wie helfen bei einem epilepischen anfall?

Hallo zusammen!

Gestern im Bus hatte ein junger Mann einen epileptischen Anfall. Weil ich nicht recht wusste, was ich tun kann/muss/soll/ darf, hab ich ihn in die Bewusstlosenlagerung gelegt. Er lag schon am Boden. Hab seinen Kopf auf meine Knie gelegt und gehofft, dass ich ihm so nicht weh tu. Ich hab mal gehört, dass man die Zunge eben nicht rausziehen soll, weil sie sonst leicht abgebissen werden kann.
Immerhin, erstickt ist er nicht. Nach dem Anfall, hat er auf seine Tasche gezeigt, ich hab die Medis rausgenommen und er hat sie genommen, dann ging es ihm schnell besser. Er sagte danke und ging recht beschämt weg.
Hab ich es richtig gemacht oder völlig falsch? Was tut man bei epileptischen Anfällen? Ich fühl mich sehr unsicher und hab ein furchtbar schlechtes Gewissen, weil ich ihn offensichtlich so beschämt habe.

Danke für eure Tipps.
Liebe Grüsse,
Laure

Antworten

  • Hallo, das ist doch gut, das Du dem jungen Mann geholfen hast. Worauf Du auf jeden Fall achten solltest, wenn jemand einen epipeptischen Anfall bekommt, das sich die Person nicht verletzen kann, also spitze, scharfe Gegenstände etc... aus dem Wege räumen. Und mit den Medis geben, ist doch auch gut gewesen. Stabile Seitenlage ist nicht verkehrt, wenn es denn machbar ist. Ich denke mal, hier werden sich noch einige Leute zu Wort melden, die Dir noch besser was erzählen können...
  • Das hast Du instiktiv schon richtig so gemacht viele tun besser nichts als zu helfen
    Super gemacht 😃
  • Hallo Laure

    Du hast richtig gehandelt und vermutlich sehr viel besser und hilfreicher als manch andere in dieser Situation. Häufig getrauen sich die Leute gar nicht zu helfen. Gerade Anfälle wie Epilepsie verängstigen die Leute auch heute noch und so bleiben sie Betroffen lieber fern, auch aus Angst, etwas falsch zu machen und die Situation noch zu verschlimmern.

    Vielleicht war der junge Mann einfach nur beschämt, weil es überhaupt passiert ist. Wir kennen seine Geschichte nicht, vielleicht hat er die präventiven Medis vergessen einzunehmen oder die Anfälle sind für ihn auch noch neu. Da gibt es ganz viele mögliche Gründe. Mach dir keine zu grossen Gedanken, denn du hast sehr gut reagiert.

    Auf der Website der Schweizerischen Liga gegen Epilepsie steht:

    Bei einem grossen epileptischen Anfall verliert eine Person das Bewusstsein und fällt zu Boden. Der Körper verkrampft sich, und es treten Zuckungen auf. Sie sind meist sehr heftig. In der Regel dauert der Anfall ein bis zwei Minuten, manchmal nur wenige Sekunden, selten länger. Manche Betroffene sind nach dem Anfall verwirrt und brauchen eine Ruhezeit oder Schlaf.

    Wie handeln?

    * Ruhe bewahren
    * Betroffenen aus Gefahrenzone entfernen
    * Alles wegräumen, was im Weg ist
    * Etwas Weiches unter den Kopf legen
    * Beengende Kleidungsstücke am Hals lösen
    * Brille abnehmen
    * Blick auf die Uhr: Anfallszeit feststellen

    Während des Anfalls:

    * Krampferscheinungen nicht unterdrücken
    * Den Betroffenen nicht aufrichten
    * Nichts zwischen seine Zähne zwängen
    * Nichts zum Trinken geben
    * Nicht beatmen

    Nach dem Anfall:

    * Bewusstlosenlagerung
    * Atemwege befreien (Speichel, Erbrochenes)
    * Beim Betroffenen bleiben, solange er noch verwirrt ist
    * Ruhegelegenheit, Hilfe und Begleitung anbieten (sich jedoch nicht aufdrängen)

    Ärztliche Hilfe ist in der Regel nicht nötig, ausser:

    * Wenn der Anfall länger dauert als 5 Minuten
    * Wenn der Betroffene bewusstlos bleibt
    * Wenn weitere Anfälle folgen
    * Bei schweren Verletzungen
    * Wenn der Betroffene nicht mehr richtig atmet

    Bei anderen Anfallsformen mit beispielsweise Verwirrtheit, Nesteln, Absencen etc. ruhig an der Seite des Betroffenen bleiben, bis der Anfall vorbei ist. Ihm danach berichten, wie der Anfall ablief und wie lange er dauerte.


    Liebe Grüsse

  • Übrigens: (hab schnell eine Bekannte, die auch Epilepsie hat gefragt)

    Einen Keil zwischen die Zähne schieben ist veraltet und man rät davon ab, das zu versuchen. Es könnte passieren, dass der Keil oder der gewaltsame Versuch, diesen zwischen die Zähne zu bringen, den Betroffenen oder den Helfer verletzen kann.
    Da du ja die Heftigkeit eines Anfalls gesehen hast, weisst du, dass das ohnehin sehr schwierig wäre. Die Zunge rauszuziehen wäre noch ein viel schwierigeres Unterfangen.

    Erst bei Bewusstlosigkeit, wenn der Betroffene in Seitenlage gebracht wird, sollte man kurz kontrollieren, ob die Atemwege freiliegen.

    Meine Bekannte schlägt vor, dass du das nächste Mal eine Jacke oder etwas anderes weiches statt deiner Knie unter den Kopf legst und nach dem Anfall kurz fragst, ob der Betroffene vielleicht noch irgendwo hinbegleitet werden möchte, dies vor allem bei Kindern!

    Sie findet deine Reaktion richtig und gut, besser könne man es von Laien kaum erwarten!

    Liebe Grüsse
  • Hallo deafMami,

    Du hast absolut richtig hehandelt.
    Auch das was Maggie aufgezählt ist, ist alles richtig und wichtig.

    Wenn jemand Fremdes einen epileptischen Anfall bekommt, kann man nicht viel tun, außer für seine Sicherheit zu sorgen und einen Notruf absetzen. Medikamente verabreichen dürfen Ersthelfer nicht! Das wird auch nur bei Epileptikern gemacht, die lebensbedrohliche Anfälle, z.B. mit Atemstillstand, haben. Aber die meisten epileptischen Anfälle sind harmlos und so lange der Epileptiker regelmäßig atmet, egal wie schlimm der Anfall aus sieht, ist er nicht in Gefahr.

    Ganz besonders wichtig ist das der Ersthelfer mit dem Betroffenen redet. Auch wenn es so aus sieht, als ob der Epileptiker nicht mehr bei Bewußtsein ist, so kann es doch sein das er alles um sich herum mitbekommt. Deshalb ist es sehr wichtig mit ihm zu reden, ihm die Angst zu nehmen, ihm sagen das er nicht alleine ist und das Hilfe unterwegs ist. Für den Rettungsdienst bzw. dem Notarzt wäre es eine hilfreiche Information, zu wissen wie lange der Anfall gedauert hat und wie das Krampfen aussah. Denn meistens ist das Krampfen schon vorbei, wenn der Rettungswagen eintrifft.

    Gruß Karin
  • Hallo Leute,

    Wenn sich jemand ganz unsicher ist, bleibt im Notfall immer noch z.B. im Bus die Notbremse zu ziehen oder in der U- Bahn den Notrufknopf zu drücken.
    Der Fahrer kann den nächsten ärzlichen Notdienst anfunken.
    Man kann auch per Handy die Notrufnummer wählen.

    Gruß

    Surfer
  • Im Prinzip ist schon alles gesagt.

    Besonders wichtig sind eigentlich: Kopf schützen (etwas Weiches unterlegen) und dabei bleiben.

    Hast Du klasse gemacht!

    Viele Grüße
    djup

  • Hallo und schönen guten Abend Laure,

    ich glaube nicht, dass ich das, was Du gemacht hast, machen könnte. Ich glaube, dass ich in Deiner Situation recht hilflos gewesen wäre!

    Ich denke, dass Deine Schilderung der Anlass für mich sein sollte, dass ich wieder einen Erste-Hilfe Lehrgang machen werde.
    Was ich aber trotzdem nicht weiß, ob ich im Fall der Fälle diese Hilfe hätte geben können, die Du gegeben hast

    Prima
    LG Jochem

  • *jogy* hat geschrieben:

    Hallo und schönen guten Abend Laure,

    ich glaube nicht, dass ich das, was Du gemacht hast, machen könnte. Ich glaube, dass ich in Deiner Situation recht hilflos gewesen wäre!

    Ich denke, dass Deine Schilderung der Anlass für mich sein sollte, dass ich wieder einen Erste-Hilfe Lehrgang machen werde.
    Was ich aber trotzdem nicht weiß, ob ich im Fall der Fälle diese Hilfe hätte geben können, die Du gegeben hast

    Prima
    LG Jochem



    Hallo Jochem,

    je öfter man einen Erste Hilfe Lehrgang macht, desto mehr vergeht die Unsicherheit und desto sicherer wird man, daß richtige zu tun. Aber auch ohne Erste Hilfe Kurs kann man eigentlich nur eins fasch machen, nichts zu tun. Egal was man macht, alles ist richtig, solange man nur versucht zu helfen. Einen Betroffenen trösten, den Notruf absetzten und an seiner Seite auf den Rettungsdienst warten und/oder das Ende des Anfalls abwarten, daß kann jeder. Die meisten Menschen reagieren in solchen Situationen instinktiv richtig. Sie machen nur Fehler, wenn sie versuchen möglichst fehlerfrei und professionell zu sein, obwohl sie diese Professionalität nicht haben. 😉

    Gruß Karin
  • Hallo zusammen

    Ich bin echt froh, dass ich es nicht "verhauen" (verbockt) habe.

    Jogy, irgendwie ging das so schnell, dass ich kaum nachdenken konnte. Ich dachte nur "schützen! Da sein!". Vielleicht ist das der Mami-Instinkt oder ich getraute mich, weil mir sofort klar war, dass das ein epileptischer Anfall sein müsste. Wie Karin sagte, es war rein instinktiv.
    Ich möchte den Samaritter-Kurs noch machen, dann würde ich mich auch viel sicherer fühlen in einer solchen Situation. Schliesslich sind die ja gar nicht mal so selten.

    Liebe Grüsse,
    Laure
  • Hallo deafMami,

    du hast das prima gemacht, toll. Wie du schon sagtes: ich habe einfach nur reagiert - genau das Richtige gemacht.

    Wenn man wirklich nicht weiß was man machen soll ist immer richtig einen Notruf abzusetzen und bei dem Verletzten zu bleiben und zu beruhigen. Ein Erste-Hilfe-Kurs gibt wirklich mehr Sicherheit wirklich das Richtige zu tun.

    Was ich immer so schlimm finde wenn ich Erste- Hilfe leiste, dass sind die ganzen Schaulustigen und Blöde-Sprüche-Klopfer. Die wissen alles besser, aber tun nichts. Ich werde dann immer so wütend.
    👿

    LG elektra68
  • Liebe Laura,
    vorbildlich, ehrlich!!
    das hast Du ganz großartig gemacht und ich finde es schön, dass Du uns daran teilhaben lässt. Solche Ereignisse regen immer wieder zum Nachdenken an. Leider wird’s ja immer seltener, dass sich Menschen helfen und wie oft gönnt man sich gegenseitig nicht die Butter auf’m Brot? Du hast diesem jungen Mann das schönste (Weihnachts)geschenk gemacht, das er sich denken kann.

    Liebe Grüße vom Zornroeschen


    Engel im Alltag
    Nicht immer haben Engel Flügel,
    ein weiss‘ Gewand und goldnen Stern.
    Sie leben meistens auf der Erde und sind dem Himmel
    recht weit fern.
    Ein Engel, irdisch und ganz menschlich,
    der öffnet weit des Herzens Tor.
    Er will nur einfach für dich da sein und leiht dir willig
    stets sein Ohr.
    Ein Engel hat Geduld und Liebe,
    sagt nie: Ich habe keine Zeit.
    Er ist, wann immer du ihn brauchst, für dich
    zur Hilfe gern bereit.
    Ich wünsche dir heute solche Engel, damit ein
    weihnachtlicher Schein
    ein ganzes Jahr in deinem Herzen
    ein ganzes Jahr mög‘ um dich sein.
    (Christel Klotz)



  • Hallo Laure

    Das hast Du sehr gut gemacht!

    Wichtig und etwas schwierig wenn man helfen möchte: Es ist erschreckend anzuschauen und man will intervenieren. Aber manchmal wenn man keine entsprechenden Medikamente dabei hat kann man nur Tun was Du getan hast.

    Das einzige - was schrecklich tönt - ist dabei auf die Uhr zu schauen. Ein Anfall sollte nach spätestens 3 Minuten vorüber sein und solange dauert er selten. Nur - der Anfall scheint unglaublich lange zu dauern und man will helfen.

    Was länger dauert ist ein status epilepticus und diese Menschen gehören schnellstens möglich ins Spital da es durxh die gestörte Atmung zu Sauerstoffmangel und damit zu Hirnschäden kommen kann.

    Gut gemacht.

    Herzliche Grüsse

    Heinz Süsstrunk


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