Betriebliche Umstrukturierung

Hallo,

kurz zu mir: ich bin 47, habe wegen einer Stimmstörung (Flüsterstimme) sowie einer PTBS einen GdB von 50.

Ich bin vollzeit berufstätig und habe zur Zeit ein 2-er Büro, mit dem ich auch klar komme.

Jetzt plant mein Betrieb eine Umstrukturierung, wobei ein Umzug in ein Büro mit 12 Personen vorgesehen ist.

Da ich bisher keinen Bedarf an behindertengerechter Ausrüstung meines Arbeitsplatzes hatte, ist mir nicht klar, an wen ich mich jetzt wenden müsste, da ich Bedenken habe mit so vielen Personen im Raum (Geräuschbelastung sowie Aufmerksamkeitsprobleme/ Dissoziationen).

Danke und viele Grüße

Atropa

Antworten

  • Hallo Atropa!

    Hat dein Betrieb einen Betriebsrat bzw. Schwerbehindertenbeauftragten? Wenn ja, wende dich erstmal dorthin. Ich würde auch das Gespräch mit dem Abteilungsleiter suchen, der dann deine Wünsche in Planungsgesprächen mit höheren Führungskräften vorbringen kann.

    Bei uns wird auch gerade alles neu strukturiert aufgrund von betrieblichen Kündigungen. Ich habe gelernt, dass es wichtig ist, mit o.g. Personen im lockeren Gespräch zu bleiben, damit man selber nicht auf der strecke bleibt.


    Gruß, Katrin
  • Danke Katrin.

    Betriebsrat gibts, Schwerbehindertenbeauftragter muss ich mich durchfragen, glaube ich aber eher nicht.

    Meinen Teamleiter habe ich bereits angesprochen, den interessiert das herzlich wenig (nur keine Sonderfälle 🙁 )

    Es ist mir auch nicht klar, inwiefern ich da ein Recht habe, eine Sonderlösung zu fordern oder was ich akzeptieren muss.
  • Hallo Atropa!

    Menschen mit einer anerkannten Schwerbehinderterung sind immer Sonderfälle.
    Deshalb sind solche Dinge auch so zu behandeln und schwer aus der Ferne zu beurteilen.

    Falls ihr keine SBV (Schwerbehindertenvertretung) habt, muß sich der Betriebsrat darum kümmern. Du hast aber auch die Möglichkeit, dich an das Integrationsamt zu wenden.

    Es gibt natürlich Gesetze, die dir das Recht geben, eine ("Sonder-")Lösung für dich zu beanspruchen -- wie diese aussieht muss eben vor Ort geklärt werden.

    Als Gesetzesgrundlage kann ich dir erstmal nur den §81.4 SGB IX nennen (vielleicht als
    Hinweis für den Betriebsrat).

    Gruß, Josef

  • Hallo Atropa,

    Du hast die Möglichkeit an den Integrationsfachdienst berufliche Begleitung zu wenden. Die Fachberater des IFD beraten dich umfassend zu deinen Fragen, können zu dir in den Betrieb kommen und eine Arbeitsplatzbegehung durchführen (evt. mit dem technischen Berater) und mit dir gemeinsam bei dem entsprechenden Träger im Rahmen von Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben(z.B. Rentenversicherung)erforderliche technische Hilfsmittel oder die erforderliche Arbeitsplatzanpassung beantragen. Der IFD wird vom Integrationsamt gestellt,die Beratungsleistungen sind für dich kostenlos, da du einen Rechtsanspruch darauf hast- du kannst beim Integrationsamt nachfragen nach den zuständigen Beratern.Postiv dabei ist, dass sie gleichzeitig auch fachkompetent deinen Arbeitgeber beraten können.

    Viel Glück bei deinem Vorhaben

    Grüße
    Doris
  • Hallo Atropa,

    wie schon an anderer Stelle erwähnt, ist es möglicherweise wirklich notwendig eine "Sonderlösung" für dich und deinen Arbeitsplatz zu schaffen.
    Die Hinweise auf BR/Schwerbehindertenvertretung/Integrationsamt sind dabei sehr wichtig. Auch die Befürchtungen deines Teamleiters wegen "Sonderlösungen" kann ich mittragen. Auch dabei hilft sicher das nochmalige Gespräch mit ihm. Es geht dir ja nicht um die Sonderlösung als Selbstzweck, sondern die Aufrechterhaltung deiner Arbeitsfähigkeit. Gesetzlich heißt das Nachteilsausgleich. Ein Mensch mit Schwerbehinderung hat auch einen entsprechenden gesetzlichen Anspruch, allerdings gibt es bei jemand der nur mit Anspruch ins Gespräch geht oftmals auch Widerstand.
    Probiere es einvernehmlich zu lösen.
    viele Grüße und viel Erfolg

    Michael
  • Hallo,

    vielen Dank für die hilfreichen Antworten.

    Gespräch im Betrieb habe ich inzwischen nochmal gesucht, leider ohne Erfolg.

    Ich hatte zufälligerweise einen Routinetermin mit der Betriebsärtzin, die mir empfohlen hat, den Intergrationsfachdienst mit einzuschalten, da sie die Erfahrung gemacht hat, dass die Firma ansonsten nicht reagiert.

    Eigentlich wollte ich das auf kleinem Weg regeln, nur scheint das leider nicht möglich zu sein, da die Planung für die Büros auch inzwischen abgeschlossen sind. 🙁

    Viele Grüße
    Atropa
  • Hallo,

    mein Beitrag ist zwar schon etwas länger her, leider besteht das Problem immer noch.

    Mein Betrieb hat in den geführten Gesprächen darauf bestanden, dass ich die Bürosituation zuerst ausprobieren müsste, bevor irgendwelche andere Tätigkeiten gestartet werden.

    Der Büroumzug ist inzwischen erfolgt, leider komme ich mit den Bedingungen im Raum überhaupt nicht klar.

    Mir ist im Moment nicht klar, wie ich reagieren soll. Gespräche mit den Leuten im Betrieb führen zu nichts, krankschreiben lassen möchte ich mich eigentlich nicht, da ich dann nur die Kollegen belaste. Aber auf Dauer sind das keine Arbeitsbedingungen, bei denen ich die geforderte Leistung erbringen kann.

    Viele Grüße
    Atropa
  • Hallo Atropa!

    Wie lange arbeitest du inzwischen in dem größeren Büro und wie lange sollst du die Situation testen, bevor andere Maßnahmen erdacht werden?
    Man hat dir doch mit diesem Satz, "erst testen, dann schauen wir weiter", eine Tür für Gespräche leicht geöffnet, oder verstehe ich es falsch? Gehe zu der Person, die diese Aussage getätigt hat, berufe dich darauf und fordere ein, was du brauchst.
    Dich nicht krankschreiben zu lassen, um andere Kollegen nicht zu belasten, ist zwar fair, aber du musst auch an deine Gesundheit und Belastungsgrenze denken. Wenn diese, wahrscheinlich schon lange, erreicht ist und du nicht in Urlaub gehst o.ä., hälst du nicht mehr lange durch. Oder nehmen die Kollegen in Urlaubs- oder Krankheitszeiten auf dich Rücksicht? Wohl eher nicht.
    Wenn du mit deinem Arzt keine Krankschreibung "ohne Grund" riskieren willst, beantrage eine Kur, wo deine Probleme bearbeitet werden. Kuren dauern mindestens drei Wochen und haben Chance auf Verlängerung. Von dort aus kann der dortige Sozialdienst versuchen, für dich am Arbeitsplatz einiges zu erreichen. Und wenn dann im Entlassungsbericht steht, dass du unbedingt ein kleineres Büro und evtl. andere Hilfsmittel brauchst, um arbeiten zu können, versuche es im Betrieb durchzusetzen, auch mit Hilfe des schon erwähnten IFD oder Integrationsamtes.

    Hast du schon mal über einen Arbeitgeberwechsel nachgedacht?

    Viel Glück, Katrin
  • Hallo Katrin,

    vielen Dank für deine Antwort.

    Die Person, mit der die Testphase besprochen war, ist nicht mehr im Betrieb beschäftigt. Es war aber auch keine Dauer festgelegt.

    Es ist nur so, wir haben Urlaubszeit, das Büro ist deswegen nur halb besetzt und ich komme jetzt schon nicht mehr klar.

    Zur Reha war ich letztes Jahr, da steht schon im Entlassbericht drin, das keine Eignung für ein Großraumbüro besteht, die Betriebsärztin hat das auch genauso in den internen Dokumenten übernommen, nur interessiert es keinen.

    Ich habe schon versucht, mich intern weiter zu bewerben, leider ohne Erfolg, da mich meine jetztige Abteilung nicht gehen lässt.


  • Hallo Atropa!

    Das ist doch Schikane, Mobbing, Ausnutzung und was es sonst noch für Begriffe dafür gibt. Deine Abteilung interssiert sich nicht für deine Probleme, unterstützt dich nicht, damit es dir gesundheitlich besser geht, läßt dich aber auch nicht wechseln in eine Abteilung, wo das evtl. anders wäre.

    Ist der ganze Betrieb so negativ auf dich zu sprechen oder ist das wirlich nur deine Abteilung? Wenn du die Abteilung wechseln würdest, gäbe es dann große Berührungspunkte mit der jetzigen Abteilung - hättest du viele Kontakte dorthin, um deine Arbeit machen zu können, könnte so die Schikane weitergehen oder abgestellt werden?

    Mit Arbeitgeberwechsel meinte ich nicht nur einen Abteilungswechsel, sondern eher einen kompletten Firmenwechsel. Ich weiß, es ist nicht leicht mit Handicap, ich bin trotz Insolvenz und eigentlich geplanter Kündigung durch Verschiebungen auf dem Sozialplan gerade letzte Woche der Kündigung entkommen und dankbar dafür.
    Wenn du in diesem Betrieb aber kaputtgehst und der Chef deines Chefs nicht irgendwie reagiert, solltest du mehr an deine Gesundheit als an die Kollegen denken, die dann mehr arbeiten müssten, wenn du die Abteilung oder Firma verläßt. Denk an dich, manchmal muss man egoistisch sein und Konsequenzen ziehen.


    Gruß, Katrin




  • Hallo Atropa,

    Du scheinst in einem größeren Unternehmen zu arbeiten. Hast Du dich schon an den/die Behindertenbeauftragte/n gewendet?

    Wünsche Dir erstmal ein erholsames Wochenende 😀