Hexenschuss wegen prothese?

Hallo ProthesenträgerInnen

Ich habe jetzt innert kurzer Zeit mehrmals einen Hexenschuss erlitten und das immer an der genau gleichen Stelle, der strahlt auch total ins Bein aus, wo ich meine Prothese trage. Kann das vielleicht sein, weil meine OS-Prothese nicht mehr optimal sitzt? Ich war zwar schon wieder in der Kontrolle deswegen, aber besser wurde es nicht. Kennt ihr das, Hexenschuss, Rückenprobleme wegen eurer Prothese?

Gruss
Phil

PS: Den Marathon konnte ich so natürlich vergessen... :(

Antworten

  • Halli, hallo,
    als du das geschrieben hast, hab ich mich daran erinnert, als ich mit einem Schlag nich mehr runter kam um meine Schuhe anzuziehen, dachte auch das wäre Hexenschuss. Bin dann zum Facharzt gefahren, der mir dann sagte, es liegt an der Prothese, wurde dann auch gleich eine Neue in Auftrag gegeben. Dann bekam ich paar Spritzen und nach paar Wochen ging es dann. Ich glaub eher, das die Rückenprobleme vom Gangbild kommen, jedenfalls bei mir, weil ich an der Prothesenseite etwas wegkippe und das auch nur, weil ich bei der Erstversorgung eine viel zu kurze Prothese gekriegt habe, was die aber erst Jahre später dann festgestellt haben. Mittlerweile sind die Bandscheiben, Lendenwirbel usw. auch schon ziemlich angegriffen.
    Liebe Grüße Marry
  • Lieber Phil,

    ich habe Deine Frage unserem Fachexperten weitergeleitet. Bitte habe ein wenig Geduld für die Beantwortung.

    Alles Gute und lieben Gruß,

    Tom
    MyHandicap
  • Klar gibts das und da macht eventuell schon wenig Längen/Belastungs/Bewegungs/Belastungsunterschied je nach dem viel aus. Andere Leute bekommen aber auch Hexenschuss und es kann daher bei Dir auch sowas sein - was mit der Prothese dann gar nichts zu tun hätte. Das muss man wissen.

    Bei mir ist rechts der Bereich Schulter, Hals und Nacken andauernd mässig bis sehr stark verspannt.

    Es ist dann am besten, wenn ich zum Tippen - was recht lange Zeit am Stück stattfinden kann - die Prothese mit dem Alu-Haken trage, da der schon so gebogen ist, dass ich mit sehr symmetrischer Haltung (Rücken, Schultern) tippen kann. Für ohne Prothese stelle ich den Bürostuhl höher, die Tastatur ganz nach rechts und dann geht es auch relativ gut.

    Zur Zeit werden zum Schreiben auf Tastaturen für Armprothesen ja die sog. "bionischen" Prothesen angepriesen aber mit 1,5 bis 2 kg Gewicht, Schwerpunkt ganz vorn an der Hand und ganz anderer Geometrie zieht man dauernd die Schulter hoch, und versucht dann so die Tasten zu treffen. So eine Prothese macht langfristig Rücken und Schultern müde.

    Bei Armamputierten kommt der Schultermuskelriss recht rasch je nach dem, aus Selbsthilfekreisen der früheste mir bekannte bereits 5 Jahre nach Amputation, recht viele nach etwa 20 Jahren. Es gibt viele Ellbogenarthrosen nach Unterarmamputation, man hat auf der überlasteten Gegenseite alles was es gibt, ich hatte bereits viele male entzündete Schleimbeutel, Ellbogenentzündung, meine Nerven sind druckbedingt verlangsamt und geschädigt, die Hand schläft bei falscher Haltung ein. Derartige Dinge sind also egal was Du machst völlig "normal". Also, es stört sehr, aber es ist zu erwarten.

    Ich sollte soviel wie möglich auch rechts greifen, um links zu entlasten, aber das ist eben auch rechts eine Überlastung, da rechts greifen mit Prothese einfach ein Problem ist wie man es immer nimmt. Aber, einen Tag arbeiten, am nächsten Tag anders belasten, dann geht es.

    Fast so gut wie der Hook ist zum Tippen bei mir die kosmetische Prothese da dort wenigstens Länge und Gewicht gut sind aber funktionell ist dann tote Hose und links komme ich ganz in den roten Bereich so.

    Die Prothese nicht tragen ist extrem bequem allgemein, aber wenn ich mich nicht konzentriere ist das Risiko, wegen der Asymmetrie dann sehr starke Verspannungen zu kriegen, extrem hoch - man muss wirklich Acht geben dann, aber wenn man wach und ausgeschlafen ist und Energie zum Aufpassen hat, dann ist es ohne Prothese am besten da ich dadurch, dass ich alles sehr viel besser spüre, auch Fehlhaltungen früher bemerke. Auch die Greiffunktion rechts ist nicht so mies wie man denkt - viel klemme ich mit dem Stumpf gegen Bauch, Brust, gegen einen Tisch oder gegen sonst eine Fläche um es zu fixieren, das geht besser als mit der Prothese, die zum Einklemmen weniger taugt als die Haut.

    Ich hatte auch schon Hexenschüsse im unteren Halswirbelsäulenbereich, die absolute Hölle. Aber ich hatte das auch schon einmal vor der Behinderung, aber die Fehlbelastung die dauernde hilft natürlich nicht, schadet eher. Dazu kommt halt, dass man älter wird, und irgendwann gehts halt so ein bisschen los mit solchen Dingen. Bei mir wirft eine Überlastung den Rest auch aus der Bahn - sehr starke Phantomschmerzen (rechts) und die rechte Schulter verspannt stark, dann überlaste ich links und dann wird wegen Achsel- und Handgelenksproblemen die (linke) Hand taub und tut weh, und dann geht nicht mehr viel. Daher ist für mich wichtig, eine Gratwanderung zwischen Belastung und Ausgleich zu machen. Etwas überlasten ist für einen Tag schon OK, aber dann muss ich es wieder auffangen können.

    Selbst wenn die Prothese an sich gut wäre, der Schaft passt, wenn Länge und Winkel und alles recht gut passend zum Arbeitsablauf eingestellt ist, ist es dann so, dass die doch stark unterschiedlichen Bewegungsabläufe zu Verspannungen führen. Da das so ist, taugen bei mir Prothesen vor allem zeitweise aber wohl nicht andauernd. Das beste für mich ist, gerade bei repetitiven Abläufen oder grossem Gewicht zu heben, zuerst die Balance zu suchen und dann zu schauen, dass es nicht zu viel wird. Aber man muss wirklich andauernd vorsichtig sein. Und sich nicht wundern dass manchmal der Rücken einfach völlig steinhart ist und weh tut.

    Es ist jetzt eine Antwort über meinen kaputten Arm (nicht Dein Bein) aber so in etwa siehst Du vielleicht, wo die Probleme liegen könnten.
  • Guten Tag,

    Hexenschuss mit Astrahlung ins Bein ist grundsätzlich immer verdächtig auf eine Nervenwurzelkompression, am häufigsten kommen dabei Bandscheibenvorfälle (Diskushernie) der Lendenwirbelsäule in Frage. Strahlt der Schmerz ins amputierte Bein aus sind viele Untersuchungen zur Abklärung der betroffenen Wurzel bei einer Oberschenkelamputation aus anatomischen Gründen nicht mehr möglich (Kraftprüfung, Gefühlsprüfung, Reflexe). In diesen Fällen ist bei wiederholtem Auftreten eine Magnetresonanzcomputertomographie der Lendenwirbelsäule eine leistungsfähige Untersuchungsmethode zur Klärung der Ursache. Hexenschuss (auch mit Ausstrahlung ins Bein) ist eine häufige Erscheinung auch bei nicht amputierten. Oberscheneklamputierte sind wegen der muskulären Dysbalance anfälliger auf Hexenschuss, nicht aber soweit meine Kenntnisse reichen für Bandscheibenvorfälle. Ich denke, dass eine weitere ärztlichen Untersuchung und Abklärung gerechtfertigt ist.

    Mit freundlichen Grüssen
    Thomas Böni
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