berufliche Möglichkeiten

Guten Abend,

ich bin Alexander Dietz, fast 34 Jahre alt und habe eine Entwicklungsstörung. Mein Psychiater meint, es sei ADHS. Andere meinen, es könnte auch Asperger-Syndrom sein.
Zur Zeit bin ich in einer WfbM beschäftigt. Vor über 7 Jahren bin ich aus Panik, ich könnte den Anschluß an die Arbeitswelt vollständig verlieren, in die WfbM eingetreten.
Nach den Jahren komme ich mir immer mehr auf dem Abstellgleis vor. Außerdem sind die Rahmenbedingungen einfach ungerecht. Nicht zuletzt hat sich das Umfeld seit dem Wechsel der Geschäftsführung beständig verschlechtert. Man wird von manchen Angestellten auch von oben herab behandelt. Deshalb fühle ich mich als Arbeitender dritter Klasse.

Ich habe ganz klar Schwächen. Ich bin vor allem vormittags weniger leistungsfähig als nachmittags. Bei eintönigeren Arbeiten neige ich vormittags leider zum Minutenschlaf. Ich habe aber auch Dinge, die ich gut kann. Ich kann mir gut Dinge merken, kann mit 10 Fingern schreiben, rund 200 Anschläge/min und gut mit Textverarbeitung umgehen. Mein großes Steckenpferd sind Sprachen und habe auch eine musikalische Begabung. All dies liegt zur Zeit größtenteils brach wegen meinen Schwächen.

Ich stelle mir immer wieder die Frage, ob es nicht eine andere Tätigkeit geben kann als die WfbM, wo eine echte Förderung stattfindet. Am liebsten würde ich noch einen Berufsabschluß machen. Ich stelle mir die Frage, wofür es bei mir wirklich reicht. Klar ist, daß die Angestellten in der Werkstatt uns eher einreden, daß wir nichts anderes können als bei denen...

Vielen Dank für Antworten.

Alexander Dietz

Antworten

  • Hallo Alexander,

    danke, dass du deine Situation, deine Fähigkeiten und Wünsche hier so genau beschrieben hast. Das macht es für die User und Fachexperten leichter, dir Tipps zu geben.
    Ich habe deinen Thread an unsere Fachexperten weitergeleitet. Bitte hab ein bisschen Geduld mit ihren Antworten.

    Ein Tipp von mir, lies dir doch bitte die Artikel zum Thema "Vorbildliche Unternehmen": http://www.myhandicap.de/vorbildliche-unternehmen.html und "Jobs & Menschen": http://www.myhandicap.de/arbeitssuchende-jobs-menschen.html durch. Hier kannst du auch wertvolle Anregungen finden.

    Außerdem kannst du dein Jobgesuch bei uns aufgeben. Schau doch mal hier rein:
    http://www.myhandicap.de/stellengesuche-aufgeben-von-menschen-mit-behinderung.html

    Ich wünch dir viel Glück bei der Jobsuche und sende dir viele Grüße
    Michaela
  • Die Zeiten in denen Menschen nur als Produktionsfaktor angesehen werden sollten eigentlich vorbei sein . In der Schweiz kenne ich einige Werkstätten bei denen das Kreative auch Gewicht hat . Auf dem Theater Musik Gebiet gibt es die hier schon Vogestellte Band Tntenfisch / die Regirung und Jürg Jegge
  • Guten Tag,

    also ich würde zum einen vielleicht einmal den Wechsel in eine andere WfBM versuchen. Wenn das Umfeld nicht passt. Wobei das oftmals sehr schwierig ist, das gebe ich zu aber nicht unmöglich. Eine Möglichkeit dem Werkstattrat der Einrichtung in Verbindung zu setzten und offen über die vorhandenen Probleme zu sprechen. Sollte dies nicht erfolgreich sein, wäre da noch die Geschäftsführung direkt und wenn auch das nichts bringen sollte, kann man mit dem Kostenträger (also der Behörde welche die Kosten für die WfB trägt) direkt sprechen.

    Zum anderen könnte man ja in der WfBM auch einmal die Möglichkeit von Außenarbeitsplätzen (d. h. man arbeitet Außerhalb der WfBM ist aber vom Status her weiter Werkstättbeschäftigter) ansprechen. Da würde man dann unter Umständen in einer ganz normalen Firma arbeiten, vielleicht als Schreibkraft zum Beispiel. Oder man könnte verschidenste Tätigkeiten ausprobieren.

    Dies wären für mich so grundsätzliche Möglichkeiten der Situation zu begegnen.
  • Hallo Leute,

    Eine weitere Möglichkeit sind Integrationsfirmen. Bei diesen Firmen sind mindestens die Hälfte der Mitarbeiter behindert.
    Die behinderten MA werden in diesen Firmen auf den Regelarbeitsmarkt vorbereitet.
    Näheres wissen die Reha - Teams im Arbeitsamt.

    Gruß

    Surfer
  • Hallo Alexander,

    erst mal vielen Dank für deine Bereitschaft, einige Informationen zu veröffentlichen. Dein Interesse kennenzulernen, was du noch alles kannst und ob du eine Ausbildung besteht, finde ich prima.

    Vielleicht helfen auch ein paar Gedanken, um deinen Wunsch weiter zu verfolgen. Da du in der Werkstatt anscheinend schon länger beschäftigt bist, heißt das zumindest, dass du dort eigentlich ganz ordentliche Arbeit machst. Da ist ja auch sehr schön (und wichtig für einen neuen Arbeitgeber). Eine WfbM ist jedoch für Menschen, die erst mal keine Beschäftigungsmöglichkeit auf dem soegenannten Allgemeinen Arbeitsmarkt haben. Dies ist eine der Zugangsvoraussetzungen.
    Wenn du jetzt den dringenden Wunsch hast, außerhalb der Werkstatt arbeiten oder sogar eine Ausbildung machen zu wollen, solltest du an erster Stelle mit den Mitarbeitern dort sprechen, vielleicht in Zusammenarbeit mit dem Werkstattrat. Natürlich sehen die es nicht immer gerne, wenn ein guter Mitarbeiter gehen will, verstehen aber in aller Regel schon deinen Wunsch. Und vorallem die können mit dir besprechen, was du besonders gut kannst und was vielleicht auch nicht so gut. Jede WfbM hat außerdem auch immer darüber nachzudenken und aktiv zu sein, wenn jemand wie du sich von der WfbM wegbewerben möchte. Die Möglichkeiten gehen dabei von den bereits angesprochenen Außenarbeitsplätze bis zu Praltikas in anderen Betrieben.

    Wenn du nach solchen Gesprächen nicht weiterkommst, kann du immer mit dem Kostenträger sprechen und seine Angebote zur Testung deiner Leistungsfähigkeit in Aspruch nehmen.

    Auf der anderen Seite solltest du deinen jetztigen Arbeitsplatz - wenn möglich -nur aufgaben, wenn du wirklich was Neues hast. Also prüfe mögliche Angebote genau.

    Viele Grüße

    Michael
  • Kann ich dem Landschaftsverband Rheinland schreiben und darum bitten, welche Angebote zur Leistungsfähigkeit er hat?

    Den Angestellten in der WfbM traue ich nicht über den Weg. Denen geht es um Erhalt ihrer Arbeitsplätze. Aus Erfahrungsaustauschen mit anderen bestätigt sich mein Eindruck, daß die WfbM bloß als Abstellgleis dient, obwohl man für hehre Ziele angibt. Eine Mitarbeiterin des Integrationsfachdienstes, die leider plötzlich ausgefallen ist, hat auch gesagt, daß in "unserer" WfbM der Grundsatz lautet, Leute kleinzuhalten.
    Der Kostenträger sieht das natürlich ganz anders als die örtlichen Angestellten.
    Das ganze Gefüge der WfbM ist eine Mogelpackung, welche in dieser Form abgeschafft gehört.
    Bei Praktika, welche die WfbM vermittelt, habe ich den Eindruck, daß die Mitarbeiter einfach eine Zeitlang durch Langzeitpraktika als billige Arbeitskraft ausgenutzt werden. Ich finde, am ganzen Gefüge ist etwas faul, was dringend umgestaltet werden muß. Die größte Erfolgsaussicht dürfte bestehen, wenn man selbst tätig wird. Auch der Geschäftsführer hat einmal bestätigt, daß sich ein paar Werkstattbeschäftigte selbst auf die Suche nach anderen Arbeitsplätzen gemacht haben.
    Ein ermutigendes Beispiel ist ein ehemaliger Mitarbeiter, der eine Ausbildung zum Koch im Hotel macht, wo jeder begleitende Dienst keinen Sinn gesehn hätte, ihn in ein Praktikum zu schicken. Er hat einmal gesagt, man müsse immer wieder Versuche unternehmen. Mein Psychiater macht in der Richtung alles mies. Er meint, auf Dauer gelingt die Eingliederung von seelisch Behinderten in den allgemeinen Arbeitsmarkt nicht mehr.
    Ich glaube, daß auch im allgemeinen Arbeitsmarkt nicht jeder Arbeitsplatz gleich ist. Ich habe einmal während meiner Studentenzeit vor rund 10 Jahren kurze Zeit als Helfer bei einem Zeitarbeitsunternehmen gearbeitet. Es gab Betriebe, wo ich dachte, daß das dort dauerhaft gutgehen könnte, während ich die Bedingungen woanders unerträglich fand.
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