Wie kann ich meinemFreund (und mir selber) helfen die Depression (am Besten als Paar) zu überstehen?

Hallo alle zusammen.

Mich würde sehr interessieren, wie andere mit dem depressiven Partner umgehen...bzw. mit der schwierigen Situation an sich.
Kennt ihr auch Ausraster (wegen Nichtigkeiten) und wüste Beschimpfungen durch den anderen?
Mir bricht es fast das Herz ihn leiden zu sehen, ich tue alles für ihn...und dann wird man tw. beschimpft und beleidigt, dass einem fast das Herz zerspringt...
Kann mir jemand Tipps geben damit umzugehen?

Antworten

  • Guten Abend Uschi
    in erster Linie empfehle ich immer einen Arzt aufzusuchen. Das wird nicht einfach sein, Versuch mit Angehörigen zu sprechen daß die etwas auf ihn einwirken.
    Patenrezepte gibt es keine.
    Schönen Abend
  • Hallo Holger,

    danke für deine Antwort.
    Ich versuche seit ca. 1,5 Jahren auf ihn "einzureden" und ihm klar zu machen, dass er unbedingt professionelle Hilfe braucht...bisher hat er sich das nicht eingestanden...irgendwann war er dann doch beim Arzt und schließlich ist ihm gesagt worden, dass er einige Monate in stationäre Behandlung muss...seitdem ist alles nur noch schlimmer geworden...er hat einen Termin bekommen, aber ich bin mir unsicher ob er dann wirklich den Schritt gehen wird...
    Familie hat er leider im näheren Umfeld keine...und die einst so zahlreichen "Freunde" haben sich schon lange verabschiedet...
    Ich habe wirklich Angst um ihn...

    Dir auch einen schönen Abend! 😀
  • Hallo Uschi,

    Dein Mann kann sich nur helfen lassen wenn er es selber will. Da er das nicht möchte und er sich seiner Krankheit auch nicht stellen möchte hast Du einen schweren stand.

    Eine Depression ist selbst für den Erkrankten (bin selbst daran erkrankt) schwer zu ertragen, für die Partner ist es noch schwerer.

    Die Behandlung ist anstrengend und ich denke er hat wohl Angst sich selbst zu begegnen.
    Leider gibt es keine Wunderpille die trüben Gedanken und Sorgen vertreibt.

    Ich habe eine gute Ärztin und eine gute Psychologin, zur Zeit wechsele ich mal wieder das Medikament. Wenn ich das Medikament ausgeschlichen habe geht es mir bestimmt auch wieder besser.

    Hast du Freunde die Dir auch mal Kraft geben, wenn er ausrastet.

    Wünsche Dir einen schönen Sonntag

    Gruß

    Gastone
  • Hallo liebe Uschi,

    um auch an dich selbst zu denken ... rede so viel mit deinen Freunden darüber wie es nur geht!
    Sich abzukapseln ist auf jeden Fall gar nicht hilfreich bei der ganzen Misere.
    Mir hat es damals bei meiner Mutter auch geholfen. Sie nimmt zusätzlich auch Tabletten dagegen und hat auch schon diverse Ärzte hinter sich gelassen, die ihr helfen wollten.

    Ich wünsch dir weiterhin viel Geduld, Stärke und Durchhaltevermögen 😉


  • Hallo Uschi,

    du hast schon einen guten Weg gefunden, das Forum hier. Herzlich willkommen! Hier kannst du das von deinen Herzen schreiben, dass dich belastet.

    Du steckst in keiner schönen Lage. Gastone hat zu recht gefragt, ob du Freunde zum anlehnen hast. Hast du welche mit denen du reden kannst? Oftmals vergisst man sich in solchen Situationen völlig. Auf Dauer ist das nicht gut! Es macht dich nervlich und seelisch kaputt. Du kannst dich immer an das Forum wenden, hier sind immer liebe Menschen die dir Kraft geben!
    Ein Tipp: es ist nicht leicht ansehen zu müssen, wie der Partner erkrankt und leidet. Versuche jedoch nicht zu fordernd oder beharrlich auf den Termin zur Behandlung zu bestehen. Zeige ihm, dass du ihn liebst (mit lieben Worten usw.). Versuche den Termin zur Behandlung in deine Worte, Sätze einzubauen. Nicht zu oft, aber so dass er es merkt.

    Es tut weh, wenn man sich aufopfert und dann angeschimpft wird. Lasse das was dein Partner zu dir sagt nicht in dich hinein. Dein Partner ist krank, dass solltest du in diesem Moment immer wissen. Gehe auch auf keine Gespräche, Diskussionen ein.

    Gastone hat es sehr schön beschrieben: auch dein Partner hat in der jetzigen Situation Angst (was wird kommen und und ). Wegen der Behandlung noch mehr. Dort wird er sich wie in einem Spiegel sehen, dass wird nicht schön. Er muss sich jedoch erkennen, ansonsten helfen keine weiteren Maßnahmen. Gastone bringt es auf den Punkt: "eine Wunderpille gibt es nicht".
    Wann ist denn die Therapie? Bekommt er momentan Medikamente?

    Liebe Uschi, auch ich empfehle dir, denke an dich und vergiss dich nicht. Kapsel dich nicht von der Gesellschaft ab. Eines Tages kommt sonst der Punkt, an denen du selbst nicht mehr kannst.
    Für deinen Partner, er kann nur Hilfe bekommen, wenn er es zulässt und sich öffnet.
    Wenn du mit ihm redest, versuche dies einzubeziehen. Schaut zusammen in die Zukunft. Plane etwas positives und realisierbares. Die Liebe hat viele Wege.

    Ich wünsche dir alles Gute! Wende dich an das Forum bei Fragen und wenn du reden möchtest. Resigniere nicht, auch wenn heute ein trüber Tag ist, morgen kann er schon anders sein.

    LG, Emmerisch
  • Hallo Uschi1,

    Du hast aus der Community schon einige gute Hinweise erhalten (vielen Dank dafür, Leute 😀 ).

    Gern kannst Du an dieser Stelle berichten, wie es weitergeht. Auch kannst Du dich jederzeit wieder an uns wenden, wenn wir Dich noch in irgendeiner Form unterstützen können.

    Euch, und vor allem auch Dir, weiterhin alles Gute!
  • Hallo Gastone, vielen Dank für deine Antwort.

    "Die Behandlung ist anstrengend und ich denke er hat wohl Angst sich selbst zu begegnen."

    Ich kann mir gut vorstellen, dass du damit Recht hast, ich versuche ihn zu unterstützen und positiv zu denken.

    "Hast du Freunde die Dir auch mal Kraft geben, wenn er ausrastet."

    Ich habe ein paar sehr gute Freunde, aber es ist nicht einfach denen die Situation zu erklären...und die Ausraster würden falsch gedeutet werden...meist erzähle ich niemandem davon... 🙁

    lg uschi1
  • lieber Ralle,

    danke für die lieben Worte... 😀
    Ich gebe mein Bestes um Sachen für mich zu tun und nehme mir oft Zeit nur für mich...es ist schrecklich nichts tun zu können und den Menschen den man liebt so vor sich hin vegetieren zu sehen...
    Meine Hausärztin, mit der ich darüber gesprochen habe, hat mir geraten zur Psychotherapie zu gehen...auch das werde ich in Angriff nehmen...

    lg Uschi1



  • Hallo Emmerisch,

    ich danke dir und den anderen für eure lieben und aufmunternden Worte!!!
    Durch die ganzen Sorgen und Nöte ging es mir selber schon sehr schlecht, ich versuche jetzt auch an mir zu arbeiten. Ich versuche immer daran zu denken, dass er krank ist und das die Krankheit schuld an seinem Benehmen ist und es keine "Charakterschwäche" von ihm ist...er ist der wundervollste Mensch den ich kenne!

    Ich bitte ihn mittlerweile seit fast zwei Jahren darum sich helfen zu lassen und wie es aussieht scheint er auf dem Weg zu sein sich helfen zu lassen...er hat leider noch keinen Termin bekommen, wann es losgehen kann...ich hoffe, dass er sich darauf einlässt...Medikamente bekommt er noch nicht und würde auch keine nehmen...

    dir auch alles liebe! 😀

    uschi1
  • Hallo Uschi!

    Du schreibst, dass du deinen Partner seit 2 Jahren bittest, sich behandeln zu lassen. Der Impuls zur Bereitschaft für eine Behandlung muss aber von der depressiven Person selber kommen, sonst hat es keinen Sinn, weil er nicht dafür bereit ist. Bei einem Arzt anzurufen und einen Termin zu machen, setzt voraus, dass er sich seine Krankheit eingesteht. Solange er der Meinung ist, es geht ihm zwar nicht gut, aber krank im Sinne von Fieber u.ä. ist er nicht, hat eine (erzwungene) Behandlung keine Aussicht auf Erfolg.

    Ich habe selber durch verkorkste Ehe und Scheidung eine Depression hinter mir, war 5 Jahre beim Psychologen und 8 Wochen stationär. Es ist ein harter langer Weg, aber muss man selber den ersten Schritt machen, das kann kein anderer machen.
    Auch mein bester Freund hat Depressionen, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen (besonders in der dunklen Jahreszeit). Er hat vor 18 Jahren sehen müssen, wie seine damalige Freundin vom LKW überrollt wurde und nicht wieder aufstand. Diese Bilder wird er nie loswerden, konnte seine Ausbildung dadurch nicht beenden, lebt heute von Grundsicherung. Er war schon stationär, wo aber seiner Aussage nach nie auf diesen schlimmen Unfall eingegangen wurde, weil er während des Erzählens darüber nicht in Tränen ausbricht. Er ist sehr sensibel, sehnt sich nach Liebe, Zuneigung, Nähe, ist aber nicht bereit, eine Beziehung einzugehen mit den Worten "Ich will niemanden mit mir belasten." Von seiner Familie wird seine Krankheit so gut wie nicht akzeptiert, weil man sie nach außen nicht sieht. Er ist bei Familienfesten dabei, hilft bei Umzügen, wenn er dann aber mal absagt, weil es ihm zu viel wird, muss er sich oft Notlügen einfallen lassen, weil ein "Es geht mir nicht gut" nicht akzeptiert werden würde.
    Momentan ist er nicht in Behandlung, weil er in seinem Umkreis keinen Psychologen findet, den er nicht schon kennt odem er noch vertrauen könnte.

    Du siehst, es ist ein Kampf und ein langer Weg, den jeder individuell gehen muss.

    Hast du schon mal überlegt, dir eine Selbsthilfegruppe für Angehörige von Betroffenen zu suchen? Beim Psychologen kannst du über das reden, was dich bedrückt u.ä. In einer SHG triffst du dich mit Gleichgesinnten und erfährst, wie die mit der Situation umgehen, kannst mit ihnen anders über Ausraster u.ä. sprechen als mit Freunden und Verwandten.

    Wie auch immer dein / euer Weg aussieht, ich wünsche dir / euch ganz viel Kraft und Durchhaltevermögen.


    Gruß, Katrin
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