Freelance und ALV

Hatte letzthin ein etwas komisches Jobangebot von einem Stellenvermittler gekriegt:

Temporär als Freelancer für 3 Monate über einen Stellenvermittler in eine Firma. Der Status als Freelancer (= selbständiger Mitarbeiter) hätte zur Folge, dass alle AHV/ALV/BVG/BU/NBU usw. komplett vom Freelancer bezahlt werden müssten und somit doppelt so hoch wären. Und logischerweise bezahlt der Stellenvermittler in so einem Fall nichts an diese Abzüge. Effekt ist, dass aus den ca. CHF 5000.- brutto / Monat inkl. Urlaub- und Feiertagkompensation nach den Abzügen gerade mal ca. CHF 3600.- netto übrigbleiben. Zieht man davon noch Pendlerkosten und die Essenskosten pro Monat auswärts ab, bleiben gerade mal CHF 3000.- übrig. Und davon muss eine 3-köpfige Familie leben können? Dazu kommt, dass bei einem Feiertag oder bei Urlaub kein Salär anfällt! Die Frage ist nun, falls ich dieses Angebot annehmen würde, wie stockt das die ALV auf? Wenn das vom Bruttolohn ausginge, käme kaum was dazu, weil das Bruttosalär höher als die ALV-Taggelder sind und etwas höher ist wie der alte Lohn. Das Nettogehalt ist aber massiv tiefer als das von der ALV und dann kommen noch die Weg- und Essenskosten dazu. Der Nettolohn schon ohne die zusätzlichen Auslagen für Arbeitsweg und Essen ist sogar tiefer als der Sozialhilfeansatz, der bei ca. CHF 4000.- liegt (Sozialgeld plus Miete plus Krankenkasse).

Mich würde interessieren, wie das gehandhabt wird und ob sowas überhaupt nach ALV-Richtlinien noch als zumutbar gilt? Und so eine Info würde auch anderen helfen. Betrifft mich selber nicht mehr, denn ich habe bereits eine schriftliche Jobzusage für eine gute Feststelle gekriegt.

Antworten

  • Hallo Shiva,

    danke, dass du den Sachverhalt so genau dargelegt hast.
    Ich leite deine Anfrage an meine Kollegin in der Schweiz weiter.

    Viele Grüße aus dem regnerischen München schickt dir
    Michaela
  • Du sorry aber... ich verdiene doch etwas mehr als 5000.- und mit sämtlichen Abzügen PLUS 3.Säule habe ich trotzdem nur 800.- abzüge. Für so hohe Abzüge wie du sie hier beschreibst, müsstest du über 10'000CHF verdienen...

    Gruss, Phil
  • PhilipMaloney hat geschrieben:
    Du sorry aber... ich verdiene doch etwas mehr als 5000.- und mit sämtlichen Abzügen PLUS 3.Säule habe ich trotzdem nur 800.- abzüge. Für so hohe Abzüge wie du sie hier beschreibst, müsstest du über 10'000CHF verdienen...

    Gruss, Phil


    Du hast wohl mein Posting nicht genau gelesen. Das was ich in meinem Posting offeriert gekriegt hatte, war effektiv das Angebot vom Stellenvermittler. Normalerweise bezalt die Firma die Hälfte der Abzüge. Beim Freelance bezahlst alle Abzüge selber, weil Du dann als Selbständiger giltst. Das ist ja das Problem mit der Pseudoselbständigkeit. Im Baugewerbe nimmt diese Seuche auch immer mehr zu. Zudem erlaubt das Freelancesystem, die Minimallöhne zu umgehen! Das heisst, dass zB Deutsche zu deutschen Salären auf Schweizer Baustellen arbeiten können. Wobei eigentlich Pseudoselbständigkeit eigentlich sogar strafbar sein könnte, wenn damit Minimallöhne unterschritten werden.

    Die CHF 5000.- brutto, die ich offeriert bekam, sind für die betreffende Gegend schon sehr tief.

    Habe das mal nachgerechnet und meine Zahlen scheinen zu stimmen.
    AHV/IV/EO ergibt im Angestelltenverhältnis 5.05% vom Bruttolohn
    ALV ergibt 1% vom Bruttolohn
    BVG liegt zwischen ca. 5% und 11% je nach Alter und Versicherung
    BU/NBU zwischen 0.7 und 3.4% (Bleibt auch so beim Freelance)

    Da im Freelance die Arbeitgeberbeiträge wegen Selbständigkeit wegfallen, sehen die Abzüge dann so aus:

    AHV/IV/EO: 10.1%
    ALV: 2%
    BVG: zwischen ca. 10% und 22%
    BU/NBU: zwischen 0.7% und 3.4%

    Total kommen da Abzüge zwischen ca. 22,8% und 37,4% zusammen. Ein echter Selbständiger hat hier noch einen beachtlichen Spielraum, was bei den Freelancer und Pseudoselbständigen nicht der Fall ist.