Ausbeutung total!!

Meine Odyssee
Im Mai 2009 habe ich die RWE Power AG per Email gefragt, ob sie noch Ausbildungsplätze zur Kauffrau für Bürokommunikation für das kommende Ausbildungsjahr frei hätten. Darauf wurde mir geantwortet, dass ich mich bewerben kann.
Am 29.05.09 habe ich meine Bewerbung per Email abgeschickt. Ende Juni ging ich zum Einstellungstest und kurz darauf zum Bewerbungsgespräch. Allerdings wurde mir nach diesem Gespräch mitgeteilt, dass ich lediglich auf der Warteliste für das Ausbildungsjahr bin.
Eineinhalb Wochen vor Ausbildungsbeginn erhielt ich einen Anruf, dass sie mich doch für dieses Ausbildungsjahr als Azubi einstellen wollen. Jedoch habe ich ihnen mitgeteilt, dass dies zu kurzfristig ist. Daher haben sie mir einen Ausbildungsplatz für das Ausbildungsjahr 2010 zugesichert.
Kurz darauf gab es ein Gespräch zwischen mir, meiner Mutter und den Ausbildungsleitern, damit wir uns kennen lernen.
Mitte März 2010 gab es noch eine Großgruppenversammlung, bei der alle zuständigen Institutionen, RWE, LVR und Arbeitsagentur, anwesend waren und die Kosten für die Bereitstellung meines Ausbildungsplatzes aufgeteilt wurden.
Zwischenzeitlich habe ich am 03.09.09 einen Antrag auf Kostenübernahme meines Arbeitsassistenten an das LVR geschickt, woraufhin ich am 17.09.09 eine Eingangsbestätigung erhielt mit einer Ankündigung eines persönlichen Gespräches. Des Weiteren war ich beim Psychologischen Dienst und zur ärztlichen Untersuchung der Arbeitsagentur. Allerdings hat weder das danach anstehende Abschlussgespräch bei meinem Sachbearbeiter der Arbeitsagentur, noch ein Beratungsgespräch beim LVR je stattgefunden.
Mitte März 2010 habe ich ein zwei-wöchiges Praktikum bei RWE in Niederaußem absolviert, um den Betrieb und die Mitarbeiter näher kennen zu lernen.
Seit April sind meine Mutter und ich nun auf der Suche nach einer Institution, die uns bei der Einstellung des Arbeitsassistenten unterstützt. Interessenten für die Stelle als Arbeitsassistent konnte ich mehr als genug finden. Allerdings sah sich niemand im Stande, uns weiterzuhelfen. Wir haben uns durch sämtliche caritativen Einrichtungen durchtelefoniert, aber entweder stellten diese keine Arbeitsassistenten bei sich ein, oder waren für mich nicht zuständig.
Ein weiteres Problem ist die Finanzierung des Arbeitsassistenten. Am 17.05.10 erhielt ich einen Bescheid vom LVR über einen monatlichen Zuschuss von 825 Euro zur Beschäftigung des Arbeitsassistenten. Jedoch übernimmt das LVR lediglich die Kosten für drei Arbeitsstunden täglich. Dies begründen sie damit, dass mir der Arbeitsassistent nicht die ganze Zeit helfen muss, sondern nur bei Bedarf. Somit haben sie eine tatsächliche Arbeitszeit von drei Stunden errechnet.
Dabei fordert RWE, dass der Arbeitsassistent während der ganzen Arbeitszeit, also acht Stunden täglich, vor Ort ist.
Ein Teil der Kosten wird auch vom Pflegegeld abgedeckt. Allerdings bekommt meine Mutter für die 24 Stunden Betreuung von mir monatlich ca. 600 Euro. Daher kann sie höchstens 300 Euro für den Arbeitsassistenten dazugeben.
Mit dem uns zur Verfügung stehenden Geld bekommt man keinen Arbeitsassistenten bezahlt.
Es fühlt sich auch keine Institution zuständig uns bei der Finanzierung zu unterstützen. Zwar hat das LVR uns mehrmals versichert, dass es mit dem uns zu Verfügung stehenden Mitteln möglich ist, jedoch sieht sich niemand im Stande uns zu erklären, wie. Dabei ist das LVR nicht nur für die Bewilligung der Kosten zuständig, sondern soll auch beratend zur Seite stehen. Diese Funktion hat das LVR in meinem Fall leider nie eingenommen, wodurch es erst zu den jetzigen Problemen gekommen ist. Schon beim Gruppengespräch hätten sie mir und meiner Mutter deutlich machen sollen, welch eine hohe Selbstbeteiligung auf uns zukommt.

Mittlerweile sind wir psychisch am Ende und nahe eines Nervenzusammenbruchs. Die ganze Problematik wäre nie entstanden, wenn die Arbeitsagentur und besonders das LVR von Anfang an ehrlich zu uns gewesen wären. Dann hätten wir über die uns erwartende hohe Belastung Bescheid gewusst und entscheiden können, ob die Ausbildung so tragbar ist.


was habt ihr für Erfahrungen gemacht?

Antworten

  • Guten Abend viki,

    zunächst einmal: Tieeeeeeeeeef durchatmen und entspannter werden! 😀 Aufregen nützt gar nichts und verbraucht nur wertvolle Energie.

    Ich weiß, ich weiß, ist gar nicht so einfach. Ausreichend Assistenz durchzusetzen ist ein Kampf. Kenne ich aus eigener Erfahrung 😉

    So, nun aber zu der Lösung des Problems. Wichtig ist, den Herrschaften die Praxis klar zu machen. Natürlich muss ein Arbeitsassistent während einem größeren Teil der Arbeitszeit anwesend sein. Denn ich schätze mal, der Hilfebedarf ist aufgrund Deiner Einschränkungen und Deines Tätigkeitsspektrums "nicht planbar" (wichtiges Stichwort!). Sollst Du etwa jedes Mal, wenn Du Hilfe brauchst einen Knopf drücken und 20 Minuten warten, bis ein Assistent angefahren kommt?

    Dies sollte auch Dein künftiger Ausbildungsbetrieb schriftlich formulieren. Am besten auch mit dem Hinweis, dass sie sich außer Stande sehen, dich ohne besagte Assistenzdauer auszubilden, obwohl Du alle Voraussetzungen erfüllst.

    Dabei kann man auch auf die Erfahrungen aus dem Praktikum verweisen.

    Klingt jetzt krass, aber man muss es denen bei der LVR wohl mal so vor Augen führen.

    Außerdem würde ich mich an Deiner Stelle nicht mehr mit dem Sachbearbeiter, sondern dessen Vorgesetzten auseinandersetzen. Schließlich drängt die Zeit.

    Der Einsatz des Pflegegeldes ist übrigens nicht zweckentsprechend. Schließlich geht es um Arbeitsassistenz, nicht um Pflege (auch mal erwähnen).

    Was den Arbeitgeber für Deine Assistenz betrifft, kann ich gern mal jemanden aus der Branche fragen, der ziemlich gut vernetzt ist. Dazu müsste ich aber wissen, wo Du wohnst bzw. arbeiten wirst. Kannst Du mir gerne auch per PM schreiben.

    Ansonsten werde ich auch nochmal unsere Fachexperten in Deinem Fall um Rat fragen 😀
  • hallo justin,

    danke für deine hilfe!!
    es wäre sehr nett, wenn du mir weiterhelfen könntest. ich wohne in Rommerskirchen. mein hauptausbildungsort wird Niederaußem sein. Meine berufsschule liegt in Köln-Deutz. der ausbildungsbetrieb ist übrigens RWE.

    schon im voraus: danke, danke, DANKE!!

    liebe grüße
  • Liebe Leute,

    Man hat echt den Eindruck, den Kostenträgern und Entscheidungsträgern ist es am liebsten, wenn die Behis zuhause bleiben, weil das am billigsten kommt. Keine Kosten für Arbeitsassistenten, Fahrdienste und Fahrtkosten zur Arbeit usw.
    Aber nur indem wir immer wieder anmahnen machen wir es nicht ganz so einfach mit der billigen Tour!

    Gruß

    Surfer


  • Hallo viki,

    nur mal als Zwischenmeldung, damit Du nicht glaubst, ich hätte Dich vergessen:
    Mein Ansprechpartner hört sich um und unsere Fachexperten in Sachen Recht sind informiert. Wir warten jedoch noch auf Rückmeldung.

    Bleib stark!!!
  • Hallo viki,

    von unseren Fachexperten für Recht haben wir leider noch keine Rückmeldung. Wohl auch aufgrund der Urlaubszeit...

    Aber mein Kontakt nannte mir die JG Gruppe mit Zentrale in Köln. Deren Internetadresse lautet http://www.jg-gruppe.net/ .Unter dem Dach dieser Holding gibt es eine Vielzahl an Anbieter, bei der sicherlich ein passender Ansprechpartner für Dich dabei ist.

    Wenn nicht, melde Dich bitte nochmal!

    Weiterhin viel Kraft und Erfolg!!!
  • Hallo viki,

    eben haben wir eine Antwort der Kanzlei Janssen & Maluga erhalten:

    Sehr geehrtes Mitglied,

    vielen Dank für Ihren Forumsbeitrag.


    Der Rechtsanspruch auf eine sog. „notwendige Arbeitsassistenz“ ist in § 33 Abs. 8 SGB IX sowie § 102 Abs. 4 SGB IX normiert. Danach haben schwerbehinderte Menschen aus den ihnen aus der Ausgleichsabgabe der Betriebe zur Verfügung stehenden Mitteln Anspruch auf Übernahme der Kosten einer notwendigen Arbeitsassistenz. Diese Leistung wird für die Dauer von bis zu drei Jahren erbracht und durch das Integrationsamt ausgeführt. In Ihrem Fall (Wohnort Rommerskirchen) ist das zuständige Integrationsamt der Landschaftsverband Rheinland (LVR). Die Frage, in welcher Intensität eine Arbeitsassistenz „notwendig“ ist und daran unmittelbar anknüpfend auch die Frage nach der Höhe der Kostenübernahme kann dabei nur im Einzelfall entschieden werden. Hier kommt es auf den Grad und die Art Ihrer Behinderung an, sowie auf die konkret ausgeübte Tätigkeit, die Ausstattung des Arbeitsplatzes etc. an.

    Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Integrationsämter sieht hier eine Staffelung der Regelförderung vor. Danach wird dem Assistenznehmer, wie gesagt abhängig vom individuellen Unterstützungsbedarf, ein monatliches Budget zur Verfügung gestellt.

    Diese Budgets betragen bei einem durchschnittlichen arbeitstäglichen Unterstützungsbedarf von

    - weniger als 1 Stunde = bis zu 275,00 Euro
    - 1 Stunde bis unter 2 Stunden = bis zu 550,00 Euro
    - 2 Stunden bis unter 3 Stunden = bis zu 825,00 Euro
    - mindestens drei Stunden = bis zu 1.100,00 Euro

    Sofern Umsatzsteuerpflicht besteht, ist die Umsatzsteuer zusätzlich zu erstatten.

    Demnach wurde der Unterstützungsbedarf in Ihrem Fall von 2 bis 3 Stunden täglich seitens des LVR eingeschätzt. Ohne den Sachverhalt im Einzelnen zu kennen, bestünde jedoch vielleicht die Möglichkeit, den LVR davon zu überzeugen, den Bedarf mit mindestens drei Stunden anzusetzen und so auf ein Budget von immerhin 1.100,00 Euro zu kommen. Auch dieser Betrag ist nicht verbindlich festgelegt und kann in Ausnahmefällen auch überschritten werden. Gerade vor dem Hintergrund, dass der Arbeitgeber eindeutig davon ausgeht, es bestehe ein Assistenzbedarf von 8 Stunden täglich, sollte hier noch einmal eine Einigung mit dem LVR gesucht werden. Eine genauere Einschätzung ist ohne Kenntnis aller Umstände nicht möglich.

    Mit freundlichen Grüßen


    Wie ist denn bei Dir jetzt der aktuelle Stand?
  • danke für die hilfe!

    ich habe heute einen termin bei einem fachanwalt.
    werde mich dort noch genauer informieren, da seitens des LVR andere dinge genehmigt als angefordert wurden.
    außerdem brauche ich mich auch nicht von denen beleidigen zu lassen...

    fürs erste ausbildungsjahr habe ich eine sehr nette FSJ-lerin gefunden, die die arbeitsassistenz übernehmen wird.

    gruß viki
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