Alltägliche Diskreminierung!?

MyHandicap User

Heya Fories!

Mir wurde vor gut 3 ½ Jahren der rechte Unterschenkel amputiert und bin seitdem halt relativ eingeschränkt in meiner Mobilität!
D.h. oftmals bin ich auf ´nen Rolli angewiesen!

An "guten Tagen" kann ich zwar auch mit der Prothese laufen, aber halt keine wirklich langen Strecken!

Bin also den Großteil der Zeit mit ´n Rolli unterwegs!

Nun ist mir iwie aufgefallen, auch durch den Hinweis eines Freundes, dass viele viele Leute uns/mir mit einer gewissen Jovialität begegnen!

Gut, war noch nie jemand der großartig wert auf Konventionen legt oder sich an "Schubladen-Denken" beteiligt, aber nachdem es mir dann aufgefallen war, achte ich bewusst drauf!

Sehe zwar nun auch net UNBEDINGT so aus als wenn ich grad aus ´ner Vorstandssitzung "gerollt" bin, aber denke mal das dat KEIN Grund sein dürfte!?

So ganz grob könnt man mein Erscheinungsbild in Richtung "Rocker/Biker" einordnen (trag viel schwarz/dunkel, lange Haare, einige Ohrringe und hab Tattoos), aber teilweise eben auch "sportlich" (Shirts, Turnschuhe, Trainingshose)...

Aber EGAL was ich trag, in vielen (fast allen) Geschäften, Institutionen, Behörden etc.etc.etc. werd ich gedutzt oder man wird mit einer gewissen betroffenen/übertrieben freundlichen "Überheblichkeit" behandelt!

Mir wurde zwar ein Teil des BEINES amputiert, aber NIX vom Gehirn!

Es scheint als wenn (viele!?) eine körperliche, mit einer geistigen Behinderung gleichzusetzen scheinen!?
Nachdem Motto: körperlich = geistig behindert!!!

Es würde mich mal interessieren, wie da eure Erfahrungen und Erlebnissen mit solchen Dingen sind...
Und wie geht Ihr mit sowas um bzw. wie reagiert Ihr da dann?


THX! & Greetz,
Cab

MyHandicap User

Gutenmorgen Cabal,..

Bitte nicht bös sein mit mir was nun kommt durch mich,.. Es ist wirklich nur gut gemeint zu dir ganz persönlich.

Ich vermute dass du nicht dem üblichen Klischee entsprichst in dieser Gesellschaft. Du hebst dich ab durch deine eigene gelebte Persönlichkeit und die überträgt sich auch auf dein Erscheinungsbild auf das Äußerliche. Wie durch dich im Beitrag beschrieben.

Du solltest bei Behörden, Ämter etc. ein „ Stopp „ aussprechen wenn man dich duzt und du dies nicht wünscht.

Hebe leicht die Hand und sag höflich, doch bestimmt „ Stopp “ – bitte vergessen sie ihre Ausführungen nicht Frau / Herr XY, nur für sie bin ich Herr XY und nicht der kleine Bruder. Sorry nur ich nenne sie ja auch nicht Marchelchen/ Herbert, - sondern bringe ihnen den Respekt entgegen den sie von mir erwarten. Gleiches erwarte ich auch von ihnen zu mir. Dann ein leichtes lächeln und wo waren wir stehen geblieben ?!

So steckst du die Grenzen ganz klar zu dir ab und auf, - zu deinem Gesprächspartner / rinnen dir Gegenüber, doch bleibe bitte freundlich zu allem und höflich in der Thematik. Mit dem freundlichen Lächeln- deiner Gegenfrage rundest du die Situation ab.

Es sind die ganz einfachen Spielregeln in der Kommunikation und du wirst sehen das man dir dann auch nicht mehr das Gefühl vermittelt was du derzeit hast.

Zur Behinderung ( egal welche Form) = geistig behindert !

Ja leider herrscht dieses übernommene Gedankengut durch die einzelnen Generationen in den Köpfen und zur Vorstellung ( Behinderung ) immer noch in der Gesellschaft vor. Wir können dies nur ändern in dem wir die Personen, Menschen in unserem sozialen Umfeld aufklären das dies nicht so ist. Denn sie sind es die es anderen weitergeben, berichten, erzählen.

Du hast eine Unterschenkelamputation erfahren müssen und musst heute dein Leben wegen dieser Behinderung Neu leben und ausrichten und bist so auf einen Rolli angewiesen im Alltag. Probiere es aus. Ich wünsche dir gutes Gelingen, Mfg Lyn😉

MyHandicap User

Heya Lyn!

Erstmal DANKE! für Deine umfassende und informative Antwort!

Aber glaub ich muss/sollte da das ein oder andere "richtigstellen" und/oder erklären!? 😎

In einen Punkt hast du absolut recht mit Deiner "Einschätzung"!
War schon IMMER relativ "unangepasst" bzw. nicht gesellschaftskonform! WENN man das dann so bezeichnen kann, wenn man seine Meinung sagt und zu dem gesagten steht bzw. weil man evtl. "Klamotten" trägt die nicht "dem Alter entsprechend sind"!?

Naja und (großteils) ist es ja so, wenn man bestimmten Klischees entspricht (umindest in den Köpfen der Leute/Gesellschaft), wird man eh vorverurteilt/abgestempelt! 😀

Wie schon erwähnt, war noch nie jemand der großartigen Wert auf Konventionen legt, der sich aber TROTZDEM zu benehmen weiß!

Was ich alerdings korrigieren muss/möchte, ist Deine Einschätzung das ich mit dem Verhalten der Leute "´n Problem" hab!

Im großen und ganzen stört es mich nicht wirklich und wenn, dann sag ich das auch direkt und ohne viel drumherum!

Kommt halt auf die Situation und das Verhalten meines gegenübers an! So KANN meine Reaktion auch durchaus mal recht heftig werden! GRADE bei Behörden/Ämtern! 😀

Aber wenn "Lieschen Müller", die bei Netto, Real, Lidl etc. an der Kasse sitzt ignoriere ich das zu 99% einfach!
Es sei denn ich merke das man mich "anders" behandelt, weil dieses körperlich = geistig behindert-Denken "greift"!

Auch hab ich mein Leben recht gut im Griff und kann mit der ("neuen") Situation sehr gut umgehen!
Das ganze war/ist halt Ergebnis meiner eigenen Schuld/Ignoranz/Dummheit!

Mit dem ganzen hätte ich viel eher ein Problem, wenn es durch einen Unfall passiert wäre, weil man da dann jemanden hätte, auf den man seinen "Hass" projezieren KÖNNTE!

Das mit den "Hass" BITTE nicht falsch verstehen, ja!? 😀

War halt nur mal "neugierig", wie Eure "Erfahrungen" bei sowas sind und ob Ihr evtl. auch solche Situationen kennt!


THX! & Greetz,
Cab