Sich schämmen für ein Hilfsmittel?

Hallo zusammen

Ich leide seit 8 Jahren an einer Nervenkrankheit.Am anfang ging alles noch gut,doch mit der zeit wurde es immer schlimmer(vorallem das laufen)Vor einiger zeit bin ich 2 mal gestürzt(zum glück ist mir nichts passiert)ich merke selber das es nicht mehr so weiter geht,darum hab ich ein antrag gemacht bei der iv für ein Rollator.Aber irgendwie schämme ich mich mit dem vor die Tür zu gehen:-(

Ich wer froh,wen ihr mir tips oder eure Erfahrungen mitteilen könnt,damit ich besser mit dem thema umgehen kann.

gruss blondinchen85

Antworten

  • Hallo Blondinchen, 😛

    erst einmal möchte ich dich hier willkommen heißen.........zwinker.

    Nichts für ungut, und Kopf hoch.
    Das wird schon besser werden, wenn du Routine drin hast, denn schockierte Menschen wirst du überall finden. 🥺

    Es ging mir am Anfang ebenso, und stelle immer wieder fest, je jünger man selbst ist, desto schockierter reagieren die Menschen.

    Doch du wirst auch positive Erfahrungen machen, z.B. wieviel einfacher das Leben dadurch wird, weil die Stürze nicht mehr beeinträchtigen.
    Man lebt ungefährlicher, denn du brichst dir nicht die Knochen, und wirst um vielfaches mobiler. 😉

    Wieviel Hilfsmittel man so benötigt hängt auch von der Bereitschaft ab, um wieviel einfacher jeder sich das Leben machen möchte.
    Versuche es, dann lebst du entspannter.

    Grüsse von Marianne
  • hallo Marianne

    Danke ist lieb von dir 😛


    Ja du hast schon recht ich werde mich daran gewöhnen müssen,aber trozdem macht es mir irgendwie angst das die Leute reden oder lachen über mich 🥺

    gruess blondinchen85
  • Hallo Blondinchen,

    ich habe mit 25 ein Bein verloren und mir ging es lange auch so.
    Schämte mich vor die Tür zu gehen, brauchte sehr lang und viel Überwindung wieder unter Menschen zu gehen. Natürlich guckten die alle zumal viele mich von früher kannten, das fand ich besonders schlimm. Es war aber mein erster Schritt nach vorne, dem folgten andere Stück für Stück und mit jedem Schritt viel es mir leichter. Habe die Blicke nicht mehr so ernst genommen. Weißt du, ich gehe davon aus, dass die meisten das nicht mal böse meinen, die sind nur neugierig und im Gegensatz zu Kindern die selbst fragen, tuscheln die eben unter sich. In all meinen Jahren hatte ich nur einmal eine blöde Bemerkung und nachdem ich die Person sofort zur Rede stellte, war es ihr dann doch sichtlich peinlich.
    Siehst du, mit jedem Schritt wirst du selbstsicherer, glaub mal. Alles braucht seine Zeit!!!

    Laß die Ohren nicht hängen!!!

    Liebe Grüße Marry
  • Hallo Blondinchen

    erst einmal heiße ich Dich hier im Forum herzlich willkommen. Nun zu Deinem Problem: Es ist sicher nicht leicht, sich eingestehen zu müssen, daß man ein Hilfmittel benötigt. Bei mir war das genauso. Ich habe von Geburt an eine Hemiparese. Dadurch bin ich linksseitig spastisch gelähmt. Durch Spätschäden im Lendenwirbelbereich und der gelähmten linken Hüfte hat sich meine Gehfähigkeit langsam versschlechtert. Vor einigen Jahren riet mir meine Physiotherapeutin dazu, eine Gehhilfe zu nutzen. Ich mochte erst auch nicht, aber meine Therapeutin ließ nicht locker. Habe mich dann im Sanitätshaus beraten lassen. Eine Unterarmgehhilfe konnte ich nicht nutzen, weil sich die Spastik erhöht hat bzw. ich rechts einen sehr starken Schulterhochstand bekam. Ich konnte mich kaum bewegen. Ich bin dann ausgewichen auf einen Stock mit ergonomischen Griff. Alternativ nutze ich eine Gehhilfe von Ganymed. Das richtige Gehen mußte ich trainieren. Meine Therapeutin hat mich sehr unterstützt. Heute bin ich außerhalb der Wohnung ausschließlich mit Stock unterwegs. Ich möchte ihn nicht mehr missen. Meine Wirbelsäule wird entlastet und meine Gehfähigkeit hat sich deutlich gebessert. Anfangs mußte ich narürlich die "dummen Fragen" meiner Mitmenschen ertragen. Da muß man halt durch. Mit einem Hilfsmittel, egal welcher Art gewinnt man ein Stück Lebensqualität zurück. Und das ist das einzige, was zählt.

    LG Nobby
  • hallo,

    es gibt so viele menschen, die hilfsmittel nutzen, in der ein oder andren form.
    ich kenn das, was du beschreibst sehr gut.

    ich schämte mich damals dafür, das ich so bin wie ich wurde.
    ich schämte mich, hilfe anzunehmen und merkte, das schämen war ein gefühl, welches dadurch entstand, was andere denken. wie die anderen sich fühlen, ich war unsicher.

    und das ist nicht unser problem 😀

    unser problem oder besser unsere aufgabe ist es, unser leben anzunehmen und zu leben, so wie es ist. wir haben kein anderes 😉

    schmusi hat so recht, es wird mit der zeit immer besser und du wirst darüber stehen. nicht heute aber morgen. immer ein stück mehr.
    ich dachte damals, das ich z.b. niemals wieder ins freibad gehen kann, weil alle drauf gucken und sich vll. ekeln. und nun? ich gehe wieder und es ist gut so.
    du musst dich darauf einlassen und testen. nicht denken oder beachten, wie andere gucken...das ist wurst. du gehst und du guckst.....

    weisst du, rollatorennutzer sind keine seltenheit und echt nützlich.
    versuch es, geh raus und trau dich. die welt gehört uns genauso mit unserer besonderheit.

    ich wünsche dir stärke und selbstvertrauen.

    vg
    handschuh
  • Nobby hat geschrieben:
    .... Mit einem Hilfsmittel, egal welcher Art gewinnt man ein Stück Lebensqualität zurück. Und das ist das einzige, was zählt.

    Hallo blondinchen,

    auch von mir herzlich willkommen in diesem forum. 😉

    Ich weiß aus eigener erfahrung, wie schwer das alles für dich zurzeit sein muss. Doch ich bin zuversichtlich, dass du es schaffen wirst, den rollator zu akzeptieren, wie andere es dir ja auch bereits schrieben. Ob die menschen gucken und was sie evtl. denken, wird dir eines tages sicher auch egal sein.
    Wie Nobby schrieb, deine neue lebensqualität ist die hauptsache. Versuche, daran zu denken, wie viel mehr du jetzt machen kannst und achte gar nicht darauf, ob man dich beobachtet.

    Alles gute und kopf hoch! 😀

    lg

    Ilse

    PS. ich sehe grad, dass handschuh dir auch geschrieben hat (während ich tippte), auch dem kann ich mich nur anschließen.





  • Hi 😀

    Als ich 14 war musste ich mich entscheiden ob Rollator oder Rolli. Hab mich damals auch geschämt und fand Rolli irgenddwie "normaler" als Rollator, und hab mich deshalb für den Rollstuhl entschieden... Leider... denn nur 2 Jahre später waren meine Muskeln etc so´abgebaut, dass ich gar nicht mehr laufen konnte, und jetzt mit 24 geht gar nix mehr und wünschte ich hätte anders entschieden...

    Also nimm den Rollator an und flitz los 😉
  • Es ist bei mir jetzt so oder so Bloed. Ich werde mit, und ohne, Hilfsmittel angestarrt. Viel zu entscheiden gibts da nicht.

    Was sehr viel brachte, war, den Umgang damit aktiv zu gestalten und einfach immer und viel rauszugehen. Was ich alles ausprobiert habe, ging vom Steakfleisch-Muster-bedruckten oder sonstwie oberfrechen Stumpfsocken, ueber knallrote Armprothese, ueber weisse lustige Schaufensterpuppenarme bis zu (aktuell) harmlos billig heruntergewirtschafteten PVC Handschuhen auf der Prothese, oder harte Funktionsgreifer, ich habe da so ein neues Hartplastikding, es greift gottesgut aber sieht etwas bullig aus, mit sowas erledige ich dann Besorgungen da es zum Taschen oder Einkaufskoerbe tragen echt super ist. Damit muss man dann eben klarkommen.

    Mit diesen Dingen provozierte ich jede Mengen verschiedene Reaktionen. Damit koennte ich Dir hier Seiten fuellen, was da alles schon so ging. - So gelang es irgendwelchen Leuten, trotz meines damals extrem auffaelligen knackweissen Schaufensterpuppenarms so zu tun, als ob nichts sei und mich in irgendeiner Tram nach was belanglosem zu fragen. Andere starrten ein ganzes Abendessen mitsamt Dessert in irgendwelchen Restaurants auf den Stumpf, unablaessig und absolut penetrant. Viele Geschichten.

    Am Ende nimmt man es interessiert zur Kenntnis, was andere tun, und schaut, dass man sein eigenes Ding dreht. Je mehr es absolut klar und selbstverstaendlich fuer mich ist, je normaler ich das als Teil meines Alltags betrachte, dessen Geringschaetzung genau niemandem anders zusteht, umso weniger scheint es andere Leute zu kuemmern. Wenn jemand aufdringlich wird, gibt es tausend Dinge, die man tun kann. In der Sportzentrum-Garderobe renkte sich einer nicht mehr ein mit Gaffen, da hatte ich zufaellig ein Cola getrunken und ich liess ihm spontan beim Zurueckgaffen den ganzen Boerps ins Gesicht und meine Boerps sind lang und tief wenns drauf ankommt. Der bekam einen roten Kopf und schaute nicht mehr hin. Andere starteten Fragen, wie "Was ist denn passiert", oder "Was haesch gmacht", worauf ich die absurdesten Abkuerzer erfunden habe, um sowas im Ansatz abzuwuergen. Sowas wie "weisch das isch fuer Versicherig" mit angestrengtem Gesichtsausdruck hat jeweils das Thema abschliessend versenkt. Viele Sachen habe ich da oder dort aufgeschnappt, selber rumgeproebelt - aber man muss sich etwas einfallen lassen fuer die Sachen die oefter vorkommen.

    Ich habe stets ausschliesslich konstruktive Bemerkungen positiv beantwortet - alles misstrauische oder ablehnende habe ich in die Wueste geschickt. Damit habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht. Als eine Kassiererin wie gebannt meine Prothese anstarrte, starrte, starrte, endlich laut rufend frage "UND WIE FUEHLT ES SICH AN?" fragte ich schlagfertig ohne einen Takt zu verpassen zurueck "WAS??? ECHT? SEHE ICH ERKAELTET AUS?" - darauf starrte sie mich in einem Anflug einer Endlosschlaufe nur noch leer an, worauf ich sie fragte, ob sie meine anderen Sachen auch noch eintippt oder was. Dann ging es wieder. Am Anfang ruehrt es einem ueber den Haufen mit so Mist, irgendwann wird man frech und ueberreagiert etwas - und inzwischen habe ich wieder etwas aufgehoert. Aber ich betrachte unhoefliche Grenzueberschreitungen als inakzeptabel und behandle das Volk, das sich so auffuehrt, exakt dementsprechend.

    Eine Zeitlang fand ich bedruckte T-Shirts extrem therapeutisch fuer mich. Dinge wie "ES IST ANDERS ALS ES AUSSIEHT", oder, "ES WAR VIEL SCHLIMMER ALS ES AUSSIEHT", oder "KEEP STARING I MIGHT DO A TRICK" - besonders, wenn man ohne Prothese shoppen oder auf eine Flugreise geht - fuehrt oft zu betretenem Wegsehen. Bei einem T-Shirt hatte es neben dem Spruch "KEEP STARING.." einen Schaedel mit Hoernen - mega aggressiv. Wenn ich das anhabe traut sich kaum einer, laenger hinzuglotzen. Es gibt gewisse Sachen, mit denen sieht man so aus, da traut sich gar keiner irgendwas. Egal, es war ein ganzes Spektrum an Reaktionen, und eine ganze Latte von Sachen, die ich da probierte und inzwischen, nach bald drei Jahren Ramba Zamba, gehts einigermassen ganz normal.

    Vergiss nicht - es geht nie darum, wer den schoensten Hintern hat, sondern wem sein Hintern es am Schoensten hat. Und wenn Du mit dem Rollator raus musst, dann gehst Du einfach da raus. Diese Dinge brauchen Zeit und Angewoehnung, ich schaetze mal, ein paar Jahre schon, bis man sich kaum was mehr draus macht.
  • Liebes Blondinchen,

    du brauchst dich absolut nicht zu schämen. Schämen sollten sich diejenigen, dir einen merkwürdig anschauen oder sich wegdrehen.

    Ich benutze seit ca. 4 Jahren unregelmäßig den Rollator und ich bin echt dankbar dass ich ihn habe, denn so kann ich Dinge tun, die ich sonst nicht könnte. Z.B. einkaufen gehen, in das Körbchen paßt eine Menge rein und wenn ich müde bin kann ich mich draufsetzen.

    Allso sehe es positiv und du wirst dich schnell dran gewöhnen.
  • Tia hat geschrieben:
    Hi 😀

    Als ich 14 war musste ich mich entscheiden ob Rollator oder Rolli. Hab mich damals auch geschämt und fand Rolli irgenddwie "normaler" als Rollator, und hab mich deshalb für den Rollstuhl entschieden... Leider... denn nur 2 Jahre später waren meine Muskeln etc so´abgebaut, dass ich gar nicht mehr laufen konnte, und jetzt mit 24 geht gar nix mehr und wünschte ich hätte anders entschieden...

    Also nimm den Rollator an und flitz los 😉

    Liebes Blondinchen,

    bei mir geht es leider aus verschiedenen Gründen nicht mit einem Rollator. Den würde ich auch einem Rolli vorziehen. Ich mache aber seit Jahren jeden Morgen ca. 45 Min. intensive Übungen für meine Beine (hat mir meine Krankengymnastin gezeigt) so dass Muskulatur immer noch recht stark ist. Teilweise kann ich auch noch laufen, doch die Strecken werden immer kürzer, so dass ich einen Rollstuhl seit ein paar Monaten haben MUSS.

    Ich kann nicht sagen dass ich das so ohne weiteres bewältigt habe, damit in die Öffentlichkeit zu „gehen“. Doch ich habe mir angewöhnt, nicht darauf zu achten, ob Menschen gucken oder nicht.
    Mit der Zeit wurde es auch immer besser. Das wird Dir bestimmt auch so ergehen. Denke möglichst wenig darüber nach denn Dein Leben wird ja an Qualität gewinnen und NUR DARAUF KOMMT ES AN.

    Drück Dir ganz doll die Daumen. Alles Liebe und Gute für Dich! 😉



  • Hallo Blondinchen !

    ich schliess mich inhaltlich den anderen an...alles eine sache der gewöhnung..sowohl für dich als auch deine umgebung...
    wichtig ist vorallem das du das oder die hilfsmittel annimmst, dann kommt rest von selbst...und einen gewinn an lebensqualität bekommst du auch

    in diesem sinne wünsch ich dir eine kurze übergangszeit und alles Gute!


    Robert


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