserem Info-Bereich:
    http://www.myhandicap.de/barrierefreier_neubau_umbau.html

    Bei weiteren Fragen wende Dich gern jederzeit wieder an mich oder meine Kollegen oder die Community. Wir alle hier freuen uns, wenn wir helfen dürfen 😀
  • Vielen Dank für Eure Antworten und die Links. ich werde mich auf jeden Fall weiter zu dem thema informieren und es auch in der Branchenorganisation der Fewo-Vermieter ansprechen.

    Wir können ja, z.B. zur nächsten Generalversammlung einen Gast-Referenten vom Behindertenverband einladen und vielleicht sogar Vertreter von Baufirmen mit an den Tisch bringen.

    Denn ich finde es sehr schade, dass - obwohl bei uns gerade in den letzten Jahren sehr viele neue Ferienhäuser entstanden sind - das Thema Barrierefreiheit meiner Meinung nach längst nicht genug Beachtung erhält.

    Besonders beim Thema Manövrierflächen für Rollstühle gibt es leider noch immer grosse Defizite, da selbst bei neu gebauten Häusern die Schlafzimmer oft sehr eng sind. Frei nach dem Motto: "Wie kriege ich so viele Betten wie möglich auf so wenigen Quadratmetern wie möglich unter" - da ist Umdenken gefragt!
  • Tjorven hat geschrieben:ich werde mich auf jeden Fall weiter zu dem thema informieren und es auch in der Branchenorganisation der Fewo-Vermieter ansprechen.....Denn ich finde es sehr schade, dass - obwohl bei uns gerade in den letzten Jahren sehr viele neue Ferienhäuser entstanden sind -
    das Thema Barrierefreiheit meiner Meinung nach längst nicht genug Beachtung erhält.

    Besonders beim Thema Manövrierflächen für Rollstühle gibt es leider noch immer grosse Defizite, da selbst bei neu gebauten Häusern die Schlafzimmer oft sehr eng sind. Frei nach dem Motto: "Wie kriege ich so viele Betten wie möglich auf so wenigen Quadratmetern wie möglich unter" - da ist Umdenken gefragt!

    hallo Tjorven

    ich finde es super, dass du dich dieses themas annimmst. 😉

    dänemark ist von norddeutschland ja relativ schnell erreichbar, aber ich habe im grunde nie rollstuhlgerechte ferienhäuser gefunden. das fand ich schade.

    lg rosi
  • Hallo Tjorven,

    so viel Engagement ist wirklich lobenswert.

    Aber ich bin mir sicher, es wird sich auch für Euch lohnen. Denn der Markt an Reisenden mit Handicap wächst. Schließlich sind auch immer mehr ältere Menschen auf Barrierefreiheit angewiesen.

    Gern kannst Du an dieser Stelle berichten, wie es weiter geht. Wir sind gespannt.
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