Leben mit einer Amputation

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Liebe User,

an so heißen Tagen wie heute, stöhnen viele Menschen mit Amputation über ihre Prothese.
Wie verläuft das Leben nach einer Amputation? Welche Perspektiven öffnen sich, was geht verloren?
Fünf Selbstbetroffene berichten in unserem neuen Artikel im Infobreich über ihr Leben mit einer Amputation:
http://www.myhandicap.de/mit-amputation-im-alltag-leben.html
Allen Frischamputierten geben ihre Erzählungen sicher jede Menge Hoffnung!

Herzlichen Dank an Katharina, Andrea, Heinz, Viktor und Markus, dass ihr mich bei diesem Artikel mit euren Erfahrungen unterstützt habt!

Viele liebe Grüße
Michaela
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  • Dazu passend folgender Buchtipp:

    Florian Sitzmann - Der halbe Mann

    Florian Bj 1976, verlor als 16 jähriger bei einem schweren Motorradunfall beide Beine.
    Heute ist er Vatereiner kleinen Tochter, Leistungssportler.

    Sein Umgang, seine Ausstrahlung, Energie und Natürlichkeit werden beschrieben.

    Ich habe ihn in einer TV Sendung gesehen, es war einfach Klasse wie er mit seinem Handycap umgeht!

    Das Buch kann ich jedem empfehlen😀

    lg Cross
  • Danke Cross für diesen Buchtipp!
    Ein Buch, das ich unbedingt bald lesen muss.
    Ach, wenn zu dem tollen Badewetter auch endlich mal die die Baderuhe käme 😀



  • Hallo,

    als selbst Betroffene finde ich toll, dass diese Thematik hier anklingt und mir gefallen die Beiträge dazu auch gut.
    Was mir nicht ganz gefällt, ist, dass hier, wie in so vielen Medien, die Kompensation einer Amputation durch sportliche Höchstleistungen dargestellt wird--grade heute Vormittag kam auch ein Bericht im Fernsehen, in dem eine oberschenkelamputierte Frau gezeigt wurde in ihrer Höchstleistung, der Teilnahme an einem Marathonlauf.
    Dass Sport grade bei einer Behinderung gut ist, das habe ich am eigenen Leib erfahren, das bestreite ich nicht.Auch bewundere ich die sportlichen Leistungen.
    Was mir aber in all den Berichterstattungen fehlt, das ist die Darstellung der Höchstleistungen im Alltag.Was es bedeutet, zum Beispiel bei diesen Temperaturen im Berufsleben zu stehen,zumal mit einer Prothese.Was es bedeutet, auf einem Bein Kinder zu bekommen und sie täglich zu versorgen. Was es bedeutet, Pubertät mit einem fehlenden Körperteil zu erleben--zum Beispiel nicht mit den anderen in die Disco zu gehen, auf Krücken als junger Mensch durchs Schwimmbad zu gehen, als junges Mädchen nie den bewundernden Pfiff hinter sich zu hören und und und....
    Wichtig finde ich auch die unterschiedlichen Erfahrungen von Männlein und Weiblein. Ich schreibe als Frau, und bin der Überzeugung, dass eine amputierte Frau, zumal ein amputiertes Mädchen, das Frau-werden und Frau -sein wesentlich anders erlebt als ein junger Mann. Eine Frau ohne klasse Beine und schwingenden Hüften ist halt was anderes als ein Mann, der nur ein Bein hat.Und übrigens ist auch die potentielle Partnerin Frau anders dispositioniert als der potentielle Partner Mann.Die Frau ist halt bei allem neuen Rollenverständnis immer noch eher die Beschützende, die Pflegende, die Mütterliche, die ganz gut mit dem behinderten Partner umgehen kann--währens sich Männer eben immer noch gerne über die Frau an ihrer Seide definieren wollen....
    (die schönste Bemerkung eines Kollegen meines Ex-Mannes war: Haste keine andere abgekriegt..)
    Ja, richtig, ich spreche hier natürlich in erster Linie als Frau, als beinamputierte Frau (seit über 40 Jahren). Und mir fehlt einfach die Komponente "Frau und Amputation" in allen Diskussionen.(Eigentlich generell Frau und Behinderung).
    Es gibt Fotos von behinderten Frauen beim Sport, es gibt Fotos von Prothesen, neue Techniken und deren Möglichkeiten werden gelobt, gezeigt.
    Ich vermisse Fotos und Berichte von Behinderten, die bei 30 Grad im Schatten eine Schulklasse betreuen, die auf Krücken in der Küche oder am Backofen stehen (weil die Prothese bei den Temperaturen sowieso wegrutscht). Ich vermisse die Mütter, die ihre Kinder darauf trainieren, sich gut an der Krücke festzuhalten--da sie selber ja die Hand nicht frei hat , wenn sie mit dem Kind über die Straße geht.Ich vermisse Amputierte als erotische Wesen, nicht nur als solche, die Verständnis und Hilfe brauchen. Ich vermisse behinderte Menschen auf Bühnen oder im Fernsehen (von ganz seltenen Ausnahmen abgesehen).
    SAtattdessen werde ich bisweilen gefragt, warum ich den so sehr hinke, wo man doch im Fernsehen die tollen Läufer mit den tollen Prothesen bei den Paralympics sieht (falls man bis zu den Sendeterminen in der Nacht durchgehalten hat).(Ich pflege den Fragenden dann zurück zu fragen, wann er denn selbst das erste mal an den olympischen Spielen teilnimmt)
    Nichts desto weniger: Die Berichte hier sind ein guter Anfang.

    Einen interessanten Bericht aus einem österreichischen Ärzteblatt verlinke ich hier mal: (Ich fand's interessant.....)

    http://www.springermedizin.at/fachbereiche-a-z/i-o/orthopaedie/?full=17537

    Gruß,
    annca


  • Kann und muß Dir voll und ganz Recht geben, ansatzweise habe ich diese Thematik schon mal während der Paralympics angesprochen. Die tägliche Lebensleistung des Behinderten, wird viel zu wenig gewürdigt. Grüße Detlev
  • Gerne Michaela, es hat mir sehr viel Spass gemacht. Der Artikel gefällt mir gut.

    Ich kann aber auch die Einwände von Annca und Detlev verstehen und stimme was den Alltag betrifft völlig zu.

    Wenn ich meinen Alltag so ansehe, interessiert es die wenigsten, ob ich meine Arbeit nun mit einer oder mit zwei Händen mache. Teilweise wird man in dem was man macht unterschätzt, aber Gedanken wie viel mehr Aufwand man manchmal hat, machen sich glaube ich die wenigsten. Für die Kindergartenkinder ist das inzwischen normal.
    Wenn ich vor Klassen stehe und mit dennen über meine Amputation spreche und dann Übungen mache ("stell dir vor, du hast nur einen Arm und könntest den anderen nicht bewegen, schuhe binden, jacke an und ausziehen, schreiben") und nach 15 Minuten sage: "Gut, du kannst wieder beide Arme bewegen" geht ein stöhnen und eine Erleichterung durch die Klasse. Und dann bekommen sie einen Einblick in das, was manche von uns jeden Tag leisten.
    Ich will mich mit dieser Aussage nicht auf ein Podest stellen aber eine kleine Würdigung tut jedem gut.

    In diesem Sinne:"Seid stolz auf das, was ihr jeden Tag so leistet"

    Schönen Abend noch.

    Lieben Gruß KatharinaS.
  • Hallo annca, ich sehe an Deinen Worten, das Du zu Deiner Behinderung noch nicht die richtige Einstellung gefunden hast.
    Handycaps sind geschlechtsübergreifend und für den betroffenen immer ein Eingriff in sein Leben, womit er sich abfinden und zurecht kommen muß.
    Hier jetzt auf Deine spezifischen weiblichen schwierigkeiten hinzuweisen, klingt nach jammern. Nimm Dein Leben in die Hand und mache das beste draus.
    Woher willst Du wissen, ob Männer nicht mind. genauso unter ihren Handycaps leiden?
    Das sollte auch gar nicht mit dem Buchtipp gemeint sein, sondern, das jeder Behinderte für sich den optmalen Weg sucht, mit sich, seiner Behinderung und seinen Mitmenschen klar zukommen.
    Wenn Du mit Deinem Text Mitleid erzeugen willst, tust Du mir leid.
    Jeder könnte hier Seitenweise über seine Handycaps mit seinem Handycap schreiben.

    Heute schon gelacht? Schicke Dir ein lächeln😀

    lg Cross

  • Hallo Katharina,

    nein, es war auch nicht Zweck meines Beitrages, hier jemandem ein Podest zu errichten.
    Mir fällt einfach nur auf, dass nahezu alles, was man in den Medien über Amputierte hört oder liest sich um sportliche Höchstleistungen oder irgendwelche neuen Prothesentechniken dreht. Auch in diesem Strang hier geht es in zwei von 5 Beiträgen um sportliche Leistungen.
    Die Mehrheit der Amputierten erbringt aber keine sportlichen Höchstleistungen.
    Und diese Mehrheit verdient eben auch ein bisschen Interesse--einfach, weil es die Mehrheit ist.
    So möchte ich mich verstanden wissen.

    Nebenbei: Bist Du auch Lehrerin?
    Meine Erfahrungen mit Kindern waren ein bisschen andere, aber im Endeffekt ähnlich. Die Kinder wollten immer ganz genau meine Prothese kennenlernen, mal unter den Rock gucken, das Bein anfassen---dann wurde alles zur Normalität. Ich hatte aber immer einige Kinder aus meinen Klassen am Auto oder am Lehrerzimmer, die mir Heftstapel oder Landkarten oder Ähnliches getragen haben....Kinder sind nämlich gar nicht grausam.....

    Gruß,
    annca
  • Annca hat geschrieben:

    Ich vermisse Fotos und Berichte von Behinderten, die bei 30 Grad im Schatten eine Schulklasse betreuen, die auf Krücken in der Küche oder am Backofen stehen (weil die Prothese bei den Temperaturen sowieso wegrutscht). Ich vermisse die Mütter, die ihre Kinder darauf trainieren, sich gut an der Krücke festzuhalten--da sie selber ja die Hand nicht frei hat , wenn sie mit dem Kind über die Straße geht.


    Meinst du nicht, die gänzlich unbehinderte Frau Müller von nebenan vermisst nicht auch solch alltägliche Situationen irgendwo in Hochglanz dargestellt ? Sie sieht auch nur jeden Tag die erfolgreichen, sportlichen, wunderschönen Menschen in TV & Magazin.

    Ausserdem denke ich nicht, das das geschlechtsspezifisch ist, Männer denken zwar anders 😉, aber bestimmt ähnlich.



    Annca hat geschrieben:Stattdessen werde ich bisweilen gefragt, warum ich den so sehr hinke, wo man doch im Fernsehen die tollen Läufer mit den tollen Prothesen bei den Paralympics sieht (falls man bis zu den Sendeterminen in der Nacht durchgehalten hat).(Ich pflege den Fragenden dann zurück zu fragen, wann er denn selbst das erste mal an den olympischen Spielen teilnimmt)



    Vor kurzem hat mich ein Sehender gefragt, ob ich mich persönlich unter Druck gesetzt fühle, wenn sehbehinderte oder blinde Menschen erfolgreich dargestellt werden. Er dachte dabei an die supererfolgreiche Biathletin Verena Bentele. Da ich aber noch nie skifahren konnte, geschweige denn schiessen 😉 , kann ich mich auch nicht unter Druck gesetzt fühlen. Ausserdem bewundere ich heute wie gestern sehr viele Menschen, ganz unabhängig ob oder wie sie behindert sind.

    So ein bischen denke ich, du hast dich auch nach 40 Jahren noch nicht so richtig mit deiner Amputation arrangiert.
  • crossover,

    danke für Deinen Tipp.
    Dann werde ich mich mal bemühen, jetzt endlich mit 57 Jahren und 48 Jahre nach meiner Amputation, mit meiner Behinderung zu arrangieren.(Ironiealarm)

    Crossover, ich habe ein sehr glückliches Leben, habe ein schönes Berufsleben gehabt, das ich jetzt aufgab, um mit meinem Mann(meine späte große Liebe), dessen Beruf ihn ständig in andere Länder der Welt führt , herumzureisen.Ich habe Kinder, Enkelkinder, brauche nicht zu arbeiten und kann während ich hier schreibe zwischendurch in den Pool hüpfen--was will ich mehr?Und wenn ich heute die Möglichkeit hätte, mein Bein wieder zu bekommen, dann würde ich das ablehnen, denn das, was ich bin, bin ich genau durch diesen Weg geworden, den ich gegangen bin in den letzten 48 Jahren, er ist meine Geschichte, und genau die will ich so.
    Ich denke,Du solltest da ein bisschen unterscheiden. Ich jammere ganz bestimmt nicht, mich zu bemitleiden gibt es keinen Grund. Aber grade aus dieser Distanz heraus erlaube ich mir heute,Dinge nicht schöner zu reden, als sie sind. Das habe ich früher getan--was war ich für ein Teenager , der ewig lächelte und bloß nie zugab, dass ich darunter litt, dass ich nicht wie alle meine Freundinnen Tanzstunde und den ersten Freund hatte. Lächeln ist bei Gott kein Zeichen dafür, dass man mit seiner Situation zurechtkommt--deswegen erlaube ich mir heute, nur noch dann zu lächeln, wenn ich das auch meine. Das ist oft, denn ich bin glücklich heute--- aber ich leiste mir auch die Ehrlichkeit, Dinge anzusprechen, über die ich nicht lächle.Es ist ein Fehler, sowas mit Selbstmitleid zu verwechseln.

    Ob Männlein und Weiblein, nur weil sie behindert sind,ähnlich oder gar gleich fühlen wäre Thema für einen anderen Strang. Ich bestreite es.

    Und Shari, eben--ich BIN die Frau Müller von nebenan....

    Gruß,
    annca
  • Die einen springen in den Pool und die anderen haben ein lieben und lebenswertes Leben und lächeln die überwiegende Zeit ihres Lebens, Frau Müller 😀
  • Muss eines das andere ausschließen?

    annca
  • Annca hat geschrieben:...Und Shari, eben- ich BIN die Frau Müller von nebenan

    Aha 😳
    Shari, hast Du so eine Frau M. nebenan? Ich nicht! 😢

    Frau Müller hat einen Pool, in den sie mal eben springen kann. Toll! Außerdem schreibt sie: „ich habe ein sehr glückliches Leben, habe ein schönes Berufsleben gehabt, das ich jetzt aufgab, um mit meinem Mann…, dessen Beruf ihn ständig in andere Länder der Welt führt , herumzureisen…… brauche nicht zu arbeiten ……was will ich mehr?"

    Frau Meier/ Herr Schulze (bei mir nebenan) leben teilweise von Hartz IV oder bekommen Erwerbsunfähigkeitsrente, wissen sehr oft gar nicht wie sie finanziell über die Runden kommen sollen. KÖNNEN nicht mehr arbeiten, von Reisen (die die liebe Frau Müller in viele Länder mit ihrem Mann macht) NUR TRÄUMEN. Sie haben oft noch nicht mal das Geld für das Schwimmbad an heißen Tagen, geschweige denn einen eigenen Pool!

    Frau Müller, Sie mit Ihren Privilegien, als ehemalige Lehrerin (ach wie schön, auch das noch zu wissen), denken Sie auch mal darüber nach, was Sie hier von sich geben, wenn andere, die bei Weitem NICHT MAL ANNÄHERND so viele Vorteile des Lebens genießen können, Ihre Texte lesen?

    Auf so eine Nachbarin kann ich verzichten, und glauben Sie mir Frau Müller:
    Mit Neid hat das nichts zu tun, eher mit Mitleid! 👿

    Das Glück Deines Lebens hängt von der Beschaffenheit Deiner Gedanken ab.
    - Marc Aurel -





  • Hallo ihr Lieben,

    gut, dass hier mal ein bisschen diskutiert wird 😀!
    Annca, danke für deinen Beitrag und den interessanten Link.
    Meine Frau Müller von neben ist Andrea Scherney - die Sportlerin. Sie kommt aus meinem kleinen Heimatort.
    Deshalb habe ich sie auch für meinen Artikel ausgewählt.

    Die Artikelserie ist jedoch noch nicht zuende! Ich bin für eure Anregungen natürlich sehr dankbar und werde sie in künftigen Artikeln sehr gerne aufnehmen.

    Viele liebe Grüße von
    Michaela
  • Hallo Michaela,

    genau so war mein Beitrag ja auch gemeint, als Anregung zu weiteren Möglichkeiten.Ich fand den Bericht über Andrea Scherney ja auch wirklich interessant.Mein Gedanke war nur der, dass erfülltes und sinnvolles Leben mit einer Amputation eben auch ohne Höchstleistungen stattfindet --und das hast Du ja auch an drei Beispielen gezeigt-und dass die meisten Medien das vergessen (Weil in Medien eben generell das Spektakuläre zählt).

    Ich bin gespannt auf Deine weiteren Artikel.

    Es grüßt,
    annca


  • Michaela_MyHandicap hat geschrieben:gut, dass hier mal ein bisschen diskutiert wird!

    Das finde ich auch und äußerst interessant. 😆

    Annca hat geschrieben:genau so war mein Beitrag ja auch gemeint, als Anregung zu weiteren Möglichkeiten.
    ICH FAND DEN BERICHT ÜBER ....ICH BIN GESPANNT AUF DEINE WEITEREN ARTIKEL.......

    Annca, auf weitere Diskussionen bist Du wohl besser nicht gespannt?

    VG, Jenny
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