Wie lange dauert es,bis ich mit einer Oberschenkelprothese ohne Stock laufen kann?

Hallo und gutenTag.
Ich bin seit 3Monaten Oberschenkel-amputiert,habe seit ca.8Wochen eine Prothese und das Gefühl,dass es irgendwie nicht schnell genug vorwärts geht. Bin ich zu ungeduldig?Gibt es hier einen "Leidensgenossen",der mir ein wenig helfen kann?Vielen Dank im Voraus.

Eure Emmi

Antworten

  • Hallo Emmi,

    so ein Muskelaufbau dauert lange. Aber je mehr Du läufst und trainierst, desto mehr belastest Du Deine Muskulatur und um so besser solltest Du den Fortschritt spüren. Man geht von 2-3 Jahren aus die jemand braucht um wirklich fit zu werden. Das heißt aber nicht daß Du 2-3 Jahre am Stock gehen mußt. Es hängt von der größe Deines Stumpfes, von Deiner Sportlichkeit und Deiner Belastbarkeit ab wie schnell Du Dich anpaßt. Du solltest auch wissen das es Menschen gibt, die nie vom Stock los kommen. Wenn Du Dir was gutes tun möchtest, solltest Du nach jeder körperlichen Belastung ein Glas Milch trinken oder einen Joghurt essen. So gibt Du Deiner Muskulatur nach jeder Anstrengung die Nahrung, die sie braucht.

    Gruß Karin
  • Emmi schrieb:
    Hallo und gutenTag.
    Ich bin seit 3Monaten Oberschenkel-amputiert,habe seit ca.8Wochen eine Prothese und das Gefühl,dass es irgendwie nicht schnell genug vorwärts geht. Bin ich zu ungeduldig?Gibt es hier einen "Leidensgenossen",der mir ein wenig helfen kann?Vielen Dank im Voraus.

    Eure Emmi


    ACHT WOCHEN!!!!!!!!! das ist gar nichts 😀

    Also ich bin mit einer Armprothese unterwegs und bekomme erst in den letzten Wochen - ca. 1 1/4 Jahre seit der Amputation und ein gutes Jahr seitdem die Prothese einigermassen funktioniert - den Eindruck, dass es so ganz langsam in den Ablauf hineinpasst, dass sich Dinge anfangen, 'normal' anzufuehlen. Also hier gehts ja eindeutig vorwaerts - aber also fuehlbar langsam. Ich habe mir selbst gesagt, vor Ablauf von 2-5 Jahren mache ich mir da ueberhaupt keine Gedanken.

    Am Anfang hatte ich auch das Gefuehl, alles hier und alles da, und sofort war der Ellbogen am ganzen Arm ueberlastet und so weiter. Also bis das alles so harmonisch geigt, das neue Gleichgewicht finden braucht also seine Zeit. Bei mir jedenfalls.
  • Hallo Karin und Swisswuff

    Herzlichen Dank für Eure schnellen und hilfreichen Antworten.Ich muss wohl ein wenig geduldiger mit mir sein,kann ja schon ein wenig ohne Stock laufen,aber mehr schlecht als recht.
    Danke nochmals und liebe Grüsse
    bis bald
    Eure Emmi
  • Hallo Emmi,

    es freut mich, daß wir Dir ein wenig helfen konnten. Natürlich hat jeder, der mit solch einer Lebensänderung konfrontiert wird, eine gewisse Erwartungshaltung. Diese Erwartungshaltung resultiert auf Erfahrungen, die Du vor dieser Lebensänderung gemacht hast. Im Alltag siehst Du meistens Menschen die schon ziemlich weit sind. Wer noch nicht so viel Training hat, hat noch nicht so einen großen Bewegungsradius. Aber Du kannst es schaffen. Und wenn nicht, solltest Du Dich nicht zu lange scheuen Dich für einen Rollstuhl zu entscheiden. Ich kann auch laufen und habe einen Rollstuhl und ich hatte eine Arbeitskollegin die Oberschenkelamputiert ist und auch einen Rollstuhl nutze. Sie war sogar Olympiasiegerin und schaffte es nicht den ganzen Tag durch die Gegend zu laufen. Wenn ein Rollstuhl Dir die Mobilität geben kann, die Dir Deine Prothese nicht gibt, ist ein guter Aktiv-Rollstuhl immer noch besser als zuhause zu versauern. Mir hat mein sportlicher Rolli eine ganz neue Welt geöffnet. Mit ihm habe ich meine Wunschmobilität, kann Sport machen und unterwegs sein, so oft und so viel ich möchte. Natürlich wünsche ich Dir das Du den Rolli nie brauchst, aber wenns mit dem Laufen nicht klappt ist ein Rolli ein Schritt nach vorne, nicht nach hinten.

    Viel Erfolg und große Geduld!

    Gruß Karin
  • Es braucht vor allem viel, oft und wenig belastende Einsaetze, ein scharfes Auge auf die Technik und Knowhow (gibt es Menschen, die irgendwas besser machen, wenn ja, was genau machen die besser?), bessere Uebungen (klever trainiert ist das halbe Rennen gewonnen) und natuerlich einen wirklich guten Ausgleich (was immer Dich happy macht).

    Man kann sich gerade am Anfang viel Aerger einfangen, wenn man es uebertreibt - und uebertreiben ist gar nicht noetig, fuehrt nicht so schnell zum Trainingseffekt.

    Am Anfang musste ich z.B. mit dem Silikonliner klarkommen. Es war der letzte Sommer, es war heiss und natuerlich bekam ich dauernd einen beissenden Ausschlag. Bis ich raushatte, wie das zu vermeiden ist (immer schoen trocken und sauber halten, Zinkoxid-Babypocreme, ..) musste es einfach etwas lockerer gehen.

    Prothesentechnik ist m.E. sehr wichtig. Zu Anfang stoerten mich einige ganz banale technische Probleme an der Prothese enorm, und zwar einige, die zaehle ich nicht alle auf. Zunaechst war z.B. das Stahlseil jeweils innert etwa 1 Woche durchgescheuert, stell Dir das mal vor. Dann riss es, immer im duemmsten Moment, ist ja klar. Oder dann waren da diese Otto Bock-Zapfen (damit steckt man die Hand oder den Hook in das Handgelenk) zu 80 Franken das Stueck (oefl!), die waren dermassen ungenau gefertigt, dass der eine verklemmte und der andere frei drehte ("Kinderueberraschungsbolzen" nannte ich die) - und mit einem frei drehenden Hook bist Du eben einfach angeschmiert, so siehts ja aus. Das war schlicht nicht tolerierbar, sowas machte mich - und dann noch bei derartigen Preisen - absolut rasend. Wir haben das dann nachgemessen, die Bolzen waren tatsaechlich lachhaft ungenau gefertigt.

    Wenn *ich* solche ungenauen Bolzen machen muesste, wie wuerde ich das machen? Dann wuerde ich 20 Stueck in einer Billigfertigung extern machen lassen, 50 Stueck woanders, 30 wieder woanders, je zu 1.50 CHF das Stueck und die dann ohne jede Qualitaetskontrolle mischen, verschicken und zu 80 CHF das Stueck verkaufen, das waere dann eine Marge von 5230%. Gemessen an der Minderwertigkeit der mir vorliegenden Ware eine Frechheit. Falls jemand hoert, dass Otto Bock das wirklich so macht, lasst mich wissen, ich habe da auch irgendwelche Sachen gehoert 😉

    Aber, egal, Teil meiner Rehabilitation ist jedenfalls, dass ich mich mittelfristig nicht ueber derartige absolute Frechheiten aufregen muss. Dann gibt es eben eine Uebung mit Selberbauen, Orthopaedietechnik und so weiter. Nicht alle Leute - so habe ich festgestellt - sind zum Glueck daran interessiert, zu Toppreisen Muell zu verkaufen, so dass man so ein bisschen aktiv suchen muss, worauf man sich verlassen kann. In der Beinprothetik ist die Auswahl groesser, da gibt es mittlerweile sehr gute Optionen verschiedener Hersteller. Da ist man nicht unbedingt darauf angewiesen, von sog. Problemherstellern zu kaufen, die ihre Fertigungsfehler nicht zugeben koennen, ums mal gleich direkt anzusprechen. Inzwischen ist vieles hier ganz gut herausgekommen, es gibt nur noch wenige grosse Probleme. Die Prothese sitzt jetzt, ist aufgrund der gut ausgesuchten Materialien praktisch geruchsfrei, leicht, ich habe keinerlei Einschraenkung der Bewegung am Ellbogen, volle Hebekraft mit einem Pinlock/Liner von Ossur (Ossur Upper X Liner, Icelock-Verschluss), eine korrekte Laenge, eins der wackelstabilsten Handgelenke weit und breit, und eine der stabilsten und brauchbarsten mechanischen Haende (Becker Lock Grip, USA). Die Invalidenversicherung hat hier ohne mit der Wimper zu zucken daher auch mein selbstgebautes Handgelenk bezahlt. Denen habe ich den Ramsch, den Otto Bock gebaut hatte, z.T. live in der Rechnungspruefung der IV gezeigt / vorgefuehrt, wo sie darueber den Kopf schuettelten. Aber ohne groebere Werkstattarbeiten und Revisionen, ohne internationales Support-Networking und ohne etwas Zusammenarbeit mit anderen Leuten war das nicht zu leisten. Ich wurde da aber frueh ermutigt, das Optimum zu fordern, und das hat sich rueckblickend *most definitely* gelohnt.

    Auf die Ermuedung ueber sagen wir mal einen ganzen Tag oder eine Woche spielt dann schon eine Rolle, wie gut die Prothese wirklich sitzt und wirklich funktioniert. Dann ist es eben wichtig. Dann kann man keine Zugestaendnisse machen.

    Have a nice Spaziergang 😀 Wolf.
  • Hallo Wolf

    Da schwirrt mit ja geradezu der Kopf bei all den techn.Problemen, die Du hattest.Davon habe ich überhaupt keine Ahnung,ist alles noch Neuland für mich.Jedenfalls hoffe ich,alles hat sich zu Deiner Zufriedenheit gelöst.
    Ich kann mich noch nicht viel an Euren Diskussionen beteiligen,da ich 4X die Woche zur ambulanten Reha gehe und danach immer total K.O. bin.Aber ich werde versuchen,so viel wie möglich da zu sein.Jedenfalls, danke für Deine Hilfe und bis dann

    Liebe Grûsse

    Emmi
  • das interessiert mich genau! Wann kann ich ohne Gehilfen frei mit meiner Prothese laufen. Das ist im Moment, 5 Wochen nach sehr gut verheilter Oberschenkelamputation nicht vorstellbar. Beim Laufen, besser gesagt beim Humpeln ist mein Kraftaufwand enorm hoch im heilen Oberschenkel und beiden Oberarmen. Ausserdem ist das Gleichgewichtsverhalten enorm gestört. Ich kann nicht frei stehen ohne Hilfe durch Gehhife oder Personen. Ich kann immer besser und weiter laufen,das belastet mich nicht. Jedoch verspüre ich keinerlei Fortschritte. Ist es jemals möglich, wieder frei laufen zu können? Gibt es hier Erfahrungswerte?
    Danke der Xaller
  • Ich bin seit elf Jahren oberschenkelamputiert und kann jetzt erst einige Stunden frei mit Prothese laufen. Im Sommer lasse ich sie ganz weg, denn da ist sie schlicht eine Qual.
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