Stammzellentherapie / Xcell center

Hat jemand Erfahrung mit einer Stammzellentherapie, bei einem Rückenmarkinfarkt? Und kennt jemand das Xcell-Center?

Antworten


  • Hallo Kerstinchen,

    Schaue bitte hier mal dazu unter folgenden Link;

    http://www.xcell-center.de/behandlungsmoeglichkeiten/uebersicht.aspx?gclid=CJCQ_byBtKQCFZYL3godYy9azQ

    die Thematik ist sehr umfangreich dazu, - Mfg Lyn 😉
  • Hallo,

    ja diesen Link habe ich schon in- und auswendig studiert.

    Mein Bedenken ist ganz einfach die viele Kohle!

    Natürlich werde ich alles für meinen Sohn machen, was in meiner Macht liegt, und ihm helfen würde.

    Ich möchte ganz einfach Menschen kennenlernen, die schon mal in der Klinik als Patient waren.

    Danke nochmal und lG Kerstin
  • Hallo Kerstinchen,

    ich werde unsere Fachexperten für Medizin auf deine Frage aufmerksam machen und um eine Einschätzung bitten. Bitte hab ein wenig Geduld.

    Viele Grüße, Iris
    Redaktion
  • Hallo Kerstinchen,

    ich kenne die autologe Stammzelltherpie aus meiner Zeit in der Kinderonkologie. Immer dann, wenn unsere Patienten eine so starke Chemotherapie bekamen, daß sie das Immunsysthem zerstörte, spendeten die Patienten vor der Therapie ihre eigenen Stammzellen, um sie nach der Therapie zurück zu bekommen. Bei Krankheiten wie Leukämie und ähnlichen Krankheiten, werden Stammzellen fremder Spender transplabntiert. Fruher würden die Stammzellen aus dem Beckenkamm entnommen, doch seit einigen Jahren kann man die Stammzellen auch mit einer Maschine aus dem fließenden Blut separieren.

    Von anderen Anwendungsbereichen und Versuchen neue Therapien zu finden, habe ich gehört. Diese Anwendungen befinden sich noch im Experimentierstadium, denn die Wissenschaftler wissen noch gar nicht, welche Funktion die verschiedenen Stammzellen haben. Ich kann nicht sagen wie hoch der Nutzen gegenüber dem Risiko ist, aber ich bin mir sicher, wenn diese Therapie erfolgversprechend wäre, hätten wir nicht nur neue Nobelpreisträger, auch unsere Krankenkassen würden diese Therapie bezahlen. Die Behandlung von Krankheiten außerhalb der Onkologie ist noch lange nicht ausgereift und hat eher experimentellen Charakter.

    Aus meiner Sicht sollte man lieber noch etwas warten. Diese Art der Therapie, die Du Dir für Deinen Sohn wünscht, ist noch im Versuchsstadium, Versuche gibt es erst seit diesem Jahrzehnt. Da Versuche an Tieren aber sehr Erfolgversprechend waren, kann es gut sein, daß die Stammzelltherapie in Zukunft nicht mehr nur in der Krebstherapie zur Anwendung kommt, sondern alle Querschittgelähmten darauf hoffen können. 😀

    Gruß Karin
  • Ich biete einfach mal einige links an


    http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/0,1518,652890,00.html

    http://www.wiwo.de/technik-wissen/stammzelltherapie-anbieter-locken-mit-fragwuerdigen-versprechen-427726/

    http://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de/redaktion/news/PEIxcellcenter_13_5_2010.pdf


    eine lange Diskussion gibt es auch hier (englisch)

    http://sci.rutgers.edu/forum/showthread.php?t=21762&pp=10&highlight=kleinbloesem

    laut dem SPIEGEL muß bis Ende 2010 ein Nachweis erbracht werden hinsichtlich der Wirksamkeit, offenbar ist die Studie angelaufen

    http://www.webbstar.de/2010/06/07/xcell-center-gmbh-bekommt-von-franzoesischen-gesundheitsbehoerden-die-erlaubnis-zur-leitung-einer-klinischen-studie-zu-stammzellen-bei-chronischer-rueckenmarksverletzung/


    Meine Meinung, bevor man irgendetwas unternimmt sollte man das Ergebnis der Studie abwarten bzw. beim Paul-Ehrlich-Institut in Langen nachfragen wann mit einem Ergebnis zu rechnen ist.
  • Hallo Kerstinchen

    Du hast diese Frage schon am 26.9. gestellt und ich wollte sie schon lange beantworten. Ich hatte selbst mit leider immer wieder auftretenden gesundheitlichen Problemen zu kämpfen und musste diese erst in den Griff bekommen.

    Anstatt mich zum XCell Center grundsätzlich zu äussern, versuche ich lieber Dir einzelne der Grundsätze der komplizierten physiologischen Bedingungen des Körpers in Bezug zu Stammzellen zu erklären, die eine Stammzelltherapie z.Zt. immer noch auf einige wenige Gebiete einschränken.

    Wir sind noch nicht soweit, dass wir die Stammzellen-Therapie ausser bei Leukämie (Blutkrebs) malignen Lymphomen (Lymphknotenkrebs) wirklich erfolgreich einsetzen können. Bitte beachte, dass ich maligne (bösartig) hinzusetze, denn ein -om bezeichnet nur Schwellung, bösartig oder nicht.
    Für eine Stammzelltherapie bei Leukämie musst Du den Patienten erst einer hohen Röntgen-Bestrahlung aussetzen, um alle blutbildenden Zellen im Knochenmark auszumerzen. Aber erst nachdem Du zuvor vom Knochenmark des Patienten selbst "Material" entnommen und daraus Stammzellen herausgefiltert hast und nur diese Stammzellen im Labor zur Vermehrung gebracht hast. Du brauchst nämlich schon eine Menge mehr Stammzellen zur Behandlung. Dann spritzt Du dem Patienten die eigenen (autologen = von sich selbst stammenden) Stammzellen, welche sich dann entwickeln und sich selbst zu gesunden blutbildenden Zellen entwickeln. Bis dies soweit ist muss der Patient in steriler Umgebung leben, also im sterilen Zelt.

    Ein Punkt wird in den Diskussionen von Laien nie erwähnt. Auch Menschen im erwachsenen Alter können Leukämie oder maligne Lymphome bekommen. Und: Auch Stammzellen altern und teilen sich zur Zellvermehrung entschieden weniger gut und man kann nicht mehr viele notwendige Stammzellen züchten.
    Dies wurde z.B. in Cincinnati, Graz und Heidelberg gründlich untersucht und an Mäusen, die nicht künstlich gealtert sind, nachgewiesen. Gut, man kann sagen das Mäuse keine Menschen sind, aber nachdenklich stimmen muss es einen schon, wenn man daran denkt, wie viele ältere Menschen auf Verjüngung durch Stammzellen-Therapie hoffen. Ich ziehe es immer noch vor in Würde zu altern. Das gilt für alle vielleicht einmal möglichen Stammzellen-Therapien. Diese Tatsache wird auch in den Werbeschriften des XCell Centers mit keinem Wort erwähnt!

    Ein auch für mich wünschbares Einsatzgebiet für Stammzellen-Therapie sind das Rückenmark oder die peripheren Nerven. Periphere Nerven mit Ihren Axonen (feine lange Auswüchse von Nervenzellen die die Information leiten) können sich wieder erholen nach einem Trauma und wachsen wieder an ihr vorgegebenen Zielort aus sofern die äussere Hülle des Nervs chriurgisch wieder hergestellt wurde. Beim Rückenmark leider ist das nicht möglich.
    Nach auch nur teilweiser Durchtrennung des Rückenmarks versuchen die Axone schon den oben beschriebenen Heilprozess einzuleiten, doch wächst eine Narbe zwischen die beiden Enden des Rückenmarks hinein und die Nervenzellen können diese bindegewebliche Struktur nicht durchdringen und zusätzlich wird ein Gift ausgeschüttet, welches auch die verbleibenden Nerven Leitbahnen (Axone) daran hindert, überhaupt wieder auszusprossen und sogar die verbliebenen Axone zerstört (das *Gift" heisst Nogo-a). So kann eine auch nur teilweise Durchtrennung des Rückenmarks zu einer vollständigen Lähmung in den Bereichen die von unterhalb der Trennung mit Nerven versorgten Bereiches auftreten.

    Auch die Schicht, die diese Axone umhüllt und die Leitung von Information in den Axonen deutlich beschleunigt, genannt das Myelin, trägt zur Regeneration bei. Aber: Nur wenn alle Faktoren zusammen wirken, kommt es wieder zum Zusammenwachsen des Rückenmarkes.

    Wie könnte man vorgehen ,um diese Faktoren zu verhindern/verbessern der guten/schlechten Faktoren? Heute kann man Enzyme in den Spalt zwischen den Rückenmarks Enden spritzen welche die Narbenplatte zwischen den beiden Enden auflösen (heute schon im Versuch). Man kann eine "Leitschiene* zwischen die beiden Enden einfügen die aus vielen unglaublich winzigen Röhrchen besteht. Diese Röhrchen sind mit verschiedenen Nerven Wachstums Faktoren (NGF) im Innern beschichtet oder gefüllt, welche diese die Axon Enden dazu bringen auszuwachsen und Verbindung mit einander aufzunehmen.
    Diese Faktoren helfen auch Myelin aufzubauen, die Umhüllung der Axome.

    Du siehst wie unglaublich kompliziert dies ist und ich erspare Dir die Details dazu, wie genau die beiden Enden der Axome vom noch funktionierenden und vom abgetrennten Teil vor sich geht.

    Uebrigens: An der ETH Zürich (Eidgenössische Technische Hochschule, die auch völlig anderes als Technik wie Chemie, Biologie, Genetik usw. "macht"), die weltweit einen ausgezeichneten Ruf hat, wurde 2007 in Form einer Doktorarbeit eine solche Leitstruktur mit Wachstumsfaktoren entwickelt und man konnte je nach Füllungsform der Röhrchen von 1 bis 4 mm Trennung wieder zusammen wachsen lassen. Dies bedeutet grosse Hoffnung für uns Alle.

    So. Viel komplizierte Information. Meinerseits setze ich noch nicht allzu viel Hoffnung in die Stammzellen-Therapie und das Vorgehen des XCell Centers überzeugt mich nicht. Erfolge bei der Behandlung von Blutkrebs oder Erkrankungen des Knochenmarkes, z.B. Blutarmut, kannst Du auch anderswo genau so erfolgreich und von den Krankenkassen bezahlt haben.

    Ok?

    Herzliche Grüsse

    Heinz Süsstrunk

  • Hier noch ein aktueller Bericht über das XCell-Center:
    http://www.sueddeutsche.de/wissen/duesseldorf-todesfall-nach-stammzell-therapie-1.1015986

    Viele Grüße,
    Iris, Redaktion
  • Hallo liebe Iris,

    ja das ist eine schlimme Geschichte mit den beiden Jungs. Man bekommt in den Medien nur einen Blickwinkel gezeigt. Hintergrundinformationen über die Nebenwirkungen solcher Therapien und/oder krankheitsbedingte Wechselwirkungen werden oft nicht erwähnt. Man berichtet entweder negativ oder positiv. Die Stammzelltherapie ist zum jetzigen Zeitpunkt, auch dort wo sie seit Jahren mit Erfolg angewand wird, nicht ungefährlich. Deshalb macht man es nur bei lebensbedrohlichen schweren Erkrankungen wie z.B. der Leukämie. Aber in der Regel auch nur dann, wenn herkömmliche Therapieversuche zu keiner Heilung geführt haben.

    Die Stammzelltherpie wird ganz bestimmt einmal mehr Heilen als "nur" die Leukämie. Aber bis dahin ist es noch ein sehr weiter Weg.

    Gruß Karin
  • Iris_MyHandicap hat geschrieben:
    Hier noch ein aktueller Bericht über das XCell-Center:
    http://www.sueddeutsche.de/wissen/duesseldorf-todesfall-nach-stammzell-therapie-1.1015986

    Viele Grüße,
    Iris, Redaktion




    Hallo Iris,

    vielen Dank für den Link.

    Es ist sehr schwer immer objektiv zu bleiben, wenn es um das eigene Kind geht. Da sagt man sich, dass Geld keine Rolle spielt.
    Aber solche Beiträge bringen einen immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.

    Nochmals danke und liebe Grüße Kerstin
  • Danke Iris,

    somit hat sich dieses Thema auch für mich erledigt.

    Liebe Grüße
Diese Diskussion wurde geschlossen.